Auf dem Mulderadweg zwischen Döbeln und Grimma

Es 14.30 Uhr und mein Plan steht fest. Also eigentlich habe ich gar keinen Plan, außer, dass ich eine Radtour machen möchte, am liebsten entlang der Mulde. Wem als Daheimgebliebener in diesem Corona-Sommer das heimische Dach langsam auf den Kopf fällt, der muss erfinderisch sein. Ferienfreizeiten sind ausgebucht, so manche Veranstaltung auf limitierte Teilnehmerzahlen begrenzt. Neue Ausflugsziele müssen her – und das so spontan wie möglich. Da scheint eine fixe Fahrradtour durch heimische Gefilde doch wie gemacht. Einfach raus aufs Rad und los gehts. Der Mulderadweg bietet dabei auf der Strecke zwischen Döbeln und Grimma von schönen Landschaften bis alten Gemäuern was das Herz begehrt. Was es zu entdecken gibt und auf was Radler acht geben müssen, steht in unserem Tourbericht. Gute Ausschilderung – Karten und Apps nicht notwendig: Wer in Döbeln losfährt, startet seine Tour am besten am Stadtbad. Hier beginnt der ausgeschilderte Radweg, der über die Klosterwiesen in Richtung Technitz führt. Eine Karte oder gar eine Radfahrapp brauche ich während der gesamten Fahrt nicht. An allen Weggabelungen und Kreuzungen ist für mich ersichtlich, wo es lang geht. Wer also wie ich spontan los radelt hat auch ohne Ortskenntnis und Navigation keine Probleme. Definitiv ein Pluspunkt, denn so kann ich voll und ganz die Fahrt durch die saftig grünen Muldewiesen genießen. Mein erster Halt folgt einige Kilometer später in Westewitz. Kur vorher mündet dort die Zschopau in die Freiberger Mulde und lässt den Strom um einige Meter Breite anwachsen. In Westewitz selbst lohnt sich auf jeden Fall ein kleiner Abstecher auf eine kalte Limo oder ein Radler in die Westewitzer Muldentalklause. Der Ausblick auf das Flussufer und den gegenüberliegenden Spitzstein entschädigen bereits an diesem Punkt für viele Anstrengungen. Vorsicht: Teile der Strecke führen über Autostraßen: Frisch gestärkt verlasse ich Westewitz und mache mich auf in Richtung des nächsten Ziels – Klosterbuch. Dazu führt mein Weg jedoch über die Staatsstraße. Und das wird sich in den folgenden Kilometern auch vorerst nicht ändern. Aus meiner Sicht ein Manko auf der Strecke. Gerade für schwächere Verkehrsteilnehmer, wie Kinder oder Senioren, stellen vorbeibrausende Autos ein Sicherheitsrisiko dar. Wer also einen Ausflug mit Kindern unter 12 Jahren plant, sollte diese Tatsache auf jeden Fall im Blick behalten. Auf manchen Straßenabschnitten sind teilweise Geschwindigkeiten von 70 bis zu 100 Kilometern erlaubt. Sparfüchse, etwa nicht in Westewitz eingekehrt sind, können auch auf halber Strecke in Richtung Klosterbuch ein Picknick einlegen. Den perfekten Ort dafür bietet das Mulde-Hochwehr. Einfach nach der Ortsausfahrt Westewitz am Mühlgraben dem Feldweg folgen. Aber Achtung: Das Betreten des Hochwehrs ist verboten. Außerdem sollten Sie ihren Müll wieder mitnehmen. Die nächsten Kilometer ohne Schatten bringen einen ganz schön ins Schwitzen. Abkühlung verschafft eine kurze Rast auf dem Gelände von Klosterbuch. Wer dort länger verweilen möchte, hat hier die Möglichkeit gegen ein kleines Eintrittsgeld sich umzuschauen. Ein Blick hinter die alten Klostermauern offenbart so manchen bunt blühenden Schatz. Ein Imbiss hat auch geöffnet. Veranstaltungshinweise gibt es im Netz. Halbzeit ist schließlich in Leisnig. Gute zwei Stunden sind bereits seit dem Start vergangen. Und die Nachmittagssonne ist brütend heiß – wer hier im Hochsommer unterwegs ist, sollte definitiv genug zu trinken mitnehmen. Schatten gibt es auf allen Wegen kaum. Teile der Route bequem mit der Bahn zurücklegen: Für Kurzausflüge bietet sich ebenso in Leisnig das Ausflugsende an, wahlweise mit einem kleinen Abstecher in der Burg Mildenstein. Auch hier gibt es, wie in Klosterbuch, verschiedene Tagesveranstaltungen oder Schlossbesichtigungen. Übrigens: An vielen Orten des Mulderadwegs zwischen Döbeln und Grimma können Radfahrer in den RB110 der Mitteldeutschen Regionalbahn im Stundentakt zusteigen und so Teile der Strecke auch mit dem Zug zurücklegen. Hier jedoch beachten: Vor allem in der Ferienzeit sind viele andere Radfahrer unterwegs und die Stellplätze im Zug nur begrenzt. Ich will jedoch meinen inneren Schweinehund überwinden und entschließe mich bis nach Grimma durchzufahren – und werde bei meiner Route über etliche Dörfer und Kornfelder mit postkartenreifen Ansichten verwöhnt. Wer Pause machen möchte, macht das am besten in den Ortschaften Tanndorf, Erlln oder Kössern am Wegesrand. Immer wieder finden sich auch befestigte Rastplätze. Oder man fährt noch ein paar Kilometer weiter bis nach Kleinbothen und genießt dort eine Abkühlung im örtlichen Muldenbad. Ein Abstecher bei der Hitze empfiehlt sich allemal. Eintritt für Erwachsene: 3,50 Euro. Von dort aus geht es auf den letzten Streckenabschnitt. Nun entlang der vereinigten Mulde die kurz vor Kleinbothen entsteht, weil sich bei Sermuth die beiden Schwestern Zwickauer (von Colditz kommend) und Freiberger Mulde zusammenschließen. Im Kloster Nimbschen genieße ich noch einmal die Ruhe der alten Ruine, einst Heimat von Katharina von Bora, ehe ich mich auf den Sattel schwinge und den letzten Anstieg nach Grimma meistere. Das Fazit: Fällt positiv aus. Wer schnell mal vor der eigenen Haustür die Gegen erkunden will, sollte auf jeden Fall den Mulderadweg ausprobieren. Wer von Döbeln bis nach Grimma durchzieht braucht bei mittlerer Geschwindigkeit gute vier Stunden – mit Trinkpausen und kurzem Schwimmbadaufenthalt. Zurückgelegt habe ich letztlich rund 45 Kilometer. Trotzdem ist der Weg für jedermann sowie alle Fitnesslevels gemacht und lässt sich auch auf weniger Streckenteile verkürzen. Der Zug ist dabei ein nützliches Verkehrsmittel. Wer nicht ortskundig ist, hat dennoch keine Sorgen. Die Wege sind an jeder Stelle ordentlich ausgeschildert. Ausprobieren lohnt sich also. Innerhalb eines halben bis ganzen Tages lässt sich echt viel entdecken. Alle Haltepunkte der Radtour Döbeln-Grimma im Überblick: Start: Döbeln Stadtbad Muldentalklause in Westewitz Mulde-Hochwehr Klosterbuch Leisnig und die Burg Mildenstein Tanndorf, Erlln und Kössern Muldenbad in Kleinbothen Klosterruine Nimbschen Ende: Grimma oberer Bahnhof Eine ausführliche Dokumentation des Mulderadwegs gibt es im Internet auf www.mulderadweg.de. Hier erfahren Sie alles zu den Streckenabschnitten beider Flussarme bis hin zur Elbmündung bei Dessau. Dazu gibt es weitere Tipps für Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten. Rund um den Störmthaler See Rund um den Zwenkauer See Rund um den Hainer See Von Grimma nach Wurzen Von Max Hempel