Karin Klaffenbach ist auf einen Elektro-Scooter angewiesen. Ohne das Gefährt kommt die Seniorin nicht mehr selbstständig zum Einkaufen in die Puschkinstraße in Eilenburg-Ost. Um so mehr freute die 84-Jährige, dass es jetzt ein neues glatt asphaltiertes Wegstück an der Hochhausstraße gibt. Im Infoblatt der Wohnungsgenossenschaft (WGE), bei der sie Mieterin ist, hatte sie davon gelesen. Sie fuhr also, als sie vom Einkauf kam, über diese Trasse. Doch an der Einmündung zur Rosa-Luxemburg-Straße musste sie umkehren und einen anderen Weg suchen. Der Bordstein ist nicht zur Straße abgesenkt. Die Kante ist nicht hoch, doch wegen seiner kleinen Räder könnte der Scooter dort gefährlich ins Kippen kommen, befürchtet Klaffenbach. Sie fragte bei der WGE nach. Dieser Wegeteil gehöre nicht zur Genossenschaft, wurde ihr gesagt.
Absenkung unerwünscht
Die LVZ-Nachfrage bei der Eilenburger Wohnungsbau und Verwaltungsgesellschaft (EWV) ergibt: Die Bordsteinkante war schon immer dort. Dieser Wegteil sei nur repariert worden, eine Umgestaltung nicht vorgesehen. Zudem soll die Kante signalisieren, dass Autos nicht durchfahren sollen. Die sich einladend trichterförmig zur Straße öffnende Fahrbahn stammt noch aus den Zeiten, als die Müllfahrzeuge einbogen. „Aber sie fahren nicht mehr dort entlang, um den Weg nicht zu beschädigten“, so Geschäftsführrin Birgit Bendix-Bade. „Wir haben auf Anfrage bei der Stadt nochmals bestätigt bekommen, dass eine Absenkung zur Rosa-Luxemburg-Straße an dieser Stelle nicht gewollt ist. Zudem ist das ein Privatweg, der nur von anliegenden Mietern genutzt werden sollte.“
Als Benachteiligung empfunden
Karin Klaffenbach findet, dass hier ein weiteres Mal zum Nachteil derjenigen gehandelt wird, die mit Handicaps zu kämpfen haben, schließlich ist nicht nur sie auf Hilfsmittel angewiesen, um mobil zu sein. Autos indessen meistern problemlos die Kante, kraftfahrende Mieter nutzen die Ausfahrt. „Die anderen Routen für mich sind sehr holprig“, so Klaffenbach. Absenkungen an der Luxemburg-Straße sind zudem meist zwischen den Seiten versetzt. Dann muss die Seniorin mit ihrem Scooter auf der Straße entlangzuckeln. „Dabei darf ich eigentlich nur auf dem Fuß- oder Radweg fahren.“
Von Heike Liesaus