Bennewitz hat 2020 wieder viel vor

Zu Aufgaben, die 2020 in der Gemeinde Bennewitz anstehen, sprach LVZ mit Bürgermeister Bernd Laqua (parteilos). Dabei wurde deutlich: Viele Themen beschäftigen die Gemeinde bereits seit Jahren. Wie würden Sie das Jahr 2019 zusammenfassen? Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Da war zum Beispiel die drohende Waldbrandgefahr, weil wenig bis gar kein Wasser in Saubach und Waldteichen war. Positiv in Erinnerung bleiben wird dagegen das dritte Wurzener Landfest in Bennewitz, ein Ausdruck des Zusammenhalts von Heimat- und Sportvereinen, Feuerwehren, Gewerbetreibenden, Verwaltung und vielen freiwilligen Mitwirkenden. Es waren drei tolle Tage, gekrönt mit einem Geschenk von Ministerpräsident Michael Kretschmer – die Feuerwehrdrohne ist inzwischen fest in Einsätze integriert. Dazwischen liegen eine ganze Reihe von Erfolgen, die aber nicht über Nacht entstanden sind. Jeder Kita-Platz ist bereits belegt: Dazu zählen Sie sicher die Erweiterung der Kita Kunterbunt in Deuben, ein Kernziel der Gemeinde. Mit dem Thema haben wir uns schon 2016 befasst. Mit Fertigstellung von Haus 2 bis Mitte 2020 werden wir es zum Abschluss bringen und kommen damit unserer Pflicht nach, ausreichend Plätze vorzuhalten. Doch dies war nicht so einfach, wie es nun klingt. Dass solch ein rasanter Zuwachs an Kindern 30 Kilometer ostwärts von Leipzigs möglich ist, wurde anfangs nicht für voll genommen. Umso froher bin ich, dass wir unsere Kita stufenweise von 79 auf 214 Plätze haben wachsen lassen. Und das Beste ist: Jeder Platz ist schon belegt. Es hat sich also gelohnt. Ein großer Dank geht an unsere Eltern, die mit manch nicht alltäglicher Situation zurechtgekommen sind. Wurzener Land hat Wachstumspotenzial: Worauf führen Sie den großen Bedarf an Kita-Plätzen zurück? Mit der vollständigen Bebauung des Wiesenberges in Altenbach seit 2015, der Neuentwicklung des Baugebietes Altenbach West 2016 und den Lückenbebauungen in Nepperwitz, Altenbach, Schmölen und Bennewitz seit 2017 sind viele junge Familien zugezogen. Darauf dürfen wir uns jedoch nicht ausruhen. Mit dem Stadt-Umland-Konzept des Wurzener Landes hat Bennewitz an Entwicklungspotenzial entlang der Bahnstrecke Leipzig-Dresden und der B6 gewonnen. Nun gilt es – entgegen der Strategie von 2018, Baugebiete selbst zu entwickeln – Investoren zu gewinnen, damit die Entwicklung der Gemeinde keinen Abbruch erfährt. Willige gibt es. Nun heißt es, die besten Ansätze daraus zu finden, um die Breite Lache in Deuben zu entwickeln. Auch die Ortsränder im Osten und Westen des Ortes lassen sich gestalten. Naturschutz macht es Bauvorhaben schwer: Wie ist die Gemeinde beim Ausbau der zugehörigen Infrastruktur vorangekommen? Nur mit guter Infrastruktur entsteht gute Wohnqualität. In der Ortslage Bennewitz konnten wir nach längerer Vorbereitung mit Erneuerung des Abwassernetzes für Dorf- und Leipziger Straße über den Abwasserzweckverband beginnen. Dazu kommen Wasser- und Stromleitung, Glasfasernetz und neue Straßendecke. Mitte 2020 wird der erste Bauabschnitt enden, dann folgt die Dorfstraße ostwärts der Feuerwehr. Besonders glücklich war ich über den vollständigen Förderanteil aus dem Wirtschaftsministerium – 2,4 Millionen Euro – für die Straße An der Teeplantage. Dies ging nicht jeder Kommune so, der Bedarf konnte nicht annähernd gedeckt werden. In mehreren Abschnitten wird bis 2021, von der Leulitzer Straße in Bennewitz bis auf den Wiesenberg in Altenbach, unsere letzte nicht grundhaft ausgebaute Straße in einen perfekten Zustand mit allen notwendigen Medien versetzt. Die große Herausforderung bei beiden Maßnahmen ist, das Verständnis der Einwohner für Einschränkungen über so große Zeiträume zu gewinnen. 2018 wurde der Vertrag mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr unterschrieben, dass die Gemeinde die Brücke über den Saubach in Deuben zur Fortführung des Radweges Richtung Altenbach bauen darf. Warum wurde 2019 nicht wie geplant begonnen? Begonnen hat das Drama mit dem Fehlen einer Otterbärme im geplanten Brückenkörper. Anfangs kam ich mir vor wie bei der versteckten Kamera, bis ich begriff, der Naturschutz meint das ernst. Doch es kam noch schlimmer. Nun passte die Anbindung im Kreuzungsbereich B6/Altenbach nicht zum Regelwerk. Zusammen mit Planungsbüro, Verkehrsbehörde und Anrainern haben wir eine Lösung gefunden. Nun ist man darauf gekommen, dass wir die Fische während des Baus gefährden könnten. Somit heißt die weitere Auflage, einen Fischereibetrieb mit dem schonenden Umsetzen der Fische zu beauftragen. Mittlerweile hat die elektronische Bauakte einen größeren Umfang als die für die vorangegangene Anbindung des Gewerbegebietes an die B6. Ich verstehe, wenn Einwohner den Glauben verlieren, dass wir überhaupt gewillt sind zu bauen. 2020 soll der Breitbandausbau starten: Wie geht es beim schnellen Internet voran? Immerhin beschäftigt Sie das Thema seit fünf Jahren. Der Breitbandausbau in den nicht wirtschaftlichen Gebieten war lange ein leidiges Thema. In unserer Gemeinde betrifft das Neualtenbach, Zeititz, Leulitz, Neuweißenborn, Rothersdorf und Bach. In den Ministerien hat man erst 2018 begriffen, dass der Ausbau nur mit Glasfaser der bessere Weg ist. Dann bedurfte es noch einmal Überzeugungsarbeit, dass es am effizientesten ist, den Ausbau im Wurzener Land mit einer kommunalen GmbH voranzubringen, um das Fördergeld von Bund und Land, wir sprechen von 40 Millionen Euro, einsetzen zu können. Den Glauben der Bevölkerung haben wir auf diesem langen Weg durch die Bremser jedoch vollständig verloren. Mit Beginn 2020 können wir Ausbau und Betrieb des Netzes endlich ausschreiben. Und ich hoffe, dass wir dieses Jahr in allen vier Kommunen den ersten Spatenstich setzen können. Grundschule muss neuen Anforderungen genügen: Wer kümmert sich um den Ausbau der wirtschaftlichen Bereiche? Zuverlässig Web und Phone, Ort für Ort wird erschlossen. In Schmölen sind wir hierbei einen neuen Weg der Kooperation gegangen. Ende 2017 zeigten sich gerade einmal 30 Prozent der Einwohner am Ausbau eines Gasnetzes interessiert. Mit der Verknüpfung mit Glasfaser konnten wir – EnviaNetz, Web und Phone und Gemeinde – 2018 ein annehmbares Paket anbieten. Ende 2019 waren wir schon mitten in der Umsetzung und kommen dieses Jahr zum Abschluss. Was kommt an Vorhaben zu dem, was 2019 begonnen wurde, neu hinzu? Ganz obenan steht die Anpassung unserer Grundschule an die Entwicklung der Gemeinde und der Kindereinrichtungen. Aus den Ideen von 2018 werden wir sie in 2020 erweitern und den Ausbau mit dem Landesprogramm Digitalpakt Schulen verbinden, um unsere Klassenräume den neuen Medien zu öffnen. Werden Sie an dem ehrgeizigen Ziel der Errichtung einer Oberschule festhalten? Ja, die Planung führen wir fort, auch der Landkreis hat uns in seiner Schulnetzplanung berücksichtigt. Einen geeigneten Standort haben wir unter Beachtung des Hochwasserschutzes bereits hinter der Grundschule gefunden. Mehr Angebote und Betreuung für Ältere: Von den Jüngsten zu den Senioren. Die Wohnungen im alten Gasthof Bennewitz waren schnell vergeben. Gibt es weitere Überlegungen für betreutes Wohnen? Das vom DRK betreute Wohnen ist ein starker Anker für unsere ältere Bevölkerung in Bennewitz geworden. Aber wir sind auf der Suche nach weiterem Entwicklungspotenzial, denn mit dem alten Gasthof decken wir nur ein Achtel des Bedarfs ab. Bedarfe gibt es auch bei der Feuerwehr? Für die wollen wir zwei Fahrzeuge vom Typ HLF 20 beschaffen und dafür am Jahresende den Förderantrag stellen, um 2021 ausschreiben zu können. Und die Baumaßnahmen im Gerätehaus Deuben sollen abgeschlossen werden. Sie schauen 2020 aber auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus. Passend zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit werden wir die Partnerschaft mit Römerstein endlich besiegeln. Seit den ersten Kontakten 1991 gab es gegenseitige Besuche mit Gemeinderäten, Kameraden aus den Feuerwehren, Verwaltungsangestellten. Von Ines Alekowa

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