Das Geheimnis des Marder Senf hütet Reiko Wagner in Hartha

Wenn Reiko Wagner seinen Senf herstellt, dann ist das fast wie beim Druiden Mirakulix. Die berühmte Comicfigur aus „Asterix und Obelix“ ist nämlich bekannt für seinen geheimen Zaubertrank, dessen Rezeptur nur er ganz alleine kennt. Wenn der Druide seine Tränke braut, ist er stets für sich – niemand darf ihm über die Schulter schauen. Wagner rührt zwar keinen Zaubertrank in einer keltischen Hütte sondern in einer hochmodernen Produktionsstätte. Aber wenn es mal wieder Zeit ist, den berühmten Marder Senf anzurichten, dann ist auch Wagner ganz für sich alleine. Jede benötigte Zutat, alle Mischverhältnisse und Handgriffe, die man benötigt, um den markanten und scharfen Geschmack der gelben Paste herzustellen kennt nur der Chef selbst. „Ich hüte sie wie meinen Augapfel“, erzählt Wagner und lächelt dabei verschmitzt. Der Vergleich mit Mirakulix gefällt ihm. Seit 2016 kommt Marder Senf aus Hartha: Geheim war sie schon immer, die Formel für den Senf von August Marder. Im Mai 1886 gründet Marder in Döbeln seine Senfproduktion. Dort bleibt sie über hundert Jahre bestehen, ehe sie erst nach Waldheim, später dann nach Mügeln und letztlich nach Hartha zieht. Ein jeder Firmeninhaber bekam das Rezept von seinem Vorgänger weitergegeben – natürlich unter strengster Geheimhaltung. So auch Wagner, als er Ende 2015 beschloss, die Traditionsmarke von Dieter Lange zu übernehmen. Der Mügelner Unternehmer wollte kürzer treten, der Harthaer Wagner hingegen sich neben seinem Cateringbetrieb ein zweites Standbein aufbauen. „Außerdem war es mir ein besonderes Anliegen, dass diese geschichtsträchtige Marke auch in Zukunft der Region erhalten bleibt“, betont Wagner. Man habe sich schließlich zusammengesetzt und die Übernahme besprochen, erinnert sich Wagner. Danach ging es für ihn zwei Monate nach Mügeln zu Lange, von dem er alle Tricks und Kniffe der Produktion lernte. Zur selben Zeit wurde auf dem Wagner’schen Hof an der Töpelstraße in Hartha eine eigene Senf-Manufaktur neu gebaut und eingerichtet. „Im Januar 2016 konnte es dann endlich bei uns losgehen“, erzählt Wagner. Senfsaat, Essig, Salz und Zucker sind die Grundzutaten, soviel sei verraten. Sie kommen in großen Ladungen mit dem LKW an. Später schüttet sie Wagner in Maischebottichen zusammen, in denen er sie schließlich vermischt, fermentiert und das Endprodukt abfüllen lässt. Obelix hat seine Hinkelsteine. Und auch Wagner trägt die zentnerschweren Säcke meist selbst. In den Zaubertrank gefallen ist Wagner jedoch nicht. Er nimmt einfach den Gabelstapler zur Hilfe. Nächster Schritt: die überregionale Vermarktung: Seit vier Jahren führt Wagner nun die über 130-jährige Tradition fort – mit Erfolg. Den Menschen im Altkreis Döbeln schmeckt der Senf aus der eigenen Region noch immer. Das macht sich auch an der Ladentheke bemerkbar. „Wir stellen jedes Jahr immer mehr Senf her“, sagt Wagner. Wie viel genau, darüber hüllt er sich in Schweigen. Es gehe in die zweistellige Tonnenzahl. Abnehmer sind unter anderem Gastronomen, der Einzelhandel und Hofläden. Mittlerweile vertreibt die Marder GmbH ihre Produkte auch über einen Webshop. Vielen Dank an Otto Waalkes für das Foto nach der Verkostung Posted by Marder Senf on Friday, October 13, 2017 Mit dem Onlinehandel hat Wagner nun einen neuen Absatzmarkt für sich entdeckt. Denn nicht nur in der Region scheint der Marder Senf gut anzukommen. Im Netz bestellen nicht nur Exil-Mittelsachsen ein Stück Heimat. Es greifen vor allem jene zu, die den besonderen Geschmack von Marder Senf kennen und lieben gelernt haben. „Deshalb haben wir geplant, unser Produkt überregional noch stärker zu vermarkten“, sagt Wagner. Dafür rührt das Unternehmen ordentlich die Werbetrommel und hat dabei so manchen prominenten Unterstützer. So nutzt Fernsehkoch Stefan Marquard für seine Kochshow auf Youtube den Harthaer Senf. Unlängst posierte sogar Komiker Otto Walkes mit einem Fässchen der Marke Marder. Der Kurs steht also auf Wachstum. Die Möglichkeit dazu besteht in Hartha, meint Chef Wagner. „Unsere Kapazitätsgrenzen sind noch lange nicht erreicht.“ Von Max Hempel