Sachsens Gastgewerbe schlägt Alarm: Drei von vier Betrieben stehen vor dem Aus

Land unter in Sachsens Gastgewerbe: Die Auswirkungen der Schließungen bringen die Branche immer mehr in Bedrängnis. Drei von vier Hotels und Restaurants im Freistaat bangen laut einer Umfrage des sächsischen Branchenverbandes Dehoga um ihre Existenz. Die Situation sei sehr ernst, meint Axel Klein, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Sachsen. Die Betriebe hätten im Vorjahr rund 3,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr verloren. Seit Frühjahr 2020 haben die Betriebe insgesamt für rund sechs Monate schließen müssen. „Clubs und Discotheken sind mittlerweile sogar schon zwölf Monate geschlossen. Rücklagen sind nicht mehr vorhanden, die Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand.“ Der Dehoga bezeichnet die Ergebnisse der Bund-Länder-Konferenz als ernüchternd. Für andere Branchen gebe es konkrete Öffnungsperspektive, nicht so für das Gastgewerbe. Eine Perspektive sei dringend notwendig. „Die Hinhaltetaktik sind wir alle mehr als leid“, so Klein weiter. Bei dem Gipfel hatte man sich auf eine Verlängerung des Lockdowns bis 7. März geeinigt. Weitere Öffnungen, insbesondere des Einzelhandels, sollen erst ab einer stabilen Inzidenz von höchstens 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen von den Ländern beschlossen werden können. Zu einer möglichen Öffnung von Gaststätten und Hotels war nichts gesagt worden. Dehoga: Hilfszahlungen komme nur schleppend an: Die über 10.000 Betreiber von Restaurants, Hotels, Cafés, Bistros, Cateringunternehmen, Clubs und Diskotheken sowie weiteren Dienstleistern des Gastgewerbes reagierten nur noch mit Unverständnis und Frust auf die dramatische Entwicklung. Die Mehrheit der Unternehmen habe gerade einmal die Ende Oktober 2020 versprochenen Novemberhilfen erhalten. Die Auszahlung der Dezemberhilfen laufe erst an. Für Januar und Februar könnten seit vergangenem Mittwoch Anträge gestellt werden. Das sei eindeutig zu spät und entspreche weder „schnellen“ noch „wirkungsvollen“ Finanzhilfen für die Branche. Branche zählt zu den größten Arbeitgebern in Sachsen: Rechnungen, Sozialversicherungsbeiträge, Steuervorauszahlungen und andere Verpflichtungen – „die Bugwelle, die die Unternehmer vor sich herschieben, wird größer und größer“. Die ersten Unternehmer würden die Segel streichen und aufgeben so Klein. „All das wiegt fürchterlich schwer auf den Schultern einer Branche, die zusammen genommen mit über 80.000 Beschäftigten vor der Krise zu den größten Arbeitgebern in Sachsen zählte.“ „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, haben unseren Beitrag zur Senkung des Infektionsgeschehens geleistet. Der Dehoga-Chef verweist darauf, dass die Hotels und Restaurants bereits im Frühjahr 2020 in strikte Hygiene- und Schutzkonzepte investiert haben und laut RKI keine Pandemietreiber sind. Unmut regt sich auch in der Tourismusbranche des Landes: Unmut regt sich auch bei den Unternehmen der sächsischen Tourismusbranche. Die Einrichtungen waren 2020 vier Monate vom Lockdown betroffen, teilt der Landestourismusverband (LTV) mit. Der Umsatz sei um über 40 Prozent eingebrochen. Die Unternehmen würden um ihre Existenz kämpfen. Gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus habe man erste Vorschläge für eine Öffnungsstrategie erarbeitet, sagte LTV-Präsident Rolf Keil, zugleich Landrat des Vogtlandkreises. Die Branche verlange endlich nachvollziehbare Schritte zu einer Öffnungsstrategie. Von Andreas Dunte