Kultur und Bildung Gelber Bus mit Büchern und mehr

Was einem so einfällt, wenn man an die Kindheit denkt – nur wenige schreiben ein Buch darüber. Erich Kästner hat es getan. Seine Mutter Ida stammt aus Kleinpelsen bei Leisnig, heiratete ihren Mann Emil Kästner in der Kirche von Börtewitz. Kindheitstage verbrachte Kästner in Döbeln, wo sein Vater, nicht eben erfolgreich, eine Sattlerwerkstatt betrieb. Nach deren Bankrott zog die Familie nach Dresden – all das verewigte Erich Kästner in dem Buch „Als ich ein kleiner Junge war“. Dieses reist derzeit in einem gelben Auto in Sachsen herum. Am Freitag stand es auf dem Markt von Leisnig. Denkanregungen in kleinen Schubfächern: Hannah Hofmann und Juliane Prautzsch vom Erich-Kästner-Haus in Dresden erwarten ihre Gäste unter freiem Himmel, am Klapptisch, zu einem Becher Tee und zum Reden. Die Anregungen, wenn sie nicht von alleine kommen wollen, bringt das gelbe Museums-Mobil in Hülle und Fülle mit: In kleinen Schubfächern, in denen man kramen kann, in denen bunte Murmeln kullern oder auf handgeschriebenen Zetteln steht, die Menschen könnten sich doch hin und wieder ein Lächeln schenken oder danke sagen. Das schrieben Leute aus Großenhain oder Oppach auf die Zettel – am Freitag machten Museums-Mobil-Besucher in Leisnig sich Gedanken darüber . „So soll es auch sein“, erklärt Projektkoordinatorin Noëlle Waibel. Sieben Themenbereiche reißt das Mobil an: Schon in den 20er und 30er Jahren, zu Kästners Zeit, machten sich Menschen Gedanken darüber, wie der Mensch der Zukunft wohl aussehen werde, „und dieser Diskurs hält ja im Grunde an“, so Waibel. Begegnungsraum unter freiem Himmel: Das Museums-Mobil rege auch dazu an. Es sei als Begegnungsraum zu verstehen, soll neugierig machen. Zwar sei Kästner mit seinen Kinderbüchern bekannt geworden. Befasst habe er sich jedoch auch mit den Fragen seiner Zeit – und die sind auch heute aktuell. Wer das Mobil besucht, kann von dort also gleichermaßen etwas mitnehmen wie auch hinterlassen. Es handelt sich nicht um eine Kinderausstellung, spricht vielmehr hauptsächlich Erwachsene, vornehmlich Senioren an. Die Aktion hat ihren Ursprung im Erich-Kästner-Haus für Literatur in der Villa Augustin in der Dresdener Antonstraße. Das Haus gehörte Kästners Onkel. Kindheitsstätte kurz vorm Geburtstag besucht: Waibel weiter: „Es ist ein schöner Zufall, dass das Mobil kurz vor Kästners Geburtstag, der am 23. Februar ist, so nah an seiner Stätte der Kindheit Station macht.“ Bisher ist noch keine weitere Station um Döbeln avisiert. Jedoch kommt das Mobil an weiteren Tagen nach Leisnig, und zwar am 6. sowie 20. März, und am 3. April, jeweils freitags, zwischen 12 bis 16 Uhr. Bis Juni 2021 dauert das Projekt an, in dessen Rahmen das Museums-Mobil auch in anderen Bundesländern seine Kreise ziehen soll. Schirmherr des Projektes ist Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Es soll Menschen erreichen, die sonst nicht in das Kästner-Haus nach Dresden kommen würden. Auf Nachfrage würden auch Schulen besucht. Doch Waibel stellt auch ganz klar fest: „Wir wollen Menschen außerhalb institutioneller Kontexte erreichen. Deshalb ist es uns wichtig, ihnen einfach auf der Straße zu begegnen, dort, wo sie vielleicht zufällig unterwegs und neugierig sind, was das gelbe Auto zu bieten hat.“ Von Steffi Robak

Kultur und Bildung - Gelber Bus mit Büchern und mehr – warum in Leisnig?