Was die Nordsachsen zu Ostern unternehmen

Ostern ist für viele Menschen ein Anlass, um mit der ganzen Familie zusammen zu kommen. Die meisten haben ganz eigene Traditionen. Großelter, Kinder und Enkel genießen die ersten warmen Tage des Jahres gemeinsam. Normalerweise. Doch in Zeiten von Corona und den damit einhergehenden Ausgangsbeschränkungen sowie Kontaktverbot ist momentan alles anders. Die LVZ hat nachgefragt, wie die Nordsachsen dieses Jahr ihr Osterfest gestalten. „Normalerweise feiert die ganze Familie bei uns im Garten“, erzählt Bärbel Weber aus Delitzsch, aber „Leider kann ich meine Kinder und Enkel diese Ostern nicht sehen“. Die 73-Jährige findet die aktuellen Beschränkungen übertrieben. Wenigstens eine Tochter hat sie um sich, denn diese wohnt mit ihr auf einem Grundstück. Sie heißt Manuela Ramisch. „Wenn die ganze Familie zusammen kommt, suchen wir Ostereier und trinken Eierlikör“, schwärmt sie. Das wird es dieses Jahr nicht geben. Und auch der traditionelle Restaurantbesuch fällt aus, so die 52-Jährige. Julia Berg aus Zschortau erzählt: „Sonst besuchen ich, mein Mann und unsere Tochter die Familie. Jeden Tag sind wir unterwegs bei Omas, Opas und den Eltern. Ostersonntag suchen wir bei uns zuhause mit allen gemeinsam Ostereier“. Stattdessen lässt die 31-jährige dieses Jahr die Verwandtschaft per Videotelefonie über Whatsapp an der Suche teilhaben. Ostern habe er immer mit seiner Frau, dem Sohn, der Schwester und dem Schwager gefeiert, sagt Roy Lehmann aus Eilenburg. Gemeinsam ging es auch ins Griechische Restaurant. „Jetzt ist alles auf Null“, so der 53-Jährige. Nur seinem Sohn wird er auch dieses Jahr ein Schokoladen-Ei vorbei bringen. Elsa Zulauf aus Hohenprießnitz bringt es so auf den Punkt: „Dieses Jahr gibt es keine Kirche und keine Verwandtschaft“. Es sei eigentlich Tradition, dass die Familie aus Taucha sie und ihre Eltern besucht. Wenigstens ihre Oma, die nebenan wohnt, sehe die 17-jährige oft. „Aber nur im Garten und mit Abstand, denn ich möchte sie nicht gefährden“, sagt sie. „Ich bin gerade frisch gebackenen Tante geworden, aber so schnell werde ich meine Nichte wohl nicht sehen“, bedauert Nicole Kriesel. Sie arbeitet in Bad Düben und wohnt im nah gelegenen Tornau. Jedes Jahr kommt die weit verstreute Verwandtschaft bei ihr zusammen. „Das gefällt vor allem den Kindern“, so die 38-Jährige. „Dieses Jahr wird die Runde aber kleiner“, sagt sie. Gerlinde Bitzig aus Dommitzsch besucht gerne den Bad Dübener Markt. Dort erzählt sie, dass sie zu Ostern oft mit über 20 Verwandten ein Backofenfest feiert. Im eigenen Steinofen werde traditionell gemeinsam Pizzen gebacken. „Dieses Jahr bleibt der Ofen aus“, so die 57-Jährige. Sie sei vor allem traurig, dass sie die Enkel nicht sehen kann. Josephine Grunke ist mit Handschuhen und Mundschutz unterwegs, wenn sie Einkäufe tätigt. Denn ihr Mann sei krank. „So schütze ich ihn vor dem Virus“, sagt die 80-Jährige aus Bad Düben. Die letzten Jahre besuchte das Paar die Angehörigen in Delitzsch. Dieses Jahr bleiben sie Zuhause. Ein kleines Kaffeetrinken mit Kuchen vom Bäcker werde es aber geben, erzählt sie. „Es gibt keine Besuche, denn ich gehöre ja zur Risikogruppe“, sagt Hans Funk aus Bad Düben frustriert. In nächster Zeit wie auch zu Ostern bleibt dem alleinstehenden 84-Jährigen nur das Telefon, um Kontakt zur Familie und den vielen Freunden zu halten. Manuela Blaszellner steht mit ihrer mobilen Gulaschkanone oft in Eilenburg auf dem Marktplatz. Dort erzählt die 51-Jährige: „Dieses Jahr feiere ich nur mit meinem Mann und unseren Kindern“. Die Großeltern hätten Verständnis. Ersatzweise sehe man sich Ostern via Videochat. „Mein Schwiegervater ist für sein Alter sehr fit, was Technik betrifft“, sagt sie. Auch auf Sachsens Märkten unterwegs ist Harald Trubner. Normalerweise verkauft er auch auf Ostermärkten Wurst und Käse aus Wildenhain. Dieses Jahr nicht. Der 62-Jährige habe dafür kein Verständnis. „Die Infektionsgefahr ist doch viel geringer, wenn man Essen an der frischen Luft kauft, als wenn man in den Supermarkt geht“, sagt er. „Das Osterlamm gibt es diesmal in einer kleineren Variante“ sagt Roswitha Wagner aus Zschepen. In Ihrem großen Garten tummeln sich sonst Kinder und Enkel und suchen Ostereier. Diese Ostern sehen sie und ihr Mann die Familie nur über Videochat, so die 65-Jährige. Andreas Lambert aus Delitzsch bleibt Ostern zuhause und nutzt die freie Zeit mit Freundin und Hund. Das traditionelle Kaffeetrinken mit der Familie finde über Videokonferenz statt, so der 32-Jährige. „Oma und Opa wurden in der letzten Zeit dafür fit gemacht“, sagt er. Walter Wototschek, Oberförster aus Bad Düben, würde zu Ostern am liebsten mit Kurgästen durch die Dübener Heide wandern oder seinen Sohn aus Koblenz am Rhein treffen. Beides fällt für den 84-Jährigen Naturfreund dieses Jahr aus. Ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Ich werde sicher in der Heide unterwegs sein , wenn auch allein“, sagt er. Von Pauline Szyltowski

Corona-Ausnahmezustand - Was die Nordsachsen zu Ostern unternehmen