Wie lässt sich die Energie der Sonne nutzen, die ins Fenster scheint? Wie kann ein Fenster gleichzeitig Lärm abhalten und Frischluft einlassen? In der Eilenburger Fenstertechnik (EFT) wurden Antworten auf diese Fragen entwickelt. Und für beide Projekte gibt es den Ritterschlag in Form der Förderungen aus dem europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020. Kriterien des Wettbewerbs um diese Mittel sind „Exzellenz“, „wirtschaftliche Auswirkung“ und „effiziente Durchführung“, so das Wirtschaftsministerium Sachsen.
Fenster fängt Sonnenenergie
Als vor einigen Tagen beim Termin vor der Prüfungskommission in Brüssel plötzlich alle Gäste die Smartphones zückten und fotografierten, erinnerte das EFT-Seniorchef Gerold Schwarzer schon an die Präsentation eines neuen Autos. Dabei dürfte von der Innovation selbst auf den Bildern nicht so viel zu sehen sein, sondern nur ein Fenster, hinter dem ein Heizstrahler steht. Denn was da tatsächlich entwickelt wurde, präsentiert sich im Wesentlichen transparent. So sind die Fenster nun mal: Einfach dazu da, Licht ins Haus zu lassen.
Hier ging es natürlich um mehr: 14 Partner aus Belgien, der Tschechischen Republik, Österreich und Deutschland arbeiteten beim Verbundprojekt „LaWin“ zusammen. Ziel ist es, großflächige Fenster- und Fassaden-Elemente zu entwickeln, bei denen zwischen zwei Glasscheiben Flüssigkeit zirkuliert, mit der sich Sonnenenergie für die Raumklimatisierung nutzen und damit zur CO2-Reduzierung beitragen lässt. Insgesamt sind in das Verbundprojekt EU-Mittel in Höhe von sechs Millionen Euro geflossen. Rund 500 000 Euro entfielen auf das Eilenburger Unternehmen.
Die Spezialflüssigkeit in den Kapillaren der LaWin-Scheibe wird von der Sonne, ähnlich wie bei Warmwasser-Solarmodulen, aufgeheizt. Über Wärmetauscher kann die Energie dem Heizsystem zugeführt werden, kann der Raum dahinter gekühlt werden, erläutert Gerold Schwarzer. In LaWin steckt zum Beispiel Know How des Glasherstellers, der die Kapillaren ins noch flüssige Glas einwalzt. Geschäftsführer Gerold Schwarzer freut sich aber ebenso, dass Eilenburger Handwerksfirmen halfen und das Drumherum für das Modellfenster so bauten, dass die Effekte der Prüfungskommission gezeigt werden konnte.
Lärmschutz mit Frischluft
Das zweite Innovations-Projekt der Eilenburger Firma trägt den Namen Soundproof4win, was Lärmschutz für Fenster ebenso wie Lärmschutz mit Gewinn assoziiert. Den Architekten werden sie auch mit dem Begriff „Hafencity-Fenster“ nahegebracht. Der steht dafür, dass solche Systeme Lärm abhalten und auch Frischluft ohne extra Lüftungssystem hereinlassen. Und solche Lösungen brauchen die Planer, wenn sie für lärmbelastete Baugebiete arbeiten. Denn sowohl Schallpegelgrenzwerte in Wohnräumen als auch die Möglichkeit der Frischluftzufuhr sind gesetzlich vorgeschrieben.
Bei der FTE-Lösung wird ein Kastenfenster mit einer luftdurchlässigen, aber schallisolierenden Schicht entweder längs oder quer zweigeteilt. Wenn dann auf der einen Seite der Fensterflügel außen und auf der anderen Seite der Flügel innen geöffnet wird, kommt die Luft von draußen in den einen Teil des Fensterkastens, geht durch den Schallabsorber hindurch in den anderen und von dort in den Raum. „Es war gar nicht einfach, dafür das geeignete Material zu finden“, zeigt Schwarzer die Konstruktion. Eine Million Euro aus dem Programm Horizon 2020 fließen in dieses Projekt. Das Geld soll helfen, das Eilenburger System europaweit am Markt einzuführen. „Es muss zum Beispiel bei Planern, Gutachten, Behörden bekannt gemacht werden“, erklärt Gerold Schwarzer. „Wir können damit auch neue Maschinen und Anlagen zukaufen und unser Produkt weiter technisch optimieren.“
Von Heike Liesaus