Frostgestreift aus Sachsens Obstland: Innere Werte trotz Wetter-Blessuren

Nach einem Wirtschaftsjahr mit 2,4 Millionen Euro Verlust müssen sich die Vorstände der Obstland Dürrweitzschen AG über die weitere Strategie klar werden. Sie gehen auch ungewöhnliche Wege: In der Direktvermarktung werden Äpfel mit Schönheitsfleckchen auf den Bäckchen, die inhaltlich ebenso intakt sind wie ihre makellosen Geschwister, extra gepriesen. Außerdem gibt es bald neuen Glühwein aus dem sächsischen Obstland. Die Frostgestreiften sind dann also die Äpfel mit den inneren Werten, die im Leben schon den einen oder anderen Treffer einsteckten: Mit einer so genannten Frostnase, ein sichtbar heller Strich auf einer ansonsten hübschen gesunden Schale, sei der Apfel noch genauso wertvoll für die menschliche Ernährung, wie eine Frucht, die schadlos über den Sommer kam. „Schade drum, so etwas in Most oder Mus zu geben“, sagt Matthias Möbius, einer von zwei Obstland-Vorständen. Der Schutz des Obstes am Baum wird forciert. „Wir müssen wir dazu übergehen, möglichst hundertprozentige Schutzsysteme für unsere angebauten Früchte aufzubauen,“ so Jan Kalbitz, Obstbau-Fachmann der Obstland-Doppelspitze. Es sei eine technologische Herausforderung, beispielsweise Äpfel am Baum zu schützen, ohne Pflege und Ernte unnötig kompliziert zu machen. An den Hagelschutzkanonen, die nicht wenige Plantagen-Anwohner wegen Lärmbelästigung verfluchen, halte das Unternehmen fest, um den wirtschaftlichen Ertrag zu sichern. Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Bewässerung. Kalbitz dazu: „Wir müssen schauen, wo wir möglichst direkt auf Brunnen und andere Wasserquellen zugreifen können.“ Gute Erfahrungen bestünden dabei unter anderem bei Erdbeeren. Diese würden mittels Tropfschläuchen wassersparend bewässert. Eine frisch eröffnete Vermarktungsschiene auf dem Saft-Sektor wird wieder neu aufgenommen: Für drei Neuheiten, seit dem Frühjahr am Markt, hat Corona den Marketingschub ausgebremst. Unter Zusatz von Kräutern wie Lavendel und Salbei sind die Säfte als „Seelenruhig“ Lebenslustig“ und „Tatendurstig“ in Bioläden, Apotheken oder Freizeiteinrichtungen zu finden. Im Saxonia-Express des Verkehrsunternehmens DB Regio läuft ab diesem Monat eine Promotionaktion. Dabei gibt es Sachsentickets zu gewinnen. Möbius kündigt zudem an: „Innerhalb der kommenden zwölf Monate werden wir einen Online-Shop etablieren. Der hat den Vorteil, dass wir die Marke und letztlich unser ganzes Produktsortiment sichtbar machen können.“ 2014 gab es dazu bereits Versuche, wobei da die Zeit noch nicht reif war. Derzeit würden sich die Nachfragen häufen. Fragen wie der Logistik oder der Umverpackung seien neu zu überdenken. Mobius ist überzeugt, dass es generell funktionieren kann: „Erzeuger im Manufaktur-Bereich vermarkten bereits auf diese Weise.“ Der nächst Winter kommt bestimmt, auch für ein Obstbauunternehmen, und das bringt für neugierige Verbraucher bald flüssige Neuheiten mit sich: Die Obstbauern haben zwei Glühweine am Start, nämlich Apfel-Birne und Apfel-Himbeere. Von Steffi Robak