„Du kriegst die Bude voll“, tönte es da aus Sektor B in Richtung Gästekeeper. Dennoch: am 22-Jährigen lag das Debakel des SVW keinesfalls. RB Leipzig spielte wie von der Leine gelassen und nutzte jede Lücke in der Wilhelmshavener Abwehr zum Abschluss. Am Ende stand der höchste Pflichtspielsieg in der noch jungen Vereinsgeschichte.
Die acht Tore waren auch am Montag wieder Thema Nummer eins bei der Mannschaft. Das Trainerteam hatte am Vormittag zum Auslaufen an den Cottaweg gebeten, bevor die Mannschaft am Dienstag einen freien Tag bekommt. „An so einen hohen Sieg kann ich mich in meiner Karriere nicht erinnern“, sagte Flügelflitzer Timo Röttger. Vor Jahren sei ihm mal ein 6:1 mit Leverkusen II gegen den VfB Lübeck gelungen.
Röttger ist erleichtert, dass gleich das erste Punktsspiel im neuen Jahr so erfolgreich war. Trotz der vielen Tore sieht der 26-Jährige aber noch Luft nach oben. „Die Feinabstimmung mit Roman Wallner muss noch besser werden“, glaubt Röttger. Sieht auch Wallner so, der nach seinem Wechsel von Salzburg nach Leipzig noch keine vier Wochen mit der Mannschaft trainiert.
"In gewissen Situationen weiß ich noch nicht, wie der Mitspieler reagiert. Auch ich habe viele Fehler gemacht. Ich weiß manchmal nicht, soll ich spielen oder nicht“, so der dreifache Torschütze vom Sonntag. Sein Angriffspartner Daniel Frahn war da schon zufriedener. "Das hat wunderbar funktioniert mit Wallner", lobt er. Und Verteidiger Christian Müller glaubt gar: „Mit dieser Angriffsleistung wird es schwer, uns zu schlagen."
Timo Röttger tritt da lieber auf die Euphoriebremse. Am kommenden Sonntag müssen die Bullen zum TSV Havelse. „Die dürfen wir nicht unterschätzen, da fängt alles wieder von Neuem an“, so Röttger. Er erwartet einen noch defensiver agierenden Gegner als am Sonntag.
Viele Tore sind bei RB mit Blick auf die Tabelle aber durchaus willkommen. Den HFC hat die Mannschaft von Peter Pacult in der Tordifferenz bereits um 14 Treffer hinter sich gelassen. Kiel weist mit 48:18 Toren exakt die gleiche Quote wie die Leipziger auf.
Auf Rechenspiele wollen sich die Bullen aber gar nicht einlassen. „Wir haben jetzt noch 15 Endspiele“, sagt RB-Sprecher Sharif Shoukry. Die Partien sollen möglichst alle gewonnen werden. Dann ist das Torverhältnis uninteressant.
Mit helfen soll schon beim nächsten Spiel wieder Innenverteidiger Fabian Franke. Er musste gegen Wilhelmshaven mit Adukktorenproblemen schon nach einer halben Stunden ausgewechselt werden. „Nicht so schlimm“, meint Shoukry. Am Mittwoch werde er voraussichtlich wieder mit der Mannschaft trainieren.
Matthias Roth/Anne Kunze