Restauratoren im Weißen Saal von Schloss Dahlen

Geschäftiges Treiben im Weißen Saal des Schlosses: Restaurator Arnulf Dähne, an manchen Tagen auch von Kollegen unterstützt, sowie eine Studentin und vier Vorpraktikanten sicherten bis Ende vergangener Woche die Putzelemente dieses Raumes. Dabei ging es um zumeist kleinteilige Reste der einstigen Ausstattung. Dähne testete hier im vergangenen Herbst mit seinem Leisniger Kollegen Thomas Schmidt ein Verfahren, um große Putzflächen zu stabilisieren, die teils mehrere Zentimeter von der Wand abstanden. „Die Hinterfütterung ist stabil“, konstatiert er nach knapp einem Jahr. Dieses Verfahren mit einem Mörtel mit hohem Branntkalk-Anteil werde in solchen Dimensionen selten angewendet, habe sich aber hier bewährt. Der Altenburger Restaurator Arnulf Dähne kennt das Schloss und die Probleme der historischen Bausubstanz seit mittlerweile 13 Jahren. Der Weiße Saal sei beim Brand 1973 weniger durch das Feuer, sondern durch das Löschwasser geschädigt worden. Dazu käme jahrelange Vernachlässigung. Nun müsse man mit hygroskopischen Salzen und deren Wirkungen kämpfen. „Die Substanzen können Wasser in ihre Gitter aufnehmen und geben es unter bestimmten Bedingungen wieder ab“, erläutert der Restaurator. Das gehe mit Schwankungen des Volumens des Putzes einher, die zu Verlusten an der Substanz führen. Einmaleins der Konservierung: Während bei der Hinterfütterung die moderne Variante einer an sich alten Technologie getestet wurde, kam im Weißen Saal sowie im Treppenhaus in den vergangenen Wochen das Einmaleins der Konservierung zur Anwendung. Die Flächen mussten zunächst von Sand und Staub befreit werden. Anschließend wurden die Putz- und Stuckreste mit Zelluloselösungen verschiedener Konzentration verfestigt. „Das ist nur der erste Schritt eines mehrstufigen Verfahrens, in dessen weiteren Verlauf man sich dann um die Reduzierung des Salzgehaltes des Mauerwerkes kümmern kann“, erklärt Dr. Arnulf Dähne. Dabei konnten sich Franz Rewoldt, Lena Spaniol, Eileen Sauter und Elisabeth Krassmann Grundlagen ihres künftigen Berufes erarbeiten. Sie sind Vorpraktikanten – ein notwendiger Schritt, wenn man Restaurator werden möchte. Ein paar mehr Schritte in ihrer beruflichen Entwicklung hat Annemarie Grimm bewältigt. Die Thüringerin steht kurz vor dem Abschluss ihres Studiums und arbeitete auf einem Gerüst im Treppenhaus daran, Putzelemente zu festigen, anzuböschen und zu retuschieren. Da sie in Dresden studiert, kannte sie Dahlen vor der Arbeit am Schloss bereits als Bahnstation zwischen Leipzig und der Landeshauptstadt. Die künftigen Studenten hingegen stammen teils aus weiter entfernten Regionen und hatten erstmals mit der Heidestadt Kontakt. Für sie ist das die letzte Station vor dem Studium. „Solche gemeinsamen Baustellen für Vorpraktikanten sind eher selten“, ordnet Dr. Arnulf Dähne den Dahlener Auftrag ein. Potenzial des Weißen Saals für Galerie: Er stellt auch klar, was die Restauratoren hier keinesfalls tun werden: Sie bringen keinen frischen Putz an die Wand. Das ist nach Überzeugung des Restaurators auch nicht erforderlich, um künftig einen Eindruck von der einstigen Schönheit dieses Raumes zu vermitteln. „Wer intakte Putz- und Stuckflächen sehen möchte, findet in Sachsen dazu mit Sicherheit ausreichend Beispiele“, ist Arnulf Dähne überzeugt. Der Weiße Saal hingegen verfüge aus seiner Sicht über das Potenzial, die Fund- und Bergestücke aus dem Schloss, die derzeit im Heimatmuseum lagern, in einer Art Galerie zu präsentieren. Ein Stück Heimat: Aber das sei nicht sein Arbeitsgebiet. Darüber müssten sich andere Leute Gedanken machen. Das Schloss biete sich als Identifikationsmöglichkeit an, müsse von den hier Ansässigen als ein Stück Heimat betrachtet werden. Es sei das Verdienst des Schloss- und Parkvereines, hier die akute Not beseitigt zu haben. Der aktuelle Auftrag für ihn und seine Kollegen bestehe darin, alle Räume und Augenschein zu nehmen. Nach und nach müsste dann gesichert werden, was noch von der Originalsubstanz zu retten ist. Da es meist nur kleine „Förderportionen“ gäbe, werde es wohl – wie bisher – einer Reihe kleinerer Kampagnen bedürfen, bis man diese Sicherung abschließen könne. Von Axel Kaminski