Abi und Sekundarstufe: So geht’s mit den Prüfungen in Sachsen weiter

Gut zwei Wochen vor den ersten Abiturprüfungen in Sachsen hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit ihrer Forderung, die Abiturprüfungen in diesem Jahr notfalls ausfallen zu lassen, für Unruhe gesorgt. In der Debatte überwiegt die Ablehnung des Vorstoßes deutlich. Nichtsdestotrotz: Die Pandemie hat Auswirkungen auf Klausuren und Prüfungen. Deshalb beschloss die Kultusministerkonferenz im Januar Erleichterungen. Aktuell gelten für Sachsen folgende Regelungen: Je nach Entwicklung der Infektionszahlen ist die Verschiebung von Prüfungsterminen möglich. Vorgesehen sind jeweils zwei Termine. Abiturientinnen und Abiturienten, die sich zum ersten noch nicht in der Lage sehen, die Prüfung abzulegen, können auf den zweiten ausweichen; dieser ist dann Pflicht. Zudem soll es pro schriftlicher Prüfung eine zusätzliche Bearbeitungszeit von 30 Minuten geben. Faire Benotung im Blick: Die Lehrkräfte treffen eine Vorauswahl mit Aufgaben für die Abiturprüfungen, die mit dem tatsächlichen Unterrichtsstoff harmonieren – wegen der Einschränkungen fielen teilweise Inhalte aus dem Lehrplan. Dass die Zweit- und Drittkorrekturen der Abiturprüfungen an der jeweiligen Schule erfolgt, soll eine faire Benotung sichern: Wenn Prüfungsinhalte aufgrund des bisherigen Corona-Infektionsgeschehens an der Schule nicht ausreichend behandelt werden konnten, wird das mit einbezogen. Mehr Zeit für Vorbereitung: Auch Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I bekommen mehr Zeit für ihre Vorbereitung, und sie können sich auf die Prüfungsfächer konzentrieren. Die Unterrichtsteilnahme in den anderen Fächern ist teilweise nicht mehr verbindlich. Bereits zu Schuljahresbeginn wurden den Schulen Themen benannt, die nicht Schwerpunkt der zentralen schriftlichen Prüfungen sein werden. Zur aktuellen Regelung gehört auch: Sowohl an Ober- und Förderschulen als auch im Kurssystem an den Gymnasien kann die Abschlussklasse freiwillig und ohne Nachteile wiederholt werden. Die „Extrarunde“ wird nicht als Sitzenbleiben gewertet und daher nicht auf die Schulzeit angerechnet. Ausfälle in Grenzen: „Für die Schülerinnen und Schüler ist es gut, dass sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können“, betont Roman Schulz, Sprecher vom Landesamt für Schule und Bildung. Obwohl dieser Abschluss-Jahrgang komplett mit den Einschränkungen durch die Pandemie konfrontiert ist, habe sich der Unterrichtsausfall zum Lockdown im Winter wegen der Feiertage und der verlängerten Ferien noch in erträglichen Grenzen gehalten, und viele Schulabsolventen seien zusehends besser mit dem Homeschooling zurechtgekommen. Die Gefahr eines Stigmas wegen des Corona-Abiturs mit seinen Erleichterungen sieht Schulz nicht. Ihm pflichtet Dirk Reelfs bei. „ Eine Gleichbehandlung mit den vorangegangenen und nachfolgenden Schülergenerationen wird gewährleistet“, so der Pressesprecher des Kultusministeriums. „Um die bundesweite Anerkennung der Abschlüsse muss sich niemand sorgen.“ Sowohl er als auch Schulz halten auch bessere Abschlüsse als sonst für möglich. Das müsse nicht mit einem geringeren Anspruchsniveau der Prüfungen zusammenhängen. Reelfs verweist auf die „deutlich intensivere Zeit der Prüfungsvorbereitung“ und somit bessere Chancen. „Seit dem 18. Januar wird beispielsweise für die Abiturienten nahezu ausschließlich Prüfungsvorbereitung im Präsenzunterricht durchgeführt. Für die Oberschüler gilt das mit etwas zeitlichem Versatz in ähnlicher Weise.“ Von Mark Daniel