Regional und saisonal: Das ist der neue Hofladen in Ballendorf

Eine Rinderherde auf der Weide, im Hintergrund die Silhouette der mehr als 150 Jahre alten Ballendorfer Windmühle: Diese Fotografie symbolisiert für Lisa Kurth und Nadja Brummer, Geschäftsführerinnen der Agrargesellschaft Bad Lausick, wofür das auf Milcherzeugung spezialisierte Unternehmen steht. Das Foto fällt dem sofort ins Auge, der den neuen Hofladen betritt. Eröffnet wird der offiziell am 30. April. Das Anliegen: im Dorf und in der Region Erzeugtes ohne Umweg vermarkten. Näher heran kommen an die Verbraucher: „Wir wollen eine Brücke bauen zu den Konsumenten. Wir haben die Hoffnung, dass ein Umdenken stattfindet, dass wertgeschätzt wird, was Landwirte wie wir produzieren“, sagt Nadja Brummer. Der Hofladen, der vorerst einmal im Monat, an jedem letzten Freitag, geöffnet sein wird, soll dazu beitragen. Ausgangspunkt waren Rinder-Schlachtpakete, die sich im Dorf und inzwischen darüber hinaus wachsender Nachfrage erfreuen. Die gibt es künftig im Verkaufsraum, außerdem Salami und Jagdwurst, Knacker und Roster mit Rindfleisch aus dem Ballendorfer Stall. Käse aus der hier erzeugten Milch soll bald hinzu kommen, Honig, Eier. Und regional angebautes Getreide, das die Kunden selbst vor Ort zu Mehl mahlen können. Rückkehr hinter die Verkaufstheke: „Die Ballendorfer haben uns bestärkt, dass der Bedarf besteht. Und sie haben uns unterstützt, den Laden herzurichten“, sagt Lisa Kurth. Ihr Mann Martin und Freunde zimmerten Regale und montierten die Einrichtung. Hinter der Verkaufstheke steht dann ihre Mutter Katrin Kurth. Üblicherweise kümmert sie sich um die Buchhaltung, ist aber gelernte Fleischfachverkäuferin, hatte Jahre den Ballendorfer Konsum unter sich – und freut sich, stundenweise in ihr angestammtes Metier zurück kehren zu können. Nachhaltigkeit und Transparenz sind wichtig: „Wer wissen will, was wir machen, kann jeden Tag vorbei kommen“, sagt Lisa Kurth über den höchst familiären Betrieb mit in Summe 17 Mitarbeitern, mit 250 Milchkühen, der Nachzucht, mit Pflanzenproduktion auf 1000 Hektar, die vor allem auf das Futter ausgerichtet ist. Anfang 2019 übernahmen die beiden jungen Frauen – Lisa Kurth (33) ist Diplom-Agraringenieurin, Nadja Brummer (38) Tierwirtschaftsmeisterin in der Rinderproduktion – die Regie im Unternehmen. Diese Einladung lässt sich, seit Corona zahlreiche Beschränkungen auferlegt, so nicht umsetzen. Auch Kindergarten- und Schulkinder müssen seit Monaten fern bleiben. Immerhin konnte das auf den Oktober verschobene Hoffest gefeiert werden. „Der Zuspruch war so groß wie die Unterstützung“, sagt Kurth: „Davon zehren wir heute noch.“ Das nächste ist bereits terminiert: 2. Oktober. Jungrinder kommen jetzt auf die Koppel: Die Geschäftsführerinnen vollzogen nicht nur einen Generationswechsel, sondern setzen auf Öffnung, Transparenz und Nachhaltigkeit. Für sie gehört nicht nur die sprichwörtliche Kirche zum Dorf, sondern auch die Landwirtschaft. „Nach zwei schwierigen Jahren mit extremer Trockenheit, aber auch mit schweren Frostschäden an der Gerste 2020 hoffen wir, endlich in ein etwas ruhigeres Fahrwasser zu kommen“, sagt Brummer. In den vergangenen Wochen wurde die Koppel neu eingezäunt. „Die tragenden Färsen bleiben jetzt draußen bis drei Wochen vor der Kalbung, und auch die Jungrinder dürfen jetzt raus.“ Der Milchpreis sei anhaltend niedrig. Dem wolle man bald begegnen, indem man einen Teil der Milch selbst veredele. Regional und saisonal – das sei zunehmend gefragt, so Brummer: „Das entspricht unseren Vorstellungen von Landwirtschaft. Da haben wir etwas zu bieten.“ Von Ekkehard Schulreich