Breitbauausbau auf historisch: Zeuckritzerin bekommt schnelles Internet über einen Mast

Was derzeit vor ihrem Haus passiert, kommt Anja Wendt wie ein schlechter Witz vor. Dabei geht es um modernste Technologie – das schnelle Internet. „Wir haben den Antrag, unser Grundstück beim Breitbandbauausbau zu berücksichtigen, vor zwei Jahren gestellt“, berichtet die 48-Jährige. Dann habe man lange nichts von diesem Vorhaben gehört. Weder die Telekom, ein Planungsbüro oder eine Baufirma habe vor Beginn der Arbeiten mit ihr Kontakt aufgenommen. Mobilfunk über Dachantenne: Also ging alles seinen Gang. Familie Wendt, die eine sieben Meter hohe Antenne auf dem Dach hat, um überhaupt mobil telefonieren zu können, hat vor sieben Jahren mit dem Haus auch einen der vermutlich letzten analogen Telefonanschlüsse in der Region „geerbt“. Hinter ihrem Grundstück geht die Telefonleitung überirdisch auf Holzmasten weiter nach Reudnitz. Überhaupt geht in Zeuckritz noch vieles oberirdisch. Stromversorgung und Straßenbeleuchtung nutzen dafür sogar die gleichen Masten. Die Telekom hat beim Breitbandausbau allerdings sowohl Masten gestellt als auch Kabel vergraben. Glasfaser wechselt Straßenseite: „Das Glasfaserkabel ist auf unserer Straßenseite unterirdisch verlegt, wechselt vor unserem Haus nach gegenüber und geht dann oberirdisch weiter“, schildert Anja Wendt den Zustand. Die nahezu unglaubliche technische Lösung für ihren Hausanschluss besteht darin, dass er oberirdisch von der anderen Straßenseite zurückkommt. Natürlich hätte sich Anja Wendt einen unterirdischen Zugang des Glasfaserkabels ins Haus gewünscht. Eine Stelle, wo man dafür im Antragsformular ein Kreuz hätte machen können, habe es nicht gegeben. „Weil es bisher so war“: Also kommt das schnelle Netz an ihrem Haus am Giebel an. „Weil es bisher so war“, wie man ihr sagte. Natürlich, wenn sie ihr Haus abreißen und neu bauen würde, dann könne man über einen unterirdischen Anschluss reden, erfuhr sie von einem Telekom-Mitarbeiter. Dann zwar auf eigene Kosten, aber immerhin. Das Förderprogramm sage ganz klar, wer bisher oberirdisch angeschlossen gewesen sei, bleibe weiterhin oben. Leistungsabfall nicht hinnehmbar: „Ich halte diese altmodische Anschlussart für nicht gerechtfertigt“, stellt Anja Wendt klar. Immerhin liege das „große“ Kabel bis vor ihrem Haus an. Für sie ist nicht einzusehen, warum sie dann einen hohen Leistungsabfall hinnehmen soll. Der entsprechende Mitarbeiter der Telekom habe ihr versprochen gehabt, dass sich jemand bei ihr melde, der dazu Entscheidungen treffen könne.Das sei nicht passiert. Zweifel hat Anja Wendt auch daran, wie sinnvoll die Oberleitungstrasse nach Reudnitz ist. „Seit wir hier wohnen, ist die Telefonleitung zwei Mal durch Busse oder Lkw abgerissen worden“, berichtet sie. So ein Kupferkabel könne man flicken, bei Glasfaser müsste man in solch einem Falle die gesamte Strecke erneuern. Ob das etwas damit zu tun hat, dass die Schildbürgerstadt nicht allzu weit entfernt ist? Die von der OAZ an die Telekom gerichtete Nachfrage zu diesem Sachverhalt blieb bisher unbeantwortet. Von Axel Kaminski