Wurzen setzt jetzt beim Ringelnatzhaus auf den Ex-Stadtarchitekten Krause

Anfang voriger Woche erhoffte sich Oberbürgermeister Jörg Röglin (SPD) endlich einen Kompromiss für den strittigen Anbau am Ringelnatz-Geburtshaus im Crostigall. Doch der Termin im Landesamt für Denkmalpflege platzte – coronabedingt. Die Fahrt nach Dresden fiel aus. Nicht nur für ihn, sondern auch für die Vorsitzende des Ringelnatzvereins. Dabei hätte sich Viola Heß gern eine Lösung gewünscht, nachdem die Kreisbehörde den Baustopp beendete und zumindest die Arbeiten am Dach wieder beginnen können. „Fakt ist, dass wir dem Denkmalschutz vor zwei Wochen eine Reihe von Entwürfen geschickt haben – insgesamt sechs“, teilte das Stadtoberhaupt auf Nachfrage mit. Allesamt würden sich mehr oder weniger am Beispiel des Amtsgerichtes in Grimma orientieren. Hier verbindet eine gläserne Konstruktion ein altes Gebäude mit einem modernen Aufgang, so Röglin. Gespräche um Lösung ohne Bauherrn und Planer: Aus seiner Sicht wären die aktuellen Vorschläge letztlich ein akzeptables Ergebnis, um die Kulturstätte fertigzustellen. Schließlich dauert die Zwangspause bereits über ein Jahr, weshalb sogar schon die Eröffnung des Hauses verschoben werden musste. „Soweit ich informiert bin“, fügte der 51-Jährige an, „soll es demnächst dazu ein Gespräch mit Herrn Hartmut Krause geben, wenn der sächsische Landeskonservator Alf Furkert wieder zurück aus dem Urlaub ist.“ Dann allerdings ohne Hagen Weidemüller vom gleichnamigen Planungsbüro und ohne den Bauherrn, die Stadt Wurzen. „Ich empfinde diese Art und Weise als Unverschämtheit. Wie kann der Denkmalschutz nur auf das schmale Brett kommen, Planer und Bauherrn außen vorzulassen“, fragt sich Röglin. Ex-Stadtarchitekt Krause erhält Verhandlungsvollmacht: Dennoch wollen er und Weidemüller sich der Bitte fügen und bauen zugleich auf den ehemaligen Stadtarchitekten Krause, der seitens der Verwaltung die Verhandlungsvollmacht erhielt und vor allem aufgrund seiner früheren Tätigkeit einen guten Ruf in Dresden besitzt. „Wenn es der Sache dient und etwas dabei herauskommt, nehmen wir uns erst einmal zurück.“ Zuletzt versicherte Röglin, sobald ein Kompromiss in Sicht sei, darüber zu informieren. „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir eine Lösung finden.“ Wie berichtet, stoppte das Landratsamt die umfangreiche Sanierung des Ringelnatzhauses vor über einem Jahr, weil die Stadt den massiven Anbau ohne denkmalpflegerische Genehmigung hochziehen ließ. Der schmale Seitenflügel soll in Zukunft die Rettungstreppe, barrierefreie Toiletten und einen Lift bis zum Dachgeschoss integrieren. Nach dem Veto der Denkmalschützer räumte Röglin damals ein: „Ja, wir haben einen Fehler gemacht und Tatsachen ohne Baugenehmigung geschaffen. Gut gemeint, ist leider nicht gut gemacht.“ Lesen Sie dazu auch: Wurzen: Denkmalschutz stoppt Schwarzbau am Ringelnatz-Geburtshaus Baustopp beendet: Arbeiten am Wurzener Ringelnatzhaus gehen weiter Von Kai-Uwe Brandt