Usanne Linke wird im März neue Pfarrerin in der Kirchegemeinde Oschatzer Land

Das mehr als zwei Jahre lange Warten hat ein Ende. Ab 1. März 2021 wird die Pfarrstelle in Borna wieder besetzt sein, wird neues Leben in das frisch sanierte Pfarrhaus einziehen. Susanne Linke, derzeit noch Vikarin in der Gemeinde der Leipziger Nikolaikirche, tritt dann ihre erste Stelle nach der Ausbildung an. „Dörfliche Strukturen sind mir nicht ganz unbekannt“, erklärt die 28-Jährige, die seit Beginn ihres Theologiestudiums 2011 in Leipzig lebt. Sie sei zwar im hessischen Marburg aufgewachsen, aber in einem ländlichen Stadtteil, rund 20 Autominuten vom Stadtzentrum entfernt, mit einigen Höfen im Ortsbild, umgeben von Feldern. Komplettes Studium in Leipzig war nicht geplant: Ihr Plan war ursprünglich, nach dem Studium der alten Sprachen von Leipzig an die durchaus renommierte Uni in ihrer Heimatstadt zu gehen, um dort Theologie zu studieren. Dass daraus nichts wurde, liegt an Thomas Linke, den sie in Leipzig kennenlernte. Der aus der Oberlausitz Stammende hat dort Geschichte und Theologie auf Lehramt studiert, sein Referendariat in Leipzig absolviert und insgesamt dreieinhalb Jahre an einer Schule gearbeitet. Mittlerweile ist er an der Uni tätig und promoviert. Wie es derzeit aussieht, werde er künftig zwei, drei Mal pro Woche von Borna zur Uni pendeln. Das sei nach seinen ersten Eindrücken kein Problem. Aus dieser Sicht habe seine Frau mit ihrer ersten Pflichtanstellung ein gutes Los gezogen. Konkrete Wunschorte nicht üblich: „Nein, Borna habe ich mir nicht konkret gewünscht“, stellt Susanne Linke klar. Eine konkrete Gemeinde als Wunsch zu benennen sei nicht üblich. Tatsächlich kenne sie sich in Sachsen auch noch nicht gut genug aus, um hier einen Ort zu favorisieren. Ihr Wunsch sei es gewesen, in eine kleinstädtische oder dörfliche Kirchgemeinde in der Umgebung von Leipzig entsandt zu werden. So rund eine Stunde Arbeitsweg für ihren Mann habe sie dabei im Blick gehabt. „Wir sind das erste Mal mit dem Auto hierher gefahren und haben ziemlich genau eine Stunde dafür benötigt“, berichtet Thomas Linke. Hoffnung auf musikalische Gemeinde: Sie habe außerdem darauf gehofft, in einer möglichst musikalische Gemeinde angestellt zu werden, bekennt die künftige Bornaer Pfarrerin. Dabei betont sie, dass es „zum Glück“ Kirchenmusiker gibt. Ihre Kenntnisse am Klavier seien eher rudimentär und auch mit dem Erlernen des Gitarrenspieles sei sie noch nicht weit gekommen. Ihre Stärke sei, dass sie eine gute gesangliche Ausbildung bekommen habe, die sie auf jeden Fall einbringen werde. „Meine Frau ist sehr sangesfreudig“, betont Thomas Linke. „Ich überlege, ob ich dann hier wieder Chormitglied werde“, sagt die 28-Jährige. Aber Vorrang hätte für sie, die Liturgie in gesungener Form abzuhalten. Zu Susanne Linkes neuer Kirchgemeinde, dem Oschatzer Land, gehören 44 Kirchen, von denen ihr Seelsorgegebiet acht Orte umfasst. Das sei zwar eine große Struktur, aber offenbar mit guter Planung. Sie kenne jedenfalls einige ihrer Aufgaben schon bis zum Mai. Zwei, drei Gottesdienste pro Wochenende zu halten, sei eine zu bewältigende Arbeit. „Ich bin froh, dass ich die Pfarrerinnen und Pfarrer, die in der Zeit der Vakanz Borna und die dazu gehörenden Orte betreut haben, künftig entlasten kann. Seit ihr Vorgänger Dr. Jochen Kinder vor zwei Jahren im „großen Borna“ als Superintendent für den Kirchenbezirk Leipziger Land in sein Amt eingeführt worden war, wurde bisher vergeblich nach einem Nachfolger gesucht. Vorgänger bereits kennengelernt: „Wir hatten schon Gelegenheit, Familie Kinder kennenzulernen“, berichtet Susanne Linke. Da habe sie aber noch nicht geahnt, dass sie an seine einstige Wirkungsstätte entsandt werde. Seine Fußstapfen? „Ich weiß, dass die Bornaer hier sehr stolz auf ihn sind“, betont Susanne Linke. Sie müsse erst noch ihre Spezialisierung finden. Ob ihr Weg künftig in Richtung diakonischer Arbeit, Seelsorge oder Schulpfarramt gehe, werde sich zeigen. Jetzt möchte die 28-Jährige aber erst einmal weder auf eine Stelle als Superintendentin noch auf eine andere Spezialisierung hinarbeiten, sondern Gemeindepfarrerin in der Kirchgemeinde Oschatzer Land sein und hier ihren Dienst tun. Dankbar ist Familie Linke dafür, dass Pfarrer Kinder die Sanierung der Pfarrhauses angestoßen hat und die Kirchgemeinde diesen Weg gegangen ist. Hier gäbe es eindeutig mehr Platz als in der – mit 70 Quadratmetern auch nicht gerade kleinen – Wohnung in Leipzig. „Wir haben dort ein gemeinsames Arbeitszimmer. In Zeiten, in denen viele Absprachen online stattfinden – auch als Konferenzen, ist das nicht immer von Vorteil“, erläutert Thomas Linke. Für ungestörtes Arbeiten biete das Haus in Borna deutlich mehr Platz. Ordination am 7. März in Borna: Susanne Linkes erster Gottesdienst wird am 7. März in Borna stattfinden. Es ist ihre Ordination. Vermutlich werde sie nicht selten zu Besprechungen in Oschatz sein, aber ihr Büro, ihr Arbeits- und ihr Lebensmittelpunkt werde in Borna sein. Kennenlernen möchte sie aber die gesamte Gemeinde und deren Menschen. Pfarrer Jochem, der die Kirchgemeinde leitet, habe mit ihr schon eine Rundreise zu ihren künftigen Wirkungsstätten unternommen. Vom Liebschützberg aus habe sie sich einen Überblick über das Territorium verschaffen können. Und vielleicht schafft sie es ja in den kommenden Jahren, Radtouren zu allen 44 Kirchen zu unternehmen… Von Axel Kaminski