Schau im Ostwald-Park erklärt Phänome der Natur

Der Natur auf die Finger schauen und dabei eine Menge lernen: Das ist die Aufgabe der Bionik. Das Wort setzt sich aus Biologie und Technik zusammen und nutzt Phänomene der Natur für unseren von moderner Technik geprägten Alltag. Was dahintersteckt, zeigt eine Ausstellung im Wilhelm-Ostwald-Park in Großbothen. Weisheit der Natur widerspricht purer Vernunft: Manchmal ist die Natur schlauer als jede menschliche Vernunft. Die Hummel ist ein Beweis dafür. Denn Berechnungen von erfahrenen Luftfahrt-Ingenieuren haben ergeben, dass die Hummel nicht fliegen kann. Ihre Flügelfläche ist im Verhältnis zu ihrem Gewicht viel zu klein. Da sie dies aber nicht weiß, fliegt sie doch. Wer sich für solche und viele andere Phänomene interessiert, ist in der Bionik-Ausstellung richtig. Dort geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch ums Mitmachen. „Die Ausstellung wird sehr gut angenommen, vor allem von Kindern und Jugendlichen“, freut sich Ausstellungsbetreuerin Ellen Rößler. „Schüler sind begeistert davon, dass sie hier etwas ausprobieren können.“ Ein Blick ins Gästebuch bestätigt das: „Ich wollte schon immer mal wie ein Vogel fliegen, und das konnte ich hier“, schreibt Leonard. Sein Fazit: „Cool und lehrreich“. Vogelflug inspirierte schon Da Vinci: Keine Frage, dass die Beobachtung des Vogelflugs schon vor Jahrhunderten viele Forscher nachdenklich machte. Leonardo da Vinci gehörte dazu und entwarf zahlreiche Flugapparate; allerdings funktionierten sie nicht. Doch die Prinzipien waren vielen durchaus klar, auch die Erfindung des Fallschirms geht auf einen italienischen Entwurf von 1470 zurück. Wesentlich schneller von der Theorie zu Realität geht es in unserer Zeit. Zur „absoluten Erfolgsgeschichte der Bionik“ zählt nach Angaben in der Ausstellung der Klettverschluss. Der geht auf einen Waldspaziergang zurück: Der Schweizer Ingenieur George de Mestral (1907 bis 1990) streifte oft mit seinem Hund durchs Unterholz und hatte danach zahlreiche Klettfrüchte an der Kleidung. Seine Neugier war geweckt. Unter dem Mikroskop entdeckte er eine Vielzahl kleiner Häkchen, die auch beim Herausziehen aus Fell oder Kleidung nicht zerstört werden. Diese Entdeckung führte ihn geradewegs zur Entwicklung des heute weit verbreiteten Klettverschlusses, 1955 wurde er patentiert. Der Klettverschluss gilt mittlerweile als bekanntestes und erfolgreichstes bionisches Produkt der Welt. Knochenstruktur als Fingerzeig auf Leichtbau: Auch die Sparsamkeit können sich Forscher in der Natur abgucken. Das zeigt die innere Struktur von Knochen: Nur dort, wo Kräfte einwirken, ist das Material massiv. Andere Stellen besitzen nur dünnes Material oder sind hohl. Diese natürliche Leichtbauweise haben die Erbauer des Eiffelturms in Paris angewandt. Und wie ist das nun mit dem Fliegen? Auch darauf gibt ein Experiment in der Ausstellung Antwort: Ein Tischtennisball wird per Föhn von allen Seiten gleichmäßig mit Luft umströmt. So entsteht ein Unterdruck und - der Ball fliegt. Die Fachleute nennen dies den Bernoulli-Effekt. Laien genießen einfach ihre Flugreise und profitieren unbemerkt davon. Die Ausstellung ist bis zum 8. März täglich außer donnerstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Wilhelm-Ostwald-Park, Grimmaer Straße 25, Großbothen. Von Bert Endruszeit

Großbothen - Schau im Ostwald-Park erklärt Phänome der Natur