Rauer ist der Umgangston in der Gesellschaft ist geworden. Sei es an der Kasse im Supermarkt, im Straßenverkehr oder bei vielen anderen Gelegenheiten: Viel zu schnell geraten Menschen aneinander und schalten allzu oft auf Konfrontation. Dass ob dieser gesellschaftlichen Entwicklung die Bildungsstätten diesbezüglich kein Hort der Glückseligen sein können, liegt auf der Hand.
„Die Schule ist ein Spiegel unserer sich stetig weiterentwickelnden Gesellschaft“, bestätigt Michael Bruckauf-Clauß, Leiter der Grundschule Parthenstein in Großsteinberg. „Alles, was um uns herum im positiven wie im negativen Sinne geschieht, lässt sich in ähnlicher Form an einer Schule beobachten. Weil wir in unserer täglichen Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern eine Zunahme an fehlenden Umgangsnormen, aggressivem Verhalten, Unachtsamkeit und sogar Mobbing beobachtet haben, messen wir der Förderung eines positiven Schulklimas eine große Bedeutung bei.“
Für ein faires Miteinander
Die erste augenfällige Maßnahme an der Parthensteiner Bildungsstätte stellt dabei das Projekt „Starke Kinder“ dar. Das Lehrerkollegium stellte in Zusammenarbeit mit dem Hortteam und externen pädagogischen Partnern für die Erst- bis Viertklässler ein dreitägiges Kompetenztraining in punkto engagiertes Sozialverhalten mittels facettenreicher Stationsangebote zusammen. Neben dem gemeinsamen Entwerfen und Gestalten eines Schulmaskottchens namens „Steini“, das künftig die Schüler bei Wettkämpfen als Glücksbringer begleiten soll, dem Einstudieren eines Musicals, der Schulung von „Friedensstiftern“ sowie dem Erarbeiten sportlicher Fairplay-Regeln umfasste das Projekt den Besuch des Naturfreundehauses Grethen, in dem von speziellen Trainern angeleitete Kooperationsspiele auf dem Programm standen.
Grundschule will Werte vermitteln
Laut Kristiane Gajek, Klassenlehrerin der 3b, war das Projekt für sie und ihre Kolleginnen eine Herzensangelegenheit. „Es war zukunftsorientiert und nachhaltig. An uns Pädagoginnen ist es nun, die angesprochenen Themen und praktizierten Rituale gemeinsam mit den Kindern weiterzuführen und weiterzuentwickeln, um Werte wie Achtsamkeit und Respekt im Schulalltag mit so viel Leben auszufüllen, wie es für eine gut funktionierende Gemeinschaft vonnöten ist“, so die Naunhoferin.
Gesundheitsamt lobt Engagement
Auch Gunnar Rietzsch-Matros, der als Fachmann für Prävention und Gesundheitsförderung im Gesundheitsamt des Landkreises Leipzig das Projekt unterstützt hat, lobt die Parthensteiner Bildungsstätte für ihr frühzeitiges Engagement. „Es sollte nicht erst so weit kommen, dass ich gemeinsam mit dem Jugendamt intervenieren muss, wie es vor einiger Zeit in einer vierten Klasse vonnöten war“, sagt er und bestätigt, dass die sozialen Konflikte in den Schulen zugenommen haben. „Ganz offensichtlich werden in den Elternhäusern Normen nicht mehr in dem Umfang gesetzt, wie es notwendig wäre. Mit den Folgen sehen sich dann die Lehrerinnen und Lehrer konfrontiert.“
Auch Drittklässler Cornelius Kösser stellt fest, dass Probleme zwischen Schülern an seiner Schule nicht selten in körperliche Auseinandersetzungen münden. „Ich fühle mich hier wohl, würde es aber schön finden, wenn manche Mitschüler weniger aggressiv miteinander umgehen würden“, so der Achtjährige.
Von Roger Dietze