In Ossig leuchtet nur ein kleines Licht am Ende des Corona-Tunnels

Mit Kinderfilmen im Sommerkino und einem Udo-Lindenberg-Double versuchte Lars Lemke am Samstag einen Schritt in Richtung alte Normalität zu gehen. „Die Leute wollen natürlich auch mal wieder raus und etwas erleben“, sagt der Inhaber des Döbelner Restaurants „Bürgergarten“. Wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie kann es trotzdem noch nicht weitergehen. „Für uns ist die Maskenpflicht momentan das Schlimmste. Es ist eine Zumutung, damit bei 30 Grad zu bedienen.“ Doch Lemke weiß, dass immer noch Vorsicht geboten ist: „Wir müssen schon weiterhin Abstand halten, denn es ist ja noch nicht vorbei.“ Bürgergarten: Zeit der absoluten Ungewissheit ist vorbei: Vorbei ist hingegen die Zeit der absoluten Ungewissheit. „Mittlerweile sind wir schon optimistisch, dass es wieder vorwärts gehen kann“, meint der Mann vom Bürgergarten, der sein Team zwischenzeitlich in Kurzarbeit schicken musste. „Die ersten zwei bis vier Wochen haben wir einfach nicht gewusst, wo die Reise hingeht. Wir haben zwar immer versucht, ein bisschen Geschäft zu machen. Aber es war schon beängstigend.“ Doch mit Essens-Auslieferung und zur Abholung kam man irgendwie über die Runden. „Wir haben immer etwas versucht, damit die Leute auch sehen, dass es uns noch gibt“, erklärt Lemke. Und der Plan ging offenbar auf, denn mittlerweile kehrt die Kundschaft wieder in Scharen in den Bürgergarten zurück. „Man merkt aber, dass die Gäste anders drauf sind – verhaltener“, beobachtet der Gastronom. Wie es jetzt weitergeht? Das will Lemke noch nicht genau verraten. Fest steht, dass das Sommerkino und Lindenberg keine Einzelaktion bleiben sollen. „Wir stecken noch in der Planung und wollen unseren Gästen immer wieder etwas anbieten.“ Sonnenhof: Für die Standbeine herrschen Einschränkungen: Genau das ist auch Markus Weinerts Anspruch. Der Sonnenhof-Geschäftsführer will den Kopf nicht in den Sand stecken. Allein, die Umstände machen das schwer. Zwar läuft das Mittagsgeschäft am Wochenende derzeit fast besser als vor Corona. Doch dieses „Schnitzelgeschäft“, wie es Weinert nennt, sei in seinem Unternehmen ja eigentlich nur ein Zubrot. Die Standbeine des Landhotels in Ossig sind andere: große Veranstaltungen, Familienfeiern, Tagungen, mit denen auch die entsprechende Hotelauslastung verbunden und auf die die Personalstruktur des Hauses aufgebaut ist. Genau die Bereiche des öffentlichen Lebens, die nach wie vor durch Coronagrundverordnungen maßgeblich eingeschränkt sind. Ein paar Hochzeiten und Geburtstagsfeiern haben schon wieder stattgefunden auf dem Sonnenhof. Doch der Umfang stehe in keinem Verhältnis zu sonst. Die Kulturscheune stand jüngst Freitag und Samstag leer – „das gab es in den zurückliegenden drei Jahren nicht mehr“, sagt Weinert. Abgesehen von den offiziell geltenden Beschränkungen – Familienfeiern bis 100 Leute sind erlaubt, Veranstaltungen bis 1000 Personen, das alles mit dem entsprechenenden Hygienekonzept – sei es auch die Angst in den Köpfen der Leute, die für Zurückhaltung sorge. Immer wieder gibt es Stornierungen. Motivation droht verloren zu gehen: Ein Ende ist nicht in Sicht, sagt Weinert. Und genau das sei das, was lähmt. „Es ist wenig Licht am Ende des Tunnels“, beschreibt er die aktuelle Lage auf dem Sonnenhof. Die Kurzarbeit für sein Personal hat er bis Ende des Jahres verlängert. Momentan liegen die Stornierungen für Feiern und Veranstaltungen und damit der Umsatzausfall bei rund 750 000 Euro. „Das ist alles kein Spaß mehr“, sagt der leidenschaftliche Wirt und Organisator, dem aufgrund der Situation momentan auch ein wenig die Motivation droht verloren zu gehen, neue Dinge anzukurbeln. Dabei herrscht nicht immer Stille. Richtig gut läuft der nach Corona neu ins Leben gerufene Kultursonntag mit Livemusik zum Mittagessen. „Das ist ein wachsendes Angebot, es kommen immer mehr Leute auch mit dem Fahrrad von weiter her zu uns hier auf den Berg.“ Und Markus Weinert versucht die Lücken zu füllen, die aufgrund abgesagter Veranstaltungen entstehen. Wie etwa an den Wochenenden, an denen der KCH-Sommernachtsball oder das Käfertreffen hätten stattfinden sollen. Der Sommernachtsball ist auf den September verschoben, dafür gibt es am 4. Juli den „Sommernachtstraum“ mit Zick-Zack aus Berlin. Und am Wochenende 31. Juli bis 2. August wird sich statt der Käferbande die Rock’n’Roll-Szene auf dem Sonnenhof ein Stelldichein geben. Ein Festival mit zehn Bands, fünf DJs, drei Bühnen plant Weinert. Vintage-Cinema, Tanzkurse, ein RnR-Friseur, Workshops, Trödelmarkt und Kinderprogramm – alles soll dabei sein und ist in Planung. Das Hygienekonzept wird erstellt. Denn immer noch gilt auf dem Sonnenhof: „Wir wollen die Leute animieren, raus zu kommen, das Leben zu genießen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken!“ Zschaitz: Die Leute kommen wieder gern: In Zschaitz lebt Adalbert Jentzsch ein ähnliches Motto. „Wir haben an keinem Tag wegen der Corona-Krise schließen müssen“, sagt der Gastwirt von Gasthof „Zur Post“ in Zschaitz. Stattdessen haben er und seine Frau versucht, das Essen an die Leute auszuliefern. „Wir haben jeden noch so kleinen Auftrag angenommen, um weitermachen zu können.“ Die Resonanz war übersichtlich, die Mühe aber immerhin nicht umsonst. Die Zeit, in der der Wirt keine Gäste in seinem Gasthof empfangen konnte, nutzte er, um das Vereinszimmer neu zu gestalten. Seit wenigen Wochen hat Adalbert Jentzsch nun wieder geöffnet. „Die Leute kommen wieder gern zu uns.“ Nur die Sache mit dem Mundschutz ist schwieriger als gedacht, sagt er. „Die Bestellungen mit Mundschutz aufnehmen und wiedergeben ist nicht einfach.“ Trotzdem ist der 65-Jährige zufrieden. Die ersten Veranstaltungen nach der Corona-Zwangspause seien auch schon geplant: Im Herbst, am 26. September steht die Band „Apfeltraum - Cäsars Söhne spielen Cäsars Songs“ auf der Bühne. Für Adalbert Jentzsch und seine Frau heißt es jetzt aber erst einmal Zurücklehnen und Genießen. „Wir gönnen uns Ende des Monats zwei Wochen Urlaub“, sagt er. Von André Pitz, Manuela Engelmann-Bunk und Stephanie Helm