Ausnahmegenehmigung zur Eiervermarktung für Geflügelhof Liptitz

Nach einer schier endlosen Reihe schlechter Nachrichten, traf am Dienstag bei Jürgen Fiebig endlich wieder einmal eine positive ein. Der Inhaber des Geflügelhofes Liptitz darf seit Mittwoch wieder die Eier aus seinem Betrieb vermarkten. Vorerst nur an Kunden, die er auf einer Liste benannt hat, sowie im Hofladen in Grimma, aber nicht im kleinen Geschäft direkt am Geflügelhof. Sofortiges Vermarktungsverbot: Damit geht eine knapp dreiwöchige Zeit Durststrecke sicher noch nicht zu Ende, aber es zeigt sich ein Lichtstreif am Horizont. „In der Gänsezucht in Mutzschen war am 24. Dezember die Vogelgrippe festgestellt worden. Ich bekam am 2. Weihnachtsfeiertag den Anruf, dass wir im Sperrbezirk liegen“, schildert der Landwirtschaftsmeister den Anfang einer schwierigen Zeit. Diese Information war mit einer sofortigen Stallpflicht für die rund 5000 Hühner in seinen beiden Ställen und einem Vermarktungsverbot für deren Eier verbunden. Dazu hätten keine Tiere den Sperrbezirk verlassen oder in diesen hineingebracht werden dürfen. „Wir sind hier quasi in Quarantäne“, erklärt Jürgen Fiebig. Sorge um 30 000 Eier: „Den Tieren geht es gut“, betont er. Davon habe sich das Veterinäramt mehrmals überzeugt. In seinem Bestand gäbe es keine Geflügelpest. Ob er die Eier, die die Hühner seit dem 26. Dezember gelegt haben, noch verkaufen kann und darf, sei noch nicht klar. „Da man behördlicherseits von einer Haltbarkeitsdauer von 28 Tagen ausgeht und die Kunden die Eier ein paar Tage zuhause lagern, dürfen sie drei Wochen nach dem Legetermin nicht mehr gehandelt werden. Seit Beginn des Vermarktungsverbotes hätten sich in Liptitz rund 30 000 Eier angesammelt. „Im schlimmsten Fall müssen wir sie kostenpflichtig vernichten lassen“, befürchtet Jürgen Fiebig. Apropos kostenpflichtig: Das sind natürlich auch die Besuche des Veterinäramtes vor Ort oder die Bearbeitung seines Antrages auf die ihm nun zugestandene Ausnahmegenehmigung. Kein Anspruch auf Entschädigung für entgangenen Umsatz: Anders als direkt von der Vogelgrippe betroffene Betriebe käme die Tierseuchenkasse für seine Verluste nicht auf. „Wir haben in der ganzen Zeit die Tiere gefüttert und die Mitarbeiter bezahlt, ohne Einnahmen zu haben“, betont Jürgen Fiebig. Die Legeleistung der Hennen in dieser Zeit herunterzufahren, sei keine Option. „Mit weniger Licht würde sie deutlich sinken. Aber es würde Wochen dauern, sie wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Bei älteren Tieren kann es sein, dass sich ihre Legeleistung gar nicht wieder erholt“, erklärt der Halter. Hähnchenfleisch vorerst nur verarbeitet im Angebot: Ein weiteres Standbein von Jürgen Fiebig ist die Geflügelhaltung im Grimmaer Ortsteil Wagelwitz. „Nach dem Ausbruch der Vogelgrippe war uns der Verkauf von Frischfleisch verboten“, erläutert er. Das wird zum ökonomischen Problem, da die nicht verkauften Tiere weiter gefüttert werden müssen und möglicherweise Gewichte erreichen, mit denen sie nicht mehr zu verkaufen sind. „Mit der Ausnahmegenehmigung dürfen wir nur verarbeitete, sprich: erhitzte, Produkte anbieten“, legt er die Grenzen des positiven Kerns der Nachrichten dar. Auch die Fähigkeit, die Temperatur beim Erhitzen einhalten zu können, sei schon amtlich überprüft worden.. Auch Corona setzt dem Geflügelhof zu: Zu all dem Ungemach wegen der Vogelgrippe kommt, dass auch die Corona-Pandemie nicht spurlos an diesem Betrieb vorübergeht. „Zu unseren Kunden zählen Hotels und Restaurants, die ja geschlossen sind beziehungsweise nur Geschäftsreisende beherbergen dürfen“, erläutert Jürgen Fiebig. Rund 60 000 Eier habe er aus diesem Grund nicht absetzen können und sie zum Teil der Tafel gespendet. Diese Einbußen seien allerdings zu gering, um Hilfen in Anspruch nehmen zu können. „Hier wird mit Existenzen gespielt“, kommentiert Jürgen Fiebig den Kurs in beiden Krisen. Jahrelang habe man Beziehungen aufgebaut, auch zu Fleischereien in Dresden und Leipzig. Es bleibt die Hoffnung, dass diese Kontakte Bestand haben werden. Geflügelhof Von Axel Kaminski