Frohburg: Wer kandidiert fürs Bürgermeister-Amt?

Wann ein neuer Frohburger Bürgermeister gewählt wird, mit dieser Frage hat sich der Stadtrat noch nicht befasst. Noch nicht befassen können, denn er trat noch nicht zusammen in diesem Jahr. Fakt nur ist: Wolfgang Hienschs Erklärung, sich sieben Monate vor dem regulären Ende seiner Amtszeit 2022 zurück ziehen zu wollen, hat die Fraktionen im Stadtrat überrascht. Selbst die der Bürgergemeinschaft unabhängiger Bürger Frohburg (BuW), auf deren Mandat Hiensch seit 1990 als Stadtoberhaupt fungiert. Wie das Parlament Hienschs Entschluss aufnimmt und wer wann einen Kandidaten für die Wahl aufstellen möchte – die LVZ fragt nach. Eine Kandidatin gibt sich bereits zu erkennen. CDU: Kandidat mit breiter Unterstützung wünschenswert: „Herr Hiensch hat immer betont, dass er die Amtszeit in jedem Fall zu Ende führen wird“, sagt Michael Franke, CDU-Fraktionschef und damit Kopf der stärksten Ratsfraktion (sieben Sitze). Die Entscheidung, aus Altersgründen eher zu gehen, sei aber zu respektieren. Die CDU werde sich im März mit dem Kandidaten-Thema befassen. Die Frage, ob er sich eine Partei- übergreifende Kandidaten-Suche vorstellen könne, beantwortet Franke so: „Für einen Kandidaten, egal welcher Partei zugehörig, ist eine breite Unterstützung wünschenswert und im Sinne von Frohburg und den Ortsteilen. Aber im Sinne einer Wahl ist es auch gut, wenn die Bürger eine Auswahl unter verschiedenen Kandidaten haben.“ Mit Karsten Richter hatte die CDU bei der jüngsten Bürgermeister-Wahl 2015 dem Amtsinhaber erstmals seit 1990 einen Konkurrenten beschert. Allerdings hatte sich Wolfgang Hiensch mit 76,9 Prozent klar durchgesetzt. BuW würde gern, muss aber erst reden: „Wir würden gern einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken“, sagt Rico Hiensch, der BuW-Fraktionschef (drei Sitze). Doch aufgrund der unerwarteten Entscheidung des Stadtoberhauptes und der Corona-Einschränkungen habe man noch keine Gespräche führen können. Hinzu kommt, dass sich die BuW, 1990 gegründet, zum Jahresende 2020 auflöste, weil sich kein Vorsitzender des Vereins fand; die Homepage ist diesbezüglich nicht auf dem aktuellen Stand. Ohne vorgreifen zu wollen: „Mit großer Wahrscheinlichkeit“ sei eine übergreifende Kandidaten-Suche zielführend zum Wohlergehen der Stadt. SPD setzt auf breiten Konsens: „Gespräche finden statt. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt Franziska Mascheck (SPD) auf die K-Frage. Einem Kandidaten, der von vielen Kräften getragen werde, gegenüber sei man aufgeschlossen. Die SPD-Stadträtin bildet mit den beiden Linke-Abgeordneten eine gemeinsame Fraktion. Linke: Gemeinsamer Kandidat wäre gut: Eine Person zu suchen, die auf einer breiten Basis aufbauen könne, hält Siegfried Runkwitz (Linke) für richtig. Dass dieser Prozess Zeit brauche, verstehe sich von selbst. Eine Frau oder einen Mann für ein solches Amt „schüttelt man nicht so aus dem Ärmel“. Parteilose Susann Müller bekennt sich zu Ambitionen: Dass sie solchen Kriterien entsprechen könnte, Susann Müller geht davon aus. Die Frauendorferin führt die vierköpfige AfD-Fraktion, ist selbst aber kein Mitglied der Partei. „Die AfD stellt keinen Kandidaten. Ich persönlich werde mich aufstellen. Meine Kandidatur erfolgt parteilos“, sagt sie. Der Grund liegt für sie auf der Hand: „Ich schätze die geleistete Arbeit von Herrn Hiensch und möchte gern seinen Weg fortsetzen und ausbauen.“ Der Amtsinhaber habe sich in besonderer Weise für Kinder, Jugendliche und Familien engagiert. Ablesbar sei das am Ausbau der Schulen und Kindertagesstätten. Was ebenfalls wichtig sei: Dass Frohburg keine Straßenausbaubeiträge erhebe. Bilanz des Amtsinhabers wird anerkannt: Die Euphorie der Wendezeit nutzend, habe es der Bürgermeister über Jahrzehnte hinweg verstanden, die Stadt und die Ortsteile zu entwickeln – „sichtbar, bodenständig und nachhaltig“, sagt Rico Hiensch. Beispiele seien die Schulen, der Neubau der angrenzenden Sporthalle, Hort-Neubauten, die Stadion-Umgestaltung, die Sanierungen in den Kindertagesstätten. Frohburg sei eine lebenswerten Stadt und ein überaus lebenswerter Platz in Sachsen. Eine Sicht, die Siegfried Runkwitz, Stadtrat der ersten Stunde, teilt. Und: „Selbst in der schwierigen Zeit der Pandemie ist Frohburg ein Ort, wo es sich gut leben lässt bei allen Problemen. Das ist sein unbedingtes Verdienst.“ 31 Amtsjahre könne man schwerlich in einem Satz zusammenfassen, sagt Michael Franke. „Ich möchte aber die Familienfreundlichkeit in der Verwaltung und den kommunalen Einrichtungen erwähnen sowie seinen hundertprozentigen Einsatz für Frohburg und deren Ortsteile, beispielsweise auch bei der Suche nach Fördermöglichkeiten.“ „Das Frohburg, wie wir es heute kennen, hat Herr Hiensch maßgeblich mit aufgebaut“, resümiert Franziska Mascheck. „Vor allem die Eingemeindungen von Eulatal und Kohren-Sahlis zeigen, dass die Entwicklung Frohburgs über die Stadtgrenzen Anerkennung gefunden hat.“ Stadtrat muss Wahl-Termin festlegen: Es ist Sache des Stadtrates, den Termin zu bestimmen, an dem ein neuer Bürgermeister gewählt wird. Die LVZ-Umfrage ergab, dass eine Koordinierung der Bürgermeister- mit der Bundestagswahl, die am 26. September stattfindet, sinnvoll wäre. Würde die Entscheidung so fallen und käme es nicht zu einer Stichwahl zwei Wochen später, dürfte Wolfgang Hienschs Amtszeit nicht erst am 31. Dezember enden, sondern wenige Tage früher. Denn das Gesetz sieht vor, dass das Amt spätestens drei Monate nach der Wahl angetreten werden muss. Von Ekkehard Schulreich