Baustopp: Wiedereröffnung von Wurzener Ringelnatz-Haus in Gefahr

Ob die feierliche Wiedereröffnung des Ringelnatz-Geburtshauses im Spätherbst erfolgt, steht mittlerweile in den Sternen. Denn nachdem das Landratsamt vor Wochen die Arbeiten im Crostigall 14 stoppte, herrscht immer noch Zwangspause auf der Baustelle. Und das, obwohl beide Seiten – die Kreisbehörde wie die Stadt Wurzen – schon vor drei Monaten felsenfest versicherten, einen Kompromiss finden zu wollen. Oberbürgermeister Röglin: Wir haben einen Fehler gemacht: Eigentlich sollte das Ende der Sanierung der literarischen Gedenk-, Begegnungs- und Forschungsstätte des Ringelnatzvereins mit dem Beginn des Ringelnatzsommers 2020 eingeläutet werden. Doch der avisierte Termin am ersten Augustwochenende platzte, weil die Stadtverwaltung patzte. Wurzen ließ nämlich ohne denkmalrechtliche Genehmigung einen massiven Anbau hochziehen, der später die Rettungstreppe, einen Lift und barrierefreie Toiletten integrieren sollte. Das Echo der Kreisbehörde auf den Schwarzbau erfolgte prompt – seither ruht das Vorhaben. Laut Oberbürgermeister Jörg Röglin (SPD) lief das Projekt im Juli des Vorjahres problemlos an, bis der Ringelnatzverein als Betreiber der Immobilie Gelder für den Fahrstuhl erhielt. „Eine Lösung musste also her.“ Und die sah das Stadthaus in der Lücke zwischen dem Geburtshaus und dem Gebäude Crostigall 16. „Ja, wir haben einen Fehler begangen und Tatsachen ohne Baugenehmigung geschaffen. Gut gemeint, ist leider nicht gut gemacht“, musste Röglin wenig später einräumen. Zugleich aber kündigte er an, nach einer Lösung des Konfliktes zu suchen. Landkreis hat großes Interesse an der Sanierung: Ein Ergebnis gefunden wurde bis zum heutigen Tag jedoch nicht, wie eine Nachfrage beim Landratsamt ergab. Laut Pressesprecherin Belinda Reg’n habe die Kreisverwaltung, insbesondere Landrat Henry Graichen (CDU) sowie das Bauaufsichtsamt mit den Denkmalpflegern, „großes Interesse“ daran, die Renovierung des Ringelnatz-Geburtshauses fortzuführen. Deshalb seien in den vergangenen Wochen auch intensive Gespräche mit allen Beteiligten geführt worden, die aktuell weiterlaufen. Hierbei gehe es vor allem um zwei Aspekte, die den Denkmalschutz betreffen – „zum einen der Anbau und zum anderem der Ausbau des Dachgeschosses“. Der Anbau, so Reg’n, sei definitiv ein Schwarzbau. „Für den nachträglich von Wurzen eingereichten Antrag hat die untere Denkmalschutzbehörde daher im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege einen Ablehnungsbescheid ausgestellt, da der Anbau städtebaulich als auch im äußeren Erscheinungsbild des Kulturdenkmals eine erhebliche Beeinträchtigung darstellt.“ Entscheidung über Kompromissvorschlag steht noch aus: Bis zum heutigen Tag läge seitens der Stadt Wurzen kein Widerspruch vor. Ferner brachte der Denkmalschutz, um den Abriss zu verhindern, einen Kompromissvorschlag ein. Die Entscheidung über den vom Landkreis offerierten Entwurf stünde derzeit noch aus, so Reg’n. Der kommunale Bauherr schweigt dazu. Zum Thema Dachgeschoss teilte die Pressesprecherin mit, hätte es zwar durch das Planungsbüro einen Antrag auf denkmalrechtliche Genehmigung gegeben. „Um abschließend zu entscheiden, benötigt die Kreisverwaltung jedoch weitere Unterlagen vom Antragssteller. Das Hauptaugenmerk der Denkmalschützer liegt bei einen Ausbau darauf, den barocken Dachstuhl aus dem Jahre 1728 denkmalgerecht zu reparieren und dauerhaft zu erhalten“, betonte Reg’n zum Schluss. Lesen Sie dazu auch: 1. Wurzen: Denkmalschutz stoppt Schwarzbau am Ringelnatz-Geburtshaus 2. Betreiber hofft auf schnelle Lösung nach Baustopp am Wurzener Ringelnatzhaus Von Kai-Uwe Brandt