Wo klemmt in Sachen Breitband die Säge? Eine Karte stellt jetzt erstmals dar, welche Regionen vom leistungsfähigen Internet noch weit entfernt sind. Über den gesamten Landkreis versprengt sind sie in der Darstellung zu finden: weiße Flecken, in denen es ewig dauert, E-Mails zu versenden, Webseiten zu laden oder Videos anzuschauen. Exakt diese Gebiete, die Unternehmen beim privatwirtschaftlichen Ausbau ausklammern, werden jetzt von der öffentlichen Hand erschlossen.
Wie berichtet, gründete der Landkreis für diese Aufgabe mit 28 der 30 Landkreis-Kommunen eine Breitband GmbH. Ende 2018 startete dafür ein Markterkundungsverfahren. In dessen Rahmen wurden die Ausbauabsichten privater Netzbetreiber für die nächsten drei Jahre abgefragt. „Acht Telekommunikationsunternehmen haben sich an dem Verfahren beteiligt und ihre Pläne uns gegenüber bekanntgemacht“, erläutert Matthias Peter, seit einigen Monaten als Breitbandkoordinator im Landratsamt tätig.
Inzwischen sind die Daten ausgewertet. Eine Aufgabe, die im Auftrag des Kreisbehörde die Firma Micus Strategieberatung GmbH aus Düsseldorf übernommen hat. Eine Karte fasst nunmehr erstmals die besonders s
chlecht versorgten Haushalte zusammen. „Insgesamt wurden rund 59 300 Adressen im Landkreis untersucht. Davon konnten rund 5200 Adressen ermittelt werden, die als unterversorgt gelten“, so Peter. Diese werde der Landkreis in Zukunft mit leistungsfähigen Anschlüssen ausstatten. Was unter unterversorgt zu verstehen ist, definieren die Förderbedingungen sehr klar: „Innerhalb des geförderten Ausbaus dürfen nur Adressen ausgebaut werden, bei denen weniger als 30 Mbit/s im Download anliegen.“ Straßenzüge, in denen zum Beispiel nur geringfügig mehr als 30 Mbit anliegen und für die sich kein Privater interessiert, fallen damit durchs Raster.
Derzeit arbeitet der Landkreis an der Fertigstellung der Förderanträge, erklärt Matthias Peter. Nach Auskunft des Breitbandkoordinators sollen diese im November gestellt werden. Eile ist geboten, denn die Ergebnisse der Markterkundung haben nur bis 31. Dezember 2019 Gültigkeit. „Da es noch Nachfragen geben könnte, wollen wir diese Frist auf gar keinen Fall ausreizen.“ Aktuell werde ebenfalls daran gearbeitet, die Breitband GmbH im Handelsregister einzutragen.
Noch um ein wenig Geduld bittet der Breitbandkoordinator alle interessierten Bürger, die sich für ihr jeweiliges Grundstück über etwaige Ausbaupläne des Landkreises informieren wollen. „Unser Ziel ist, eine entsprechende Karte noch in diesem Jahr in das Geoportal des Landkreises einzustellen.“ Dort könne dann adressgenau nachvollzogen werden, welche Straßenzüge der Landkreis erschließt. Aktuell sei bereits bekannt, dass rund 630 Kilometer Glasfaser verlegt werden müssen. Hinzu kämen noch einmal 60 Kilometer Leitungen für die Hausanschlüsse. Gerechnet wird mit einem Investitionsbedarf von über 75 Millionen Euro. „Besonderes Augenmerk wollen wir auch auf die Schulen richten, deren Mehrzahl noch über keinen leistungsfähigen Anschluss verfügt.“ Insgesamt 64 Bildungseinrichtungen im gesamten Ausbaugebiet sollen mit Hilfe des Landkreises schnelles Internet erhalten. Bereits in Eigenregie haben die Kommunen des Wurzener Landes sowie die Stadt Grimma den Breitbandausbau in Angriff genommen.
Von Simone Prenzel