Nach Schwelbrand in der Küche: Wurzener Apotheke meldet sich zurück

Inzwischen kann sie zumindest durchatmen. Nach Wochen des Kampfes, der Unsicherheit und der dicken Luft ist Ines Wegner wieder zurück. In den vorübergehend angemieteten Räumen in der Wenceslaigasse bedient sie ihre Kunden – beinahe so, als sei nichts passiert. Dabei steckt ihr der Schreck des ersten April-Wochenendes noch immer in den Gliedern. Ungern erinnert sich die Inhaberin der Stadt-Apotheke in der Domgasse/Ecke Markt an jenen Sonntag vor rund zwei Monaten. „Wir bekamen einen Anruf. Ein Mieter machte uns darauf aufmerksam, dass der Hausflur verrußt sei. Daraufhin eilten wir sofort herbei und stellten fest, dass es im Ladenlokal einen Schwelbrand gegeben haben musste.“ Hartnäckiger Brandgeruch: Sie habe unter Schock gestanden, sagt die Wurzenerin. Noch am gleichen Tag verständigte sie Versicherung und Reinigungsfirma. Der technische Defekt in der Personalküche sorgte für einen derart hartnäckigen Brandgeruch, dass die am nächsten Morgen eintreffenden Schwestern der in den oberen Etagen untergebrachten Arztpraxen gar die Feuerwehr alarmierten. Lesen Sie auch: Der Feuerwehreinsatz Anfang April an der Wurzener Domgasse Blinder Alarm. Denn zu löschen gab es schon am Sonntag nichts mehr: „Gearbeitet wurde in der Apotheke an jenem Sonnabend wie immer bis 12 Uhr. Bis dahin war noch alles in Ordnung. Erst danach muss sich der Defekt ereignet haben – von offenem Feuer keine Spur“, schüttelt Ines Wegner den Kopf. Immer wieder wird sie seitdem von besorgten Wurzenern angesprochen. Dickes Lob an alle Helfer: Chefin Wegner, die noch eine Filiale in Grimma hat, macht ihren 15 Mitarbeitern ein Riesen-Kompliment: „Ich habe ein Super-Team. Alle packten zu, befreiten sämtliche Akten und Karten von Ruß. Eine Heidenarbeit.“ Ein Lob gehe auch an den Einrichter aus Brandis: „Binnen anderthalb Wochen konnten wir das Ausweich-Geschäft aus dem Boden stampfen.“ Freunde und Bekannte hätten genauso geholfen wie Ehemann Thomas, der den Kontakt zur Versicherung hält, sagt die Apothekerin. Bereits nach zwei Wochen stand fest, dass der Schaden reguliert wird. Derzeit sind von der Versicherung direkt beauftragte Firmen mit den Bauarbeiten beschäftigt. Wie lange die dauern, wisse sie nicht, so die Apothekerin. Mietvertrag für zunächst sechs Monate: In jedem Falle habe sie sich die Interims-Räume auf Wurzens prominenter Geschäftsstraße für mindestens sechs Monate gesichert. Eine Option darüber hinaus bestehe, berichtet Ines Wegner, die 1990 mit einer Apotheke in Trebsen in die Selbstständigkeit gestartet war. Als waschechte Wurzenerin stand für sie aber recht bald fest, wieder in die Heimatstadt zurück zu kehren. Mitte der Neunziger erwarb sie das Haus am Wurzener Markt und war dort seitdem für ihre Kunden da. Während nach dem Brand sowohl Arztpraxen als auch Kosmetikstudio an alter Stätte weiter machen können, sei für die Apotheke der befristete Umzug unumgänglich: „Fußböden, Decken, Wände – alles voller Rußpartikel. Bei offener Tür riecht es noch immer bis auf die Straße.“ Absolute Sicherheit gibt es nicht: Thilo Bergt, in Wurzen verantwortlich für den Brandschutz, kann sich in Betroffene hinein fühlen: „Wir erleben leider immer wieder, welch immensen Schaden technische Defekte bei Kaffeemaschinen, Kühlschränken und Co. anrichten.“ Absolute Sicherheit gebe es bei elektrischen Geräten nicht. Wer das Risiko minimieren möchte, müsse die Stecker ziehen. Die Apothekerin schaut nur noch nach vorn. Sie freut sich, für ihre Kunden da zu sein. Die Mietkosten im Ausweichobjekt übernehme die Versicherung. Und noch eine gute Nachricht gebe es. Der wilde Sprayer, der zuletzt die Fassade ihres Hauses verschandelt hatte, sei ermittelt worden. „So erstatteten wir jetzt Anzeige und werden hoffentlich bald neu streichen können.“ Von Haig Latchinian