Wieder 5 Wilde-Jahre: Bilanz für den Delitzscher OBM

Zwölf Jahre sind es nun insgesamt schon, im Juni vor fünf Jahren wurde Manfred Wilde (parteilos) als Oberbürgermeister der Stadt Delitzsch wiedergewählt. Zwei Jahre Amtszeit hat er noch vor sich. Lob und Tadel sind dem 57-Jährigen gewiss. Zeit für eine kleine Abrechnung: Vom Museum ins Rathaus: Vom Chefposten im Museum Barockschloss Delitzsch wechselte der promovierte Historiker auf den Chefposten im Rathaus. Frischer Wind zog in der Verwaltung ein und die Hoffnungen bei Bürgern und Mitarbeitern waren groß, Enttäuschungen aber blieben natürlich nicht aus. Bekannt ist der Rathauschef, der von sich selbst sagt, dass er nicht der typische Verwalter sei, unter anderem dafür, gerne Quereinsteiger ins Amt zu holen, was die Delitzscher Stadtverwaltung sehr rührig macht und viele Dinge nicht zu bürokratisch betrachten lässt. In der ersten Amtsperiode wurden aber auch Dienstverhältnisse hinterfragt. Es gab wegen der Wirtschaftsförderung einen Untersuchungsausschuss, der attestierte, dass die Vergabe der Personalie „intransparent“ lief. Die Wirtschaftsförderin verließ später für einen neuen Job die Stadt. Bad-Frage ist großes Thema: Die zweite aktuell laufende Amtsperiode ist dagegen geprägt vom Streit um das Bad. Warb der Stadtchef erst selbst noch mit wehenden Fahnen für einen Neubau in der Sachsenstraße, erkannte das Stadtoberhaupt zum Glück jedoch bald den Boden der Tatsachen und warnte rechtzeitig, dass das Projekt so nicht leistbar ist. Die Folge: Die Pläne sind dank des Stadtrats seit diesem Februar gestoppt, eine Mehrheit der Stadträte setzte sich mit der Neuausrichtung der Bäderlandschaft durch und der Standort Elberitzstraße soll aus- und umgebaut werden. Die Vorgänge werden dem OBM von Kritikern aus Reihen der SPD als Führungsschwäche angelastet. Die Zögerlichkeit in der Badfrage habe dazu beigetragen, dass sich die Stadtgesellschaft beinahe entzweit hat, findet ein anderer Stadtrat. Das wirke bis heute nach. Bauliche Fortschritte: Fern der Badfrage muss man festhalten: In den Wilde-Jahren hat sich in Delitzsch baulich viel getan, halfen Fördermittel Kitas und Schulen zu modernisieren und Brachen verschwinden zu lassen. Typisch für Manfred Wilde sei seine Hartnäckigkeit, sagt Mathias Plath von der CDU. „Hat er sich etwas vorgenommen, dann verfolgt er dieses Ziel“, so Plath. Wilde habe immer dann starke Phasen in seinem Amtieren, wenn es darum geht zu verwalten, findet Uwe Bernhardt von den Freien Wählern. Das habe sich während der Corona-Pandemie gezeigt, wo Wilde auf eine starke Verwaltung in seinem Rücken bauen konnte. In Umweltfragen fehle es dem Stadtoberhaupt mitunter an Sensibilität, Baumfällungen haben Wilde und dem Rathausteam so schon viel Unmut eingebracht. Zuletzt habe Wilde etwas amtsmüde gewirkt, glaubt Bernhardt. Dritte Amtszeit nicht ausgeschlossen: Manfred Wilde selbst sagt auf LVZ-Anfrage, dass er es sich vorstellen könnte 2022 wieder zu kandidieren – vorausgesetzt man habe das Gefühl, dass die Delitzscher das mittragen würden. Von Christine Jacob