Ein besonderer Gottesdienst wurde kürzlich in Naunhof gefeiert. Die Besucher hatten sich in einem großen Zelt versammelt, in dem ein transportabler Taufstein aufgebaut war und eine kleine Band für die Musik sorgte. Das sollte seinen Grund haben.
Bereits zum zwölften Mal veranstalteten die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde Naunhof und die Diakonie Leipziger Land mit ihrer Kindertagesstätte „Regenbogen“ sowie ihrem Altenpflegeheim „Charlotte Winkler“ einen gemeinsamen Gottesdienst. „Kirche und Diakonie gehören zusammen“, sagte Heimleiter Stefan Müller, „einmal im Jahr soll man das auch richtig sehen“.
Taufschale stammt aus Kairo
Hingucker in der Zelt-Kirche hinterm Heim war ein ganz besonderer Taufstein, den die Kinder mit bunten Blumen geschmückt hatten. „Das Gestell hatte ein Ammelshainer Tischlermeister angefertigt, es stand lange Zeit auf dem Boden der Ammelshainer Kirche“, erklärte Pfarrer Norbert George. „Wir haben es originalgetreu restaurieren lassen, aber die Taufschale fehlte.“
Normalerweise würden solche Schalen aus Zinn hergestellt. Doch das wäre der Kirchgemeinde in diesem Fall zu teuer geworden. Eine Alternative habe sich über einen muslimischen Händler in Leipzig geboten. Mit seiner Hilfe, so George, wurde eine preiswertere Schale in Kairo nach dem Vorbild koptischer Kirchen geschaffen, die per Flugzeug im Handgepäck nach Deutschland gelangte. Nun werde der Taufstein samt Schale mobil genutzt.
Erwachsenentaufe von Dennis Riegel
Pflegedienstleiter Dennis Riegel wurde beim Open-Air-Gottesdienst an ihm getauft. Seine Entscheidung für den Glauben wollte er öffentlich und vor den Bewohnern des Pflegeheims festmachen. Für diese war es eine große Freude, das Ereignis mitzuerleben. Reimute Richter, Heimbewohnerin und frühere Kantorin, hat schon viele Taufkerzen angefertigt. Nun, da sie hochbetagt ist, macht sie dies eigentlich nicht mehr. Aber für „ihren“ Pflegedienstleiter hat sie dann doch noch mal eine wunderschöne kreiert, für die er einen Ehrenplatz suchen wird.
„Die leuchtende Kerze ist ein Zeichen dafür, dass es mit Gott an unserer Seite im Leben hell wird“, sagte Pfarrer George. Außerdem bekam Riegel eine Bibel – als Geschenk, denn schließlich sei die Taufe so etwas wie ein zweiter Geburtstag.
Gottesdienstbesucher legen Lasten ab
Das Zelt war mit rund 100 Besuchern gut gefüllt. Unter dem Motto „Lastenabladeplatz“ gab es zu Beginn des Gottesdienstes ein Anspiel. Dabei kam Kita-Leiterin Gundula Rieger mit einem großen Rucksack in die Praxis von Doktor Müller, der ihr „Leipziger Allerlei-Salbe“ verschrieb. Am Ende legte sie ihre Last vor dem Altar ab, wo sich daraufhin viele andere Bündel mit Aufschriften wie „Schulden“, „Trennung“ oder „Zukunftsangst“ sammelten. „Wir alle tragen unsere Lasten“, sagte Pfarrer George. „Als Christen haben wir Gott, der mitträgt, und müssen uns nicht alleine damit plagen“.
Von lvz/Frank Pfeifer