Ein Schloss, (k)ein Besitzer, viele Kosten in Roßwein

Fünf Jahre nachdem sich die Gemeinde Niederstriegis als Eigentümer des alten Rittergutes in Otzdorf durch den Verkauf an Michael van Geyt zurückgezogen hatte, war es auch schon wieder vorbei mit der Hoffnung im Ort, das schönen Schloss sei in guten Händen gelandet. Den seit 2012 fehlt von den neuen Besitzern jede Spur. Nicht nur der frühere Bürgermeister der Gemeinde Heinz Martin machte sich auf die Suche nach dem Holländer. Spätestens 2018 ließ auch Stadtrat Peter Krause (Die Linke) das Verschwinden des Mannes, der in dem alten Schloss ein Museum eröffnen und seine Kunststich-Sammlung aus dem 19. Jahrhundert hatte zeigen wollen, keine Ruhe mehr. Vor allem auch, weil es mit finanziellen Einbußen sowohl für die Stadt Roßwein als auch für die OFM Abwasserentsorgung GmbH. Denn Michael van Geyt und seine Familie zahlen seit 2012 keine Gebühren mehr, reagieren nicht auf Mahnungen, sind unauffindbar. Mahnbriefe an eine Postadresse in England sind als unzustellbar zurückgekommen. Peter Krause hat aufwändig recherchiert, um den Holländer ausfindig zu machen. Anfang 2018 begann er damit, schrieb zunächst über das soziale Netzwerk Facebook alle Menschen mit dem Namen van Geyt an. Unter einem Vorwand, nämlich eine Vernissage zum Thema Kupferstiche in Roßwein zu gestalten, wollte er Michael van Geyt und seine aus Ungarn stammende Frau Zsusza Szikra als Laudatoren und Sachverständige einladen. Denn Michael van Geyt war wohl, wie Krause recherchiert hatte, für die Liszt-Sammlung tätig. Sämtliche Facebook-Anschreiben allerdings verliefen ins Leere, genauso wie Anfragen bei verschiedenen Stiftungen und Kunstsammlungen. Im Februar 2018 konnte Krause nach Anmeldung im Telefonbuch von Großbritannien und gegen Zahlung einer Gebühr die englische Postadresse der van Geyts bestätigt bekommen, doch Mahnungen an diese Adresse kamen fortan als unzustellbar zurück. Die Suche über das Portal Linkedin führte Peter Krause schließlich nach Zypern. Dort ist ein Michael van Geyt als Unternehmer registriert. Kontaktmöglichkeiten werden allerdings nur Premiummitgliedern angezeigt, zum Preis von knapp 400 Euro. Großes Ziel von Stadt und OFM ist es, die Grundsteuerschulen von inzwischen mehreren tausend Euro ins Grundbuch einzutragen und ein Enteignungsverfahren durchzuführen. Dafür aber sind nach deutschem Recht ein paar Voraussetzungen zu erfüllen. Die erste: es muss eine ordentliche Mahnung nachgewiesen werden. Weil die Briefe nach England allerdings als unzustellbar zurück kommen, ist diese Voraussetzung schon mal nicht zu erfüllen. Zur jüngsten Verbandsversammlung des AZV nutzte Peter Krause, der dort im Aufsichtsrat sitzt, die Gelegenheit und fragte nach dem Stand der Dinge, was die Recherchen nach dem verschollenen Rittergutbesitzer angeht. Denn inzwischen sind schon über die ausstehenden Gebühren hinaus Kosten aufgelaufen. Stadt und OFM haben nämlich eine Rechtsanwaltskanzlei in Döbeln mit dem Fall beauftragt, der vor das Amtsgericht Hainichen gebracht werden soll. Doch von dort kam der Hinwies, die OFM müsse zunächst sicherstellen, dass es die beiden Eigentümer nicht mehr gibt. Ein zu diesem Zweck beauftragter Detektiv, so erklärt OFM-Geschäftsführer Frank Lessig, sei europaweit nicht fündig geworden. Peter Krause versteht das nicht – was ist mit dem Kontakt in Zypern? Vom Amtsgericht heißt es jetzt auch, dass es Hinweise auf die Existenz des Michael van Geyt gäbe, virtuelle nämlich. Was wohl bedeutet, dass noch einmal ein Detektiv beauftragt werden muss. Wie lange das Verfahren noch dauert, ist aktuell noch nicht absehbar. Und das, obwohl alle Beteiligten ein großes Interesse daran haben, es endlich zum Abschluss zu bringen, denn mittlerweile stehen schon Kosten in Höhe von mehreren tausend Euro zu Buche. Und das Schloss? Verkommt inzwischen immer weiter, was es zukünftig auch nicht leichter machen wird, einen neuen Eigentümer zu finden – wenn es denn jemals versteigert werden darf. Von Manuela Engelmann-Bunk