Weltkriegs-Munition wird auf dem Flugplatz Roitzschjora geborgen

Die zwei Jahre währende Kampfmittelbeseitigung auf dem Löbnitzer Flugplatz ist weitgehend abgeschlossen. Aktuell werden Berge des zuletzt untersuchten Boden-Materials wieder auf der Fläche verteilt. Gerold Weber, der Vorsitzende des Fliegerklubs Roitzschjora, ist nun doch froh, dass die Munitionsbergung auf dem Flugplatz in Gang kam. Die Untersuchungen fanden statt, weil ein Bebauungsplan „Luftfahrtbezogenes Sondergebiet Verkehrslandeplatz Roitzschjora“ erstellt wird. Dieser soll das Recht auf weitergehende Bebauung schaffen. Dazu war auch die Freigabe durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst nötig. Der hatte sein Veto eingelegt: Die Wahrscheinlichkeit, dort Kriegshinterlassenschaften zu finden, war hoch. Dabei war der Flugplatz Jahrzehnte genutzt worden ohne dass etwas passierte. Auch seitens der Gemeinde war lange davon ausgegangen worden, dass nichts zu finden ist. Flugzeuge starteten und landeten. Selbst Manöver der sowjetischen Streitkräfte mit Abfangjägern und Transportflugzeugen hatten zu DDR-Zeiten stattgefunden. „Auch bei Schachtarbeiten haben wir keine auffälligen Metallteile gefunden“, so Weber. Bis 2016 hatte das Gelände sogar als „härtester Acker des Ostens“, als Fläche fürs Metal-Festival With Full Force, gedient. Explosionsgefahr: Nachdem die Kampfmittel-Beseitigungs-Firma die Erde abschnittsweise abgetragen und untersucht hat, wurde doch alte Munition gefunden. Möglicherweise hätte einiges davon bei weiteren Baggerarbeiten gefährlich werden können oder wenn zufällig genau darüber ein Lagerfeuer gebrannt hätte. Bombardiert wurde der Flugplatz zwar nicht, aber die Munition war im Zuge der provisorischen Stationierung von Jagdfliegern der deutschen Wehrmacht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Roitzschjora gekommen. Beim Abzug sollte die Munition durch Sprengung vernichtet und gleichzeitig die Landebahn unbrauchbar gemacht werden. Jedoch verteilten sich Blindgänger auf der Fläche. Unmittelbar nach dem Krieg war nicht die Zeit aufwendiger Bergungen. Das Gelände wurde eingeebnet und vermutlich die ersten Jahre als Grasland genutzt, bevor die erneute Nutzung in Gang kam. Abschlussbericht im Januar: Wie viel Munition nun Jahrzehnte danach aus dem Erdreich geborgen, wie viel Fläche bearbeitet wurde, ist noch nicht beim Kampfmittelbeseitigungsdienst in Erfahrung zu bringen. „Entsprechend belastbare Aussagen sind erst nach dem Vorliegen des Abschlussberichtes möglich. Wir gehen derzeitig davon aus, dass der Bericht bis Anfang Januar vorliegt“, informiert Andreas Weiner, Leiter der Stabsstelle Kommunikation im Polizeiverwaltungsamt, auf die Nachfrage der LVZ. Munitionsreste werden im Wald vermutet: Der angrenzende Wald, der in privater Hand ist und nicht im Bebauungsplanareal liegt, war nicht ins aktuelle Beseitigungsprojekt einbezogen. Bei den Sprengungen bei Kriegsende flog das Material aber auch bis dorthin. „Können wir die Feuerwehr in den Wald lassen, wenn es brennt?“, fragt der Löbnitzer Bürgermeister Detlef Hoffmann (CDU). Es könne nur vom Weg aus gelöscht werden. Die Gemeinde hat diese Gefährdung nun auch bei den Behörden des Freistaats gemeldet. Von Heike Liesaus