Forstarbeiter gestalten am Oberholz neuen Waldrand

Im Großpösnaer Oberholz ist der Sachsenforst derzeit dabei, auf zahlreichen Flächen den Wald aufzuforsten oder einer natürlichen Verjüngung zu überlassen (die LVZ berichtete). Doch nicht nur im Inneren des beliebten Ausflugziels haben die Forstarbeiter Hand angelegt, sondern auch am Waldesrand. So wurde ein gehöriges Stück der südöstlichen Waldfeldkante umgestaltet. Wenn die gesetzten Pflanzen gewachsen sind, wird sich ein völlig neuer Anblick ergeben. Denn auf gut zweieinhalb Hektar wurde auf einer Länge von rund 1,5 Kilometer der von Trockenheit geschwächte, von Borkenkäfern befallene oder vom Wind gebrochene Kiefernbestand entfernt. Früher standen die Kiefern gleich neben dem Feld wie eine Wand und markierten so ohne Übergang den Beginn des Oberholzes. Schadholz entfernt: In dieser Lage waren die Bäume aber auch dem zunehmenden Sonneneinfall ausgesetzt. Die durch Trockenheit geschädigten Kiefern bildeten zudem eine große Angriffsfläche für die letzten Stürme und konnten denen auch nicht mehr standhalten. „Deshalb haben wir sie weggenommen. Stattdessen etablieren wir hier auf einer Breite von rund 30 Metern einen gestuften, artenreichen Waldrand“, erläutert Forstdirektor Andreas Padberg. Dabei entstünden sogenannte Saumbiotope. Sie seien wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die in dem reich strukturierten Waldrand sich auf engstem Raum ändernde Licht- und Wärmeverhältnisse vorfinden. „Artenreiche Waldränder gliedern die Landschaft, bereichern das Landschaftsbild und erhöhen so den Erlebnis- und Erholungswert. So wie hier jetzt am Oberholz sind das Übergangslebensräume zwischen Wald und Offenland, die idealerweise aus drei Zonen bestehen“, so Padberg. Drei Zonen vor dem Wald: Wie dies am Oberholz umgesetzt wurde, stellte Padberg jetzt gemeinsam mit Forstrevierleiter Christoph Seifert vor. Beide zeigen auf die bereits in die Erde gebrachten Jungpflanzen, die sich nun entwickeln sollen. Die erste Zone des neuen Waldrandes ist der nur wenige Meter breite Saum, der den unmittelbaren Übergang zum Offenland darstellt und aus Kräutern und Gräsern gebildet wird. Lichtliebende Bäume wie Wildobst sowie Sträucher bilden die nächste Zone, den Waldmantel. Sie begrenzen den Wald als Vegetationsform nach außen und ähneln in ihrem Aufbau den Hecken in der offenen Landschaft. Die Tiefe des Mantels beträgt in der Regel drei bis sechs Meter. Als dritte Zone findet sich der sogenannte Waldtrauf. Das sind hochwachsende Bäume erster Ordnung aus der äußeren Linie des angrenzenden Waldes. „Für deren Erscheinung sind vor allem ein asymmetrisches Wachstum und einseitig tief herab reichende, starkastige Kronen charakteristisch. Der ökologische Wert dieser Bäume als Lebensraumrequisiten zwischen Wald und Offenland ist herausragend“, erläutert Padberg. Katastrophe als Chance: Um den neuen Waldrand zu erhalten, wurde die Vegetation im Bereich des neuen Feldrandes mit zehn verschiedenen Baum- und Straucharten ergänzt, erläutert Seifert. Insgesamt seien hier in den letzten Wochen 700 Pflanzen in die Erde gekommen: Wildapfel, Wildbirne, Ginster, Schlehe, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Hasel sowie der Wollige und Gewöhnliche Schneeball. Vogelkirsche, Weißdorn oder Hagebutte fanden die Forstarbeiter hier bereits vor. „Je mehr Arten wir haben, um so mehr setzen sich am Ende jene durch, die das sich ändernde Klima vertragen“, sagt Seifert. Und Padberg sieht den neu gewachsenen, abgestuften Waldrand schon vor sich: „Der Wind gleitet dann auf, greift die ersten Baumreihen des Waldes nicht mehr direkt an. Insofern eröffnete sich mit den Katastrophen der letzten Jahre auch eine Chance, neue, ökologisch wertvolle Lebensräume zu schaffen. Nicht nur im Oberholz, sondern im gesamten Forstbezirk.“ Von Olaf Barth