Corona-Krise bringt Wurzener Großvermieter in Personalnot

Je länger der Lockdown dauert, desto schwieriger wird die Lage bei der Wurzener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH (WGW). Wie dem städtischen Unternehmen geht es mittlerweile vielen Großvermietern im Freistaat. Deshalb startete der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) bereits Mitte Dezember einen Hilferuf, der allerdings bislang ohne Resonanz blieb. „Hintergrund ist, dass wir im Ernstfall kaum noch den Notdienst absichern können, weil das dafür notwendige Personal nicht unter die Kategorie systemrelevante Berufe fällt und die Mitarbeiter ihre Kinder zu Hause betreuen müssen“, schildert WGW-Geschäftsführer Peter Sauer das derzeitige Dilemma. Geschäftsführer Sauer: Die Lücke lässt sich kaum noch schließen: Die WGW, deren Portfolio circa 1500 eigene sowie 500 verwaltete Wohnungen umfasst, beschäftigt drei Angestellte, die sich um alle Belange der Mieter kümmern. „Dazu zählen Wohnungsbesichtigungen, das Aufsetzen des Mietvertrages, aber ebenso bei Havarien, zum Beispiel der Heizung, die entsprechenden Handwerksfirmen mit der Reparatur zu beauftragen oder die ordnungsgemäße Müllentsorgung abzusichern.“ Jedoch befindet sich einer der drei verantwortlichen WGW-Wohnungsverwalter im Krankenstand, während die beiden anderen nach der Corona-Schutzverordnung kein Anrecht auf eine Notbetreuung ihre Kinder haben und daher auch nicht zur Verfügung stehen. „Natürlich bemühen wir uns, mit den vorhandenen Kollegen diese Lücke zu schließen, was aufgrund der speziellen Dienstleistung nur zum Teil gelingt und mit jeder Woche im Lockdown die akuten Verhältnisse verschärft“, berichtet Sauer. Der 58-Jährige schrieb sogar Kindertagesstätten an, um eine Lösung zu finden – ohne Erfolg. Insofern appelliert er, endlich die Kategorien der systemrelevanten Berufsgruppen angesichts der Situation zu überdenken. Verband fordert Erweiterung der systemrelevanten Berufsgruppen: Rückendeckung erhält Sauer bei seiner Forderung durch den VdW, der knapp 130 Wohnungsunternehmen mit über 300 000 Wohnungen vertritt. „Wir haben schon Ende des Vorjahres mit einem Schreiben an das zuständige Sozialministerium von Frau Köpping auf die Problematik hingewiesen, doch bis auf eine Eingangsbestätigung keine Antwort erhalten“, zeigt sich VdW-Büroleiter und Pressesprecher Alexander Müller enttäuscht vom mangelndem Echo. „Das Schweigen aus Dresden ist nicht nachvollziehbar“, zumal der erste Lockdown im Frühjahr 2020 zeigte, welche zentrale Bedeutung die Wohnung in Krisenzeiten hat. Und das nicht allein als privater Rückzugsraum. Kritische Töne kommen ebenfalls vom VdW-Verbandsdirektor Rainer Seifert, der dem Wunsch einer Erweiterung der systemrelevanten Berufsgruppen mit folgenden Worten Nachdruck verleiht: „Das ist nicht nur eine Frage des Respekts vor den mehr als 3500 Menschen, die allein bei unseren Mitgliedsunternehmen Tag für Tag im Einsatz sind. Sondern vor allem eine Frage des Respekts gegenüber allen Menschen in Sachsen, die im Lockdown auf eine voll funktionsfähige Wohnung und ein verlässliches Wohnumfeld mehr denn je angewiesen sind.“ Lesen Sie dazu auch: Notdienst nicht mehr garantiert: Gravierende Auswirkungen der neuen Corona-Schutzverordnung befürchtet Liveticker: Die Situation zur Corona-Krise in Leipzig und Sachsen Von Kai-Uwe Brandt