Eigentlich wollte Martina Saalbach ja nur der Rasselbande, den Jüngsten der Schalmeienmusikanten Langenreichenbach, den Takt vorgeben. Doch als Nordsachsens Dezernent Eckhard Rexroth nach der Besichtigung des Vereinshauses gemeinsam mit den Mitgliedern der Bundesjury des Wettbewerbes das Gebäude wieder verließ, hatte er plötzlich Blumen und Urkunde in der Hand. Bis dahin hatte die 19-Jährige keinen Schimmer, dass die nun kommende Ehrung ihr gelten sollte. Aus dem Ehrenamtsbudget des Landkreises Nordsachsen gab es 250 Euro für die 19-Jährige, die bis zu drei Übungseinheiten in der Woche leitet und in punkto Ehrenamt aktiv ist, seit sie 13/14 Jahre alt ist. „Solch ein Verein steht und fällt mit dem Ehrenamt“, betonte Rexroth und gratulierte der sichtlich gerührten jungen Frau zu der Auszeichnung.
Verein hat rund 70 Mitglieder
Stolz herzte auch die Mutter und Vereins-Chefin, Sylvia Saalbach, ihre Tochter. Derzeit zählt der Verein über 70 Mitglieder. Die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. Ein Zufall ist das nicht. Mit der Mockrehnaer Pumput-Grundschule und der Oberschule betreibt der Verein ein Ganztagsprojekt in seinem Vereinsheim. Kinder der 1. und 2. Klasse kommen in diesem Rahmen bereits nach Langenreichenbach. In der Rasselbande können Erst- bis Drittklässler spielerisch mit Musik und dem Musizieren Bekanntschaft schließen. Die Nachfrage ist groß. So groß, dass mit dem neuen Schuljahr wohl eine zweite Rasselbande eröffnet wird. Auch in den größeren Klassen gibt es im Rahmen des Ganztagsprojektes Gruppen. Nach und nach wird so der musikalische Nachwuchs bis zur Orchesterreife geführt.
Schalmeienmusikanten werden zur Auszeichnungsveranstaltung in Berlin spielen
Bei allen möglichen Anlässen lassen die Schalmeienmusikanten von sich hören. Nicht nur bei örtlichen Veranstaltungen, sondern auch über die Grenzen der Region hinaus. Alle fünf Jahre nehmen sie eine neue CD auf, über 100 Titel gehören zum Repertoire. Rund 30 Auftritte haben sie im Jahr, so zum Beispiel beim Tag der Sachsen in Torgau.
Weit gereist sind sie auch schon – nach Australien oder in die USA. Einer der ersten Termine 2020 ist am Mittwoch hinzugekommen. Denn der Vorsitzende der Bundes-Jury des Wettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ buchte die Langenreichenbacher kurzerhand als kulturellen Act für die Auszeichnungsveranstaltung in Berlin.
Vereinsgebäude soll mit Leader-Mitteln erweitert werden
Die Musikanten haben zudem in eigener Sache noch viel vor. So wollen sie mit Hilfe von Leader-Fördermitteln im kommenden Jahr ihr Vereinsgebäude erweitern, die Toiletten behindertengerecht umbauen. Auf der Wunschliste steht auch, die Heizung von Elektro auf Gas umzustellen. All das kostet aber. Doch auch das werden die Musikanten beweisen: Sie können nicht nur spielen, sondern auch anpacken.
Von Kathrin Kabelitz