Großpösna: Petition für Auto-Freiheit am Störmthaler See fällt durch

Bei der weiteren Entwicklung des Störmthaler Sees östlich der Grunaer Bucht ist auch künftig nicht ausgeschlossen, dass für den Nah- und Individualverkehr neue Wege zu den sich entwickelnden touristischen und anderen Einrichtungen gebaut werden. Das ist der Kern des am Montagabend vom Gemeinderat gefassten Beschlusses zu der im Oktober 2020 von einer Dreiskau-Muckerner Bürgerinitiative (BI) eingereichten Petition „Andere Wege am Störmthaler See gehen – Kein Wegebau für Kfz!!!“. Mit-Initiator Christian Hansel hatte sie Großpösnas Bürgermeisterin Gabriela Lantzsch (parteilos) überreicht. Fast 5000 Unterstützer hatten die Petition unterzeichnet, davon 382 aus der rund 5300 Einwohner zählenden Gemeinde Großpösna. „Natur ist die Attraktion“: Vor der Abstimmung über die Petition erhielt Hansel Rederecht. Der Dreiskau-Muckerner bekräftigte die Sorge der BI, dass Landschaft und Natur mit ihren Lebensräumen für teils streng geschützte Pflanzen und Tiere unter der Entwicklung mit Campingplatz, Zentralstrand und Wassersportzentrum wegen des damit einhergehenden Verkehrs samt Stell- und Parkplätzen gefährdet würden. „Wir brauchen hier keine touristischen Attraktionen. Die Natur ist die Attraktion“, sagte Hansel. Viele Leipziger würden das an schönen Tagen beim Radfahren, Spazierengehen oder Baden so erleben. „Lebensqualität wird sich verschlechtern“: Doch der Verkehr von tausenden Gästen werde die Lebensqualität am See massiv verschlechtern, betonte der BI-Vertreter. Mit der Ruhe am See wäre es dann vorbei: „Das alles beginnt mit dem Bau von Straßen. Deshalb richtet sich unsere Petition gegen den Wegebau für Kfz.“ Bei so einem massiven Eingriff in ihr Lebensumfeld müssten die Wünsche und Bedürfnisse der direkt betroffenen Anwohner größere Berücksichtigung finden. Hansel bot eine aktive Zusammenarbeit in einem ergebnisoffenen Gestaltungsprozess an. Die jetzige Bürgerbeteiligung kritisierte er als unzureichend. Eingriffe in Landschaft sind derzeit nicht abschätzbar: Bei der Abstimmung folgten 15 Gemeinderäte der Beschlussvorlage. Matthias Vialon und Susann Christoph (beide Grüne) stimmten dagegen. In dem Bescheid zur Petition heißt es unter anderem, dass eine vollständige Verkehrsfreigabe des Uferrundweges für Kfz-Besucherverkehr nicht beabsichtigt war und auch nicht ist. Der Bau eines Besucherparkplatzes an der S 242 – ein Vorschlag aus der Petition – werde geprüft. Eine vollständige Auto-Freiheit auf den zu entwickelnden Flächen könne in der aktuellen Planungsphase nicht festgeschrieben werden. Und der Umfang der Landschaftseingriffe sei derzeit noch nicht abschätzbar. Doch verfüge der Gemeinderat diesbezüglich über umfangreiche und relevante Einflussmöglichkeiten. „Es gibt verschiedene Interessen am See“: Bürgermeisterin Lantzsch sieht das klare Votum des Gemeinderates als Auftrag, an der Entwicklung des Areals weiterzuarbeiten. „Einige Argumente der Bürgerinitiative kann ich nachvollziehen, ich bin selber sehr naturverbunden. Aber es gibt verschiedene Interessen am See. Das ist ein öffentliches Gewässer, entstanden in einer vom Tagebau geprägten Region, deren Menschen an der fantastischen Seenentwicklung nun auch teilhaben sollen. Das gilt es abzuwägen“, so Lantzsch. Man wolle sicher nicht alles zulassen, aber eine vernünftige Erreichbarkeit, vor allem des Inklusionscampingplatzes, sollte den Besuchern und Investoren zugestanden werden. Von Olaf Barth