Der Döbelner Verein Treibhaus e.V. hat als Mieter die Räume des ehemaligen Frauenzentrums Regenbogen in der Zwingerstraße übernommen. Der Verein zur Förderung von Fraueninitiativen hatte sich im September nach 23 Jahren aufgelöst. Zahlreiche Gruppen, die sich unter dem Dach des Frauenzentrums regelmäßig getroffen haben, hingen durch die Schließung in der Luft. Die TAG als Vermieter bemühte sich um eine Lösung – im eigenen Interesse der Wiedervermietung, vor allem aber auch, um den Ort im Stadtzentrum als Begegnungsstätte erhalten zu können.
Genau das ist jetzt gelungen. In vielen Gesprächen zwischen der TAG und den Vertretern der einzelnen Gruppen habe man nach Lösungen gesucht, um die Räume weiter nutzen zu können. Im Treibhaus-Verein hat man sie schließlich gefunden. „Wir haben natürlich mitbekommen, dass das Frauenzentrum schließt und das bedauernd zur Kenntnis genommen“, erinnert sich Treibhaus-Geschäftsführerin Judith Schilling. Daran gedacht, als Auffangnetz zu fungieren, habe man selbst aber zunächst nicht. Die TAG ist auf den Treibhaus e.V. als größten Döbelner Verein, der soziokulturelle Arbeit leistet, mit der Idee zugegangen, die Räume zu übernehmen.
Nach durchaus intensiven Diskussionen im Vorstand, wie Judith Schilling bekennt, sei der Entschluss zugunsten der Objekt-Übernahme gefallen. 600 Quadratmeter hat das Treibhaus-Team nun zur Verfügung, um sie an Untergruppen. „Es ist uns wichtig, dass die Angebote die hier in vielen Jahren geschaffen wurden, weitergeführt werden können“, sagt Stephan Conrad vom Jugendbüro des Treibhaus-Vereins.
Die TAG hat die Räume so, wie sie vom Frauenzentrum genutzt wurden, wieder zur Verfügung gestellt und ist dem Verein beim Mietpreis entgegengekommen. Investitionen in die Räumlichkeiten sind nicht geplant. Mobiliar und Sportgeräte haben die neuen Mieter vom Vorgänger übernommen. Im Erdgeschoss treffen sich nun weiter regelmäßig Gruppen wie die Rheuma-Liga, der Lady-Sport, Thai-Boxer und verschiedene Bauchtanzgruppen. Auch die Volkshochschule hat sich zunächst bis Mitte November eingemietet. Mit der Fläche in den beiden oberen Etagen kann der Treibhaus-Verein dem Platzmangel in seinem Domizil in der Bahnhofstraße begegnen. Eine Etage hat der Fotoclub um Ron Lienkämper in Beschlag genommen, in der mittleren ist das Nähcafé des Willkommen-Bündnisses eingezogen. Bislang waren die wöchentlichen Treffen in der Bahnhofstraße stets mit großem logistischen Aufwand verbunden, weil das Nähcafé keinen eigenen Raum zur Verfügung hatte.
Inwieweit der Treibhaus-Verein selbst inhaltlich am neuen, zusätzlichen Standort arbeiten wird, bleibt abzuwarten. „Wir haben ja mit den 400 Quadratmetern in der Bahnhofstraße schon gut zu tun“, sagt Judith Schilling. Für eigene Projekte in der Zwingerstraße bräuchte man wieder mehr Personal und Fördergeld, erklärt Conrad. Ausgeschlossen ist aber nichts, sagt er. Jetzt gehe es vordergründig aber darum, das Objekt auszulasten und als Begegnungsstätte zu erhalten. Interessierte Gruppen können sich melden.
Das Treibhaus-Team hat auch das Gespräch mit den Frauen gesucht, die früher aktiv im Regenbogenverein gearbeitet haben. Vielleicht wird es zukünftig wieder ein Frauenfrühstück geben. Das war die älteste, vom Regenbogenverein ins Leben gerufene Gruppe. Überlegungen, den Kleiderbasar wiederzubeleben, gäbe es auch. Das gehe aber nur über private Initiativen. „Es stehen regelmäßig Leute hier vor der Tür“, unterstreicht Judith Schilling, wie wichtig das Begegnungszentrum in der Stadt ist.
Von Manuela Engelmann