Lidl in Markkleeberg reißt ab und rüstet auf: Neubau wird größr und moderner

Lidl möchte den bestehenden Markt in der Koburger Straße / Ecke Ring abreißen und neu bauen, viel größer und moderner. Um den Nahversorgungsstandort attraktiver zu gestalten, muss ein neuer Bebauungsplan her. Markkleebergs Stadtrat hat dem Aufstellungsbeschluss dafür zugestimmt. Unten parken, oben einkaufen: Der Neubau soll zweigeschossig werden, mit dem Lebensmittelangebot in der oberen Etage, erreichbar über eine Rolltreppe, und Parkplätzen im Erdgeschoss hinter einer teilweise geschlossenen Fassade. Zum Einkaufen geht es über eine Rolltreppe nach oben. Die Verkaufsfläche wird deutlich erweitert, von bisher 800 auf 1200 Quadratmeter. Laut Einzelhandelskonzept der Stadt sind an diesem Standort zwar maximal 1100 Quadratmeter vorgesehen, ein ganz legaler Rechentrick erlaubt jedoch die gewünschte Größe. Die Differenz ergibt sich aus den Flächen, die für Rolltreppen und Wege benötigt werden, denn sie zählen rechtlich zur Verkaufsfläche. Neu: Einzelhandels- und Gewerbegebiet Riquet: Weil das beantragte Konzept nicht den Festlegungen des aktuell rechtskräftigen Bebauungsplanes „Riquetstraße“ entspricht, muss ein neuer B-Plan mit einem „Sondergebiet Einzelhandel“ her. Nur dann darf Lidl sich vergrößern. Der nördliche Teil des Areals – eingegrenzt westlich von der Koburger Straße, südlich vom Ring, nördlich von der Bahnlinie Plagwitz-Gaschwitz und östlich von der Riquetstraße – bleibt eingeschränktes Gewerbegebiet. Doch auch hier sind Änderungen vorgesehen. Heinz Ruhl, Eigentümer der denkmalgeschützten Riquet-Villa, die ebenso wie das bis 2015 von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) genutzte Gebäude zum Etkon-Produktionsstandort gehört, will ein zweigeschossiges Parkhaus erreichten, in dem rund 70 Autos Platz finden. Die Gebäudeseiten in Richtung der bestehenden Einfamilienhäuser entlang der Riquetstraße sollen aus Lärmschutzgründen geschlossen werden. Anwohner werden im Verfahren mitgenommen: Die städtebauliche Neuordnung sei im öffentlichen Interesse, erklärte Oberbürgermeister Karsten Schütze (SPD). Der Lidl-Standort sei nicht besonders schön und das Unternehmen Etkon, das hochpräzisen Zahnersatz in die ganze Welt liefert, benötige die neuen Stellplätze. Für die Anwohner müsse eine verträgliche Lösung geschaffen werden, im laufenden Verfahren würden alle mitgenommen. Florian Finkenstein vom Seecon-Planungsbüro hat die Vorhaben in der jüngsten Ratssitzung erläutert. Evelyn Müller (SPD) warnte vor möglichen Lärmbelästigungen bei einem Drei-Schicht-Betrieb bei Etkon. Sebastian Bothe (SPD), der die Bestrebungen aus Fraktionssicht als sinnvoll unterstützt, fragte nach einem Lift für die älteren Bürgerinnen und Bürger. Den werde es geben, um die Barrierefreiheit herzustellen, bestätigte Finkenstein. Bothes und Eric Peukerts (Grüne) Wunsch, die Forderung nach Klimafreundlichkeit als Planungsziel zu definieren, sorgte für hitzige Diskussionen. Als zu abstrakt und zu blumig lehnte das neben anderen Oliver Fritzsche (CDU) ab. Finkenstein schlug einen Kompromiss vor. Leipzig fordere in ähnlichen Fällen ein Energiekonzept mit dem günstigsten Primärenergiefaktor, die Klimafreundlichkeit sei Nebeneffekt. Auf die Erstellung eines Energiekonzeptes konnten sich die Stadträte schließlich mehrheitlich einigen. Über Details wird später entschieden: Finkenstein empfahl „Gelassenheit, bis die Fakten auf dem Tisch liegen“. Im Zuge der Offenlegungen gebe es noch genügend Optionen, Einsprüche und Bedenken geltend zu machen. Der Aufstellungsbeschluss sei erst der Startschuss, „da ist noch nichts passiert“, mahnte Anne-Katrin Seyfarth, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, während Maria Hübner (Grüne) anregte, „Kraft und Zeit zu sparen, wenn man gleich Prioritäten setzt und formuliert“. Von Gislinde Redepenning