Wermsdorfer Neurologie setzt auf Telefon-Sprechstunden

Die Spezialisten im Fachkrankenhaus Hubertusburg müssen derzeit einen Balanceakt vollbringen: Zum Schutz vor Corona den Kontakt zu anderen Menschen möglichst reduzieren, andererseits aber den Beratungsbedarf in den Sprechstunden weiter abdecken. Denn dieser sei unverändert hoch, konstatiert Dr. Piotr Sokolowski, Chefarzt der Neurologie im Fachkrankenhaus, das zum Leipziger Klinikum St. Georg gehört. „Die Menschen haben viele Fragen, aber auch Ängste, in die Sprechstunde zu kommen“, sagt er. Seelische Entlastung: Wie überall gelten auch im Krankenhaus Einschränkungen. Deshalb sei man dazu übergegangen, die Spezialsprechstunden, etwa für Myastheniepatienten oder in der Multiple-Skerose-Ambulanz, als Telefonsprechstunden durchzuführen. Diese finden dann zu den bereits geplanten Sprechzeiten und verlässlich für die Betroffenen statt. „Vieles ist am Telefon gut erfragbar, das merken auch die Patienten, die dadurch eine seelische Entlastung erfahren“, hat der Chefarzt festgestellt. E-Mails an Patienten: Außerdem versende man Newsletter und E-Mails an Patienten und gebe aktuelle Informationen schnell weiter. Dazu verfolge man in der Klinik ständig die nationalen und internationalen Empfehlungen der Institute. Medikamente nicht eigenmächtig absetzen: Piotr Sokolowski rät Patienten, sich immer mit dem behandelnden Arzt abzustimmen und nicht einfach selbst eine Änderung der Dosierung der Medikamente vorzunehmen oder gar diese einfach abzusetzen. „Das gilt besonders für Menschen mit Multipler Sklerose.“ Besondere Sorge für Menschen mit MS: Diese erhalten oft eine sogenannte immun-modulierende Behandlung, das heißt, deren Medikamente können sich auf das eigene Abwehrsystem auswirken und dies schwächen. „Wir tragen für diese Patienten eine besondere Sorge und fragen gezielt nach, um schnell entscheiden zu können, wie man bei einem Infekt am besten reagiert“, versicherte der Wermsdorfer Chefarzt. Besuchsverbot akzeptiert: Doch nicht in jedem Fall kann die Arbeit ans Telefon verlegt werden. Da sei die Gruppe von Patienten, die regelmäßig für Infusionen die Neurologie aufsuchen müssten und diejenigen, die stationär betreut werden. In beiden Fällen gelten strenge Hygienevorschriften und für das Krankenhaus wie überall ein Besuchsverbot. „Daran halten sich auch alle“, versichert Sokolowski. Individuelle Lösungen gefragt: Zudem würden die Patienten die Kontaktsperre zu Freunden und Angehörigen bei einer durchschnittlichen Liegedauer von sechs bis sieben Tagen recht gut verkraften. „In Palliativfällen müssen wir gemeinsam mit den Familien individuelle Lösungen in geschützten Bereichen finden.“ Das ganze Team der Klinik arbeite in dieser besonderen Situation sehr flexibel, um die Behandlung und Betreuung der Patienten bestmöglich abzusichern, betont der Chefarzt. Von Jana Brechlin

Coronakrise - Wermsdorfer Neurologie setzt auf Telefon-Sprechstunden