Nach Piwarz-Vorstoß: So läuft häusliche Lernzeit in der Oschatz

Dienstanweisung für Sachsens Lehrkräfte: Kultusminister Christian Piwarz (CDU) stellt Mindestanforderungen für häusliche Lernzeit. Anlass sind „Missstände, auf die man reagieren wolle“. Welche dieser Missstände existieren und welche positiven Beispiele es für Distanzunterricht gibt, soll anhand eigener Erfahrungen im „Home Schooling“ mit einem Siebtklässler an der Oberschule und Berichten aus dem Bekanntenkreis – für Grundschule und Gymnasium – gegenüberstehen. Um Kritik an Problemen mit der Erreichbarkeit von Lernplattformen, fehlender oder unzureichender Internetverbindung – sprich: Umstände, auf die Lehrkräfte keinen Einfluss haben – soll es nicht geben. Vielmehr darum, wie Lehrende mit der Situation und den Gegebenheiten umgehen. Keine neuen Vokabeln: Der Kultusminister spricht von „regelmäßiger Aufgabenübermittlung, klarer Fristsetzung und Feedback“ – letzteres meint die Rückmeldung zum Geleisteten an Daheim Lernende. Schon hier tun sich Unterschiede auf. Während mancher Deutschlehrer pro Woche zwei bis drei Mal umfangreiche Aufgabenstellungen mit Abgabedatum und entsprechender Kontrolle der Lösungen sendet, lässt das in der ebenso zu den Hauptfächern zählenden Mathematik zu wünschen übrig. Hier sind im zweiten Lockdown bis dato erst zwei Mal Aufgaben erteilt worden – mit dem Hinweis, dass im Präsenzunterricht ausgewertet wird. Im Fach Englisch sind regelmäßig neue Aufgaben zu verschiedenen Themenfeldern da. Die Bearbeitung derselben erfolgt mal als schriftliche Ausarbeitung, mal im verstehenden Hören mit Texten von der Lern-CD, mal als kreative Aufgabe in Form eines Plakats – klasse! Beim ebenso wichtigen Vokabeln lernen erfolgt allgemein der Hinweis, dies nicht zu vergessen. Aber Informationen darüber, welche Vokabeln wiederholt werden sollen oder gar neue Begriffe zur Erweiterung des Wortschatzes sind leider nicht inbegriffen. Austausch zu aktuellen Themen: Abwechslung zwischen Anwendungen und Auswendiglernen will „gelernt“ sein. In Naturwissenschaften wie Physik und Biologie ist das regelmäßig gegeben. Jedoch herrscht bei den meisten Experimenten die Erwartung vor, dass immer mindestens eine oder gar mehrere weitere Personen greifbar sind – ohne deren Hilfe kann der Versuch nicht wie gewünscht durchgeführt werden. Eine andere Form der Anwendung fand im Geografieunterricht statt. Dort geht es seit geraumer Zeit um den afrikanischen Kontinent samt Klimazonen und deren Auswirkungen auf Tiere, Landschaft und Pflanzen. Besonderheiten der Flora, Fauna und des Wetters sollten in einem mehrtägigen Reisebericht eingebettet werden – mit der Option, diese Fakten mittels in dieser Textform üblichen unterhaltsamen Anekdoten wiederzugeben Während in dem einen Fach dem aufgrund der Reiseeinschränkungen herrschenden Fernweh Rechnung getragen wird, ist in anderen die aktuelle Situation noch unmittelbarer Thema: Dass Schülerinnen und Schüler im Gemeinschaftskundeunterricht Pro und Contra einer Corona-Impflicht abwägen und dann ihre eigene Meinung anhand dieser Fakten darlegen dürfen, birgt die Möglichkeit eines konstruktiven Meinungsaustauschs – mit Eltern oder Geschwistern beispielsweise. Rückmeldungen fruchten: Zum Schluss noch zwei Beispiele dafür, dass Kommunikation zwischen allen Beteiligten trotz aller Widrigkeiten nicht leidet: Wenn Elternsprecher am Gymnasium Kontakt zur Schulleitung aufnehmen, um selbst Rückmeldungen zur häuslichen Lernzeit zu geben und wenige Tage später nach Rücksprache Verbesserungen erfolgen, ist das ebenso hervorzuheben wie die Lehrerin der Freien Grundschule, die mangels technischer Möglichkeiten dem Kind und den Eltern die zu erfüllenden Aufgaben analog übermittelt. Im Idealfall geschieht das an der Haustür, wo dann auch offene Fragen geklärt werden können. Von Christian Kunze