Tierheim im Grimmaer Ortsteil Schkortitz plant virtuelle Menschenkette

Eigentlich sollte sich kommenden Sonntag eine Menschenkette rund um das Tierheim im Grimmaer Ortsteil Schkortitz formieren. Tierliebhaber, Adoptanten und weitere Freunde des Heimes sollten sich mit ihren Hunden an der Leine oder Tierfotos in der Hand aneinander reihen für einen Film, mit dem der Tierschutzverein Muldental auf Online-Portalen Aufmerksamkeit für das Heim generieren möchte. Wie berichtet, befindet sich der Bau in einem kritischen Zustand und eine Sanierung wird viel Geld verschlingen. Fotos bis Sonntag an den Verein schicken: Die Aktion ist nicht abgeblasen, verlagert sich aber durch die Corona-Pandemie in den virtuellen Raum. Noch bis Sonntag können dem Verein unter der Mail-Adresse tsv-mtl@gmx.de Fotos geschickt werden, die der lokale Sender Muldental TV dann mit weiteren Drehaufnahmen zu einem Werbespot zusammen schneidet – eine bildhafte, symbolische Menschenkette. Ricarda Höfer, Vorsitzende des Vereins und Chefin des Tierheimes in einer Person, ruft auf, möglichst viele Fotos zu senden. Darauf können die Tierfreunde mit ihrem Liebling selbst abgebildet sein, aber auch Solo-Aufnahmen ehemaliger und sogar schon verstorbener Tiere, die einst in Schkortitz Aufnahme fanden. „Jeder, der ein Herz für uns hat, sollte sich per Bild einreihen“, wirbt Höfer. Stadt Grimma hat Gutachten anfertigen lassen: Die Aktion läuft unter der Überschrift „Das Herz – Dein Herz in Deinen Händen“. Es geht darum, die Zukunft des Tierheims zu sichern. Noch im alten Jahr hatte der Tierschutzverein Alarm geschlagen, als sich vermehrt Risse in den Wänden zeigten, der Anbau absackte und die Feuchtigkeit im Gebäude ernster wurde. Die Stadt Grimma als Eigentümer der Immobilie hat inzwischen Gutachten anfertigen lassen – auf dem Weg der Entscheidung kam jetzt das Corona-Virus dazwischen. Coronavirus bremst Rettung der Einrichtung im Moment aus: Der Stadt Grimma ist der Ernst der Lage bewusst. Ein Teil der Stadtratsfraktionen habe sich den Zustand vor Ort bereits angeschaut, erzählt Höfer. „Sie stehen alle hinter uns, aber erstmal muss das Virus aus der Welt sein.“ In der vorigen Woche etwa kamen die Freien Wähler – mit Abstand und Desinfektion beim Rundgang. Doch egal ob Sanierung oder Neubau – zur Sicherung des Tierheims muss der Verein seinen finanziellen Teil stemmen. Mit der Werbeaktion sollen auch dafür die Sinne geschärft werden. Allerdings sind Höfer & Co in Sorge, dass nach der Pandemie die Spendenbereitschaft zurück gehen könnte. Tierheim legt Hebel auf Corona-Modus um: Im Tierheim selbst wurde am Montag der Hebel auf Corona-Modus umgelegt. Seitdem kümmern sich zwei Zweier-Teams um die Vierbeiner, nur noch zwei Ehrenamtliche dürfen mit den Hunden Gassi gehen. Der Personenkreis wird also klein gehalten. Viele gestandene Helfer würden schon jetzt vermissen, mit den Hunden eine Runde drehen zu können, erläutert Höfer. „Es sind sogar Tränen geflossen.“ Denn gerade für Rentner oder Menschen, die zu Hause einen Pflegefall haben, sei das Gassi-Gehen Zeit zum Durchatmen. Tierarzt-Besuche sind wie gehabt möglich: Etwa 20 Hunde sind derzeit im Tierheim untergebracht. Weil die Vermittlung zuletzt bei den Katzen sehr gut lief, streichen derzeit gerade mal zehn Miezen durch die Räume. Hinzu kommen drei Igel und ein Hase. Mit der Futterversorgung gibt es derzeit keine Probleme. „Wir haben eine große Spendengemeinde“, Lieferanten seien gut ausgestattet, so Höfer. Schwierig sei es höchstens, wenn man ein Spezialfutter brauche. Sorgen macht sie sich aber, dass es bei Medikamenten für die Tiere knapp werden könnte. Wenigstens dürfe weiter der gewohnte Tierarzt aufgesucht werden. Abgabe und Vermittlung nur auf Terminvereinbarung: Es ist nach wie vor möglich, Fundtiere abzugeben. Dazu ist aber eine Terminvereinbarung per Telefon, Mail oder WhatsApp ebenso vonnöten wie bei einem Vermittlungswunsch. Das Tierheim gibt weiterhin Vierbeiner ab, allerdings gestaltet sich das laut Höfer in diesen Tagen schwierig. So schauen sich die Tierheim-Leute normaler Weise an, wie das künftige Zuhause des Wunschtieres aussieht. Hausbesuche seien derzeit aber nicht möglich. „Es wird deshalb immer eine Einzelfallentscheidung sein“, erklärt Höfer. Von Frank Prenzel

Corona-Krise - Tierheim im Grimmaer Ortsteil Schkortitz plant virtuelle Menschenkette