Auch wenn die Gefahrenzone vor der Altenhainer Kita „Dorfspatzen“ jetzt noch deutlicher markiert wurde, nehmen manche Autofahrer nicht den Fuß vom Gas. Tagesstätte und Eltern fordern deshalb weiterhin ein generelles Tempolimit, bislang aber vergeblich. Laut Landratsamt genügt die derzeitige Beschilderung.
Tempolimit nur für Lastwagen
Nur für Lastwagen gilt auf der Grimmaer Landstraße eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde, nicht jeder Asphaltcowboy hält sich aber daran. Und auch die 50 Kilometer pro Stunde, die alle anderen Motorisierten betreffen, werden oft großzügig ausgelegt. Seit langem ärgert das Eltern und Erzieherinnen der Kita. Weil sie mit ihren Protesten keinen Erfolg hatten, trugen sie vor einem Jahr über die LVZ ihre Forderungen in die Öffentlichkeit. Sie wollten eine Tempo-30-Zone für alle durchsetzen und mehr Kontrollen.
Da es sich um eine Kreisstraße handelt, konnte die Stadt diese Bitten – wieder mal – nur ans Landratsamt weitergeben. Solche Vorstöße hatte die Kommune schon seit 2013 unternommen, damals mit dem Erfolg, dass ein rotes Dreieck aufgestellt wurde, das vor Kindern warnt. Auf mehr ließ sich die Kreisbehörde nicht ein.
Um die Lage zu entschärfen, stellte die Kommune Ende Oktober vergangenen Jahres einen Automaten auf, der mit lächelnden oder grimmigen Gesichtern den Kraftfahrern anzeigt, ob sie zu schnell unterwegs sind. Der Smiley-Kasten, der zunächst ortsauswärts stand, wurde inzwischen umgesetzt und begrüßt nun die Fahrer, die von Seelingstädt her nach Altenhain hereingeprasselt kommen.
Auch das Landratsamt zeigte sich kompromissbereit und veranlasste im Sommer, auf der Fahrbahn zusätzlich Piktogramme mit Kindern aufzumalen. „Das sind Schritte in die richtige Richtung“, urteilt die Elternratsvorsitzende der Kita, Sabine Sauer. „Doch unser Ziel, Tempo 30 für jeden, haben wir noch nicht erreicht. Dafür kämpfen wir weiter, denn vor der Kita bleibt es für Kinder gefährlich.“
Kita-Leiterin Susanne Mund weiß, warum. „Vor kurzem sah ich, wie auf der Grimmaer Landstraße ein weißes Auto in den Ort fuhr, und das Smiley zeigte 86 Kilometer pro Stunde an. Der Fahrer bremste daraufhin noch nicht einmal ab.“
Spitzenreiter mit Tempo 111 registriert
Kein Einzelfall, wie Frank Erfurth bestätigt. Der Sachbearbeiter im Trebsener Rathaus hat die Daten des Smiley-Geräts ausgewertet und sagt: „Nur die Hälfte fuhr in den vergangenen zwei Wochen 50 oder langsamer, wobei wir nicht sagen können, ob sich darunter auch Lastwagen befanden, die schneller als mit den für sie erlaubten 30 Kilometern pro Stunde unterwegs waren.“ Von den insgesamt rund 4200 registrierten Fahrzeugen hätten im Durchschnitt täglich drei mehr als 80 Sachen drauf gehabt. „Spitzenreiter war am 4. Oktober, 6.53 Uhr, jemand mit Tempo 111“, so Erfurth.
Messungen und Nachweise von Unfällen sollten aus Sicht von Kita-Chefin Mund überhaupt nicht nötig sein. „Laut Gesetz muss unbürokratisch eingegriffen werden, wenn es um Einrichtungen von Schutzbedürftigen geht, also für Kinder und Senioren“, argumentiert sie. Anderswo gebe es die Ausschilderungen, die sie sich wünscht. Zu sehen unter anderem bei der Kinderstube Brandis: Tempo-30- und „Achtung-Kinder“-Tafel plus Piktogramme, ebenfalls an einer Kreisstraße.
Im Altenhainer Fall will sich das Landratsamt aber vorerst nicht weiter bewegen. Die Umgebung sei mit dem Piktogrammen ausreichend gesichert, argumentiert Sprecherin Brigitte Laux, denn jeder müsse so fahren, dass Kinder nicht gefährdet werden. „Ein Tempo-30-Schild wäre ein Schutz-Schritt zurück. Denn dies bedeutet, dass der Kraftfahrer maximal 30 Kilometer pro Stunde fahren darf. Das ist dann aber, wenn Kinder an oder auf der Straße sind, schon zu viel.“
Eine Kombination aus Tempo-30- und „Achtung-Kinder“-Beschilderung suggeriere, dass 30 Kilometer pro Stunde angemessen sind. „Dem ist aber nicht so!“, warnt Laux. „Ein Schilderwald führt hier nicht zu mehr Sicherheit, eher im Gegenteil.“
Von Frank Pfeifer