Nordsachsen: Wärme für Patienten im Rettungswagen durch Innovation

Der Naundorfer Andreas Körner konnte jetzt die erste beheizbare Tragenauflage an die Johanniter Unfallhilfe in der Rettungswache Torgau überreichen. Sie wurde mit dem neuen Rettungswagen für die Rettungswache Beilrode, den der Landkreis Nordsachsen beschafft hat, übergeben. „Für die Patienten ist eine solche beheizbare Tragenauflage eine echte Bereicherung. So fühlen sie sich in dieser Stresssituation viel wohler. Gerade bei Kälte und Nässe ist es schöner, nicht auf einer kalten Matratze liegen zu müssen. Daher freuen wir uns, dass wir die Ersten sind, die diese Auflagen in Betrieb nehmen können“, sagt Nadine Krohn, Leiterin der Rettungswache. Unterkühlung kann lebensgefährlich sein: Nicht nur der Komfort und das Wohlbefinden des Patienten wird damit verbessert. Vielmehr ist die Körpertemperatur einer verletzten Person elementar wichtig, denn sollte es zu einer Unterkühlung kommen, kann das sogar lebensgefährliche Folgen haben. Das war auch Andreas Körner bewusst, als er die Idee von der beheizbaren Tragenauflage entwickelte. Bereits im Winter 2012 hat er sich die ersten Gedanken darüber gemacht, wie man Patienten im Liegen transportieren kann, ohne dass sie aus ihrem warmen häuslichen Umfeld oder sogar aus dem Bett kommend einen Kälteschock bekommen. Der Naundorfer ist schließlich selbst Notfallsanitäter und weiß, wie unangenehm dies für die Patienten ist. „Wir holen die Patienten ab, entweder aus dem Bett oder vom Sofa. Mit einem Tragestuhl geht es dann durch das Treppenhaus. Am Fahrzeug werden die Patienten schließlich auf eine Auflage gelegt, die die meiste Zeit in einer unbeheizten Umgebung steht. Jeder Gesunde freut sich, wenn er sich in ein Auto setzt mit beheizbarem Fahrersitz. Bei kranken Menschen ist die Freude noch viel größer“, erklärte der heute 50-Jährige damals. Lesen Sie auch: Warme Füße für Patienten: Naundorfer erfindet beheizbare Rettungsmatratze Nordsachse holt Start-up-Preis mit Notfall-Trageauflage Weltweite Patentrecherche: Das veranlasste ihn, nach einer beheizbaren Auflage für Rettungsfahrzeuge zu suchen, da er selbst beim DRK für die Medizintechnik zuständig war. Aber seine Suche war vergebens. 3500 Euro nahm er in die Hand, um ein renommiertes Unternehmen anzuheuern, das eine weltweite Patentrecherche nach einer beheizbaren Tragenauflage vornahm. Doch bisher gab es so etwas nicht. Der ehemalige Chef des DRK-Ortsverbandes Naundorf fing an, sich darüber Gedanken zu machen, wie eine solche Auflage aussehen könnte, welche Körperpartien gewärmt werden sollen und wie das Heizsystem funktionieren könnte. Erster Prototyp entsteht vor fünf Jahren: 2015 war dann der erste Prototyp fertig. Er entstand am Arbeitsplatz und in der Werkstatt eines befreundeten Prototypenbauers. „Voller Überzeugung nahm ich mich diesem Projekt mit vollem Elan an. Durch viele Einsätze geprägt, vom Krankentransport im KTW bis hin zum schweren Trauma im RTW, erwuchs sowohl bei mir als auch bei den Kollegen das Verlangen nach der beheizbaren Tragenauflage für den Patiententransport. Die Resonanz vom Fachpublikum, welches aktive Rettungsdienstler, also Notärzte, Notfallsanitäter, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter, waren, war überwältigend. Mit dieser Motivation steckte ich in jeglicher Hinsicht immer mehr Aufwand in dieses Projekt“, so Andreas Körner. „Es ist eine echte Innovation“: Bis zu dieser Fertigstellung wurden bereits 12 000 Euro in die Idee investiert. Mit der Zeit gründete sich auch die Firma AK MedTec GmbH daraus. Außendienstmitarbeiter Holger Schulz von der Firma meetB war sofort von der Produktidee überzeugt: „Es ist eine echte Innovation. Daher ist es auch so wichtig, dass diese im Landkreis und auch darüber hinaus an den Mann gebracht wird. Die Patienten haben damit einen enormen Benefit. Zudem sind Vorteile der beheizbaren Tragenauflage, dass sie resistent gegen Flüssigkeiten, pflegeleicht, einfach zu reinigen und zu desinfizieren ist. Es wurde auf eine intuitive Bedieneinheit geachtet. Nun gibt es auch keine störenden Kabel mehr.“ Positives Feedback von den Experten: Der Prototyp wurde 2018 auf der RETTmobil in Fulda vorgestellt. Damals sei die Resonanz überwältigend gewesen, erinnert sich Andreas Körner. „Die Messebesucher hielten es kaum für möglich, dass es ein solches Produkt bisher noch nicht gab.“ Positives Feedback gab es auch von den Experten, die äußerten, dass dieses Produkt für die Notfallrettung seit Jahren überfällig sei. „Dieser Tag hat anschaulich verdeutlicht, wie wichtig die Wärmeerhaltung für unsere Patienten im täglichen Einsatz ist und nicht nur an kalten Tagen. Auf der RettMobil 2019 wurde ein fertiger Prototyp auf dem Stand von Stollenwerk und meetB vorgestellt. Dieser erhielt im Januar 2020 die Zulassung als Medizinprodukt.“ GmbH erhielt Start-up-Preis im Rahmen der Leipziger Gründernacht: Andreas Körner und sein Team und natürlich auch Holger Schulz von meetB sorgten für jede Menge Öffentlichkeitsarbeit in den vergangenen Jahren und so wurde ermöglicht, dass das erfolgreiche Produkt nun erhältlich ist. Die AK MedTec GmbH erhielt den Start-up-Preis im Rahmen der Leipziger Gründernacht. Die Auszeichnung würdigt Neugründungen mit innovativen Geschäftsideen und langfristigen Geschäftsmodellen. Beheizbare Tragenauflagen sollten Standard in allen Rettungswagen sein und zur DIN gehören, findet Andreas Körner. „Was wir als gesunder Mensch für uns im privaten PKW als Komfort in Anspruch nehmen, muss verpflichtend für schwerkranke Menschen zur Verfügung gestellt und medizinisch indiziert angewendet werden.“ 2021 Einsatz unter anderem in Wermsdorf, Eilenburg und Delitzsch: Zudem gab es auch Erweiterungen, wie die beheizbare Vakuum-Matratze. Außerdem wurde an die Sicherheit für Kinder gedacht und eine zusätzliche Halterung für die kleinen Menschen geschaffen. All dies konnte vor kurzem bei der Übergabe in Torgau vorgestellt und die Bedienung erklärt werden. Ein Startschuss, auf den viele gewartet haben. Besonders für Andreas Körner eine aufregende Zeit. Im neuen Jahr sollen sechs weitere Matratzen in Nordsachsen folgen – in Torgau, Trossin, Wermsdorf, Eilenburg und zwei in Delitzsch. „Wir schicken Missionen zum Mars, aber waren nicht in der Lage, unsere Kranken mit einer ordentlichen Wärmeversorgung zu transportieren. Das ist nun endlich anders!“ Von Kristin Engel