Nach zwei langen, aber zumeist lustigen Stunden stehen die Finalisten fest: Der Münchner Kabarettist Frank Smilgies alias Gordon Brettsteiger, bekannt geworden durch das Duo Ulan & Bator, sowie Andreas „Spider“ Krenzke, der als Slammer in den Ring gestiegen ist.
Am Donnerstag veranstaltete die Leipziger Lachmesse bereits zum dritten Mal den Wettstreit „(Poetry) Slam vs. Kabarett“. Anmoderiert durch Yopa Naumann traten im ausverkauften Kupfersaal für die beiden komödiantischen Sparten jeweils drei Vertreter an. Das Publikum stimmte mit Zahlentafeln ab. Das Duo Fuchs & Friedo untermalte musikalisch.
Spartenübergreifende Auftritte
Eines ist schnell klar: Die Auftritte müssen spartenübergreifend sein, um zu beeindrucken. Denn gerade der einzige wahre Poet Jakob Jochem, der ein klassisch gereimtes Gedicht vorträgt, „Und so kam es zum ersten Mal dazu, in den Baby-Bau-Geschichten, dass sich die Störche selbst in eine Babypause schickten“, fliegt schon in der ersten Runde raus. Genau wie die Schweizerin Jane Mumford, die einen Ausschnitt aus ihrem Kabarett-Solo „Reptil“ präsentiert. Ihre Pointen sitzen eben auf Schwyzerdütsch besser als im ungewohnten Hochdeutsch.
Bernard Paschke kann nur mit Rentnern
Der Leipziger Kabarettist Bernard Paschke scheidet in der zweiten Runde aus. Dass die Zuschauer am Abend im Durchschnitt um die 35 Jahre jung sind, hebelt die Wirkung seiner Vorstellung aus. Die Ausschnitte aus seinem Programm „Der Tag des jüngsten Gesichts“ seien auf ein Rentnerpublikum ausgerichtet, weshalb er nur Beistands-Applaus bekommt für Witze wie: „Kabarett ist wirklich Generationenkonflikt. Ich komme sonst auf die Bühne als Generation ‚Y‘ und im Publikum sitzt Generation ‚Die‘ (englisch: sterben).“
Lasse Samström spriest und licht, Pardon, liest und spricht
Slammer Albrecht Lahm, bekannt als Lasse Samström, verliert jedoch nur knapp mit zwei Punkten Unterschied gegen den Finalisten. Bereits nach seinem ersten Auftritt in der Vorrunde, spriest und licht, Pardon, liest und spricht er sich in die Herzen der Gäste mit seinen energisch vorgetragenen Schüttelreimen, wie „Ich bin frieder wei!“. Dann hebt er mahnend den Zeigefinger und sagt aufgebracht: „So macht man hass, Deute!“
Smilgies’ Figur Brettsteiger, der in den Vorrunden Altkanzler Helmut Schmidt parodiert und über Donald Trump und Helikoptereltern referiert, trägt ausgerechnet im Finale zwei auswendig gelernte Texte vor, die eher an Poetry Slam erinnern als an Kabarett.
Die authentische Berliner Schnauze
Damit überlässt er Spider den Sieg, der ohnehin seit Beginn der Veranstaltung Publikumsliebling ist. Der sieht sich eher als Lyriker, lese er doch vor allem Prosa auf der Berliner Lesebühne „Liebe Statt Drogen“. Doch die mit Berliner Schnauze vorgetragenen Alltagsgeschichten überzeugen eben durch seine authentische Art: „Einmal habe ick eine kleene dicke Frau mit Badeanzug in beige am Ohr ausm Wellenbecken jezogen, weil ich dachte, das wär‘ mein kleiner dicker Sohn, der blank jezogen hat.“
Die letzten Gastspiele der 29. Leipziger Lachmesse
Am Sonntag endet die Lachmesse. Bis dahin gibt es folgende Gastspiele:
Freitag:
Luise Kinseher: Mamma Mia Bavaria; 20 Uhr, Kabarett Academixer
Ass-Dur: 3. Satz - Scherzo spirituoso; 20 Uhr, Kupfersaal
Der Tod: Zeitlos; 20 Uhr, Moritzbastei (ausverkauft)
Sonnabend:
Wegen einer Verletzung fällt der Auftritt von Wilfried Schmickler leider aus, Mathias Tretter springt ein mit „Pop“ ; 16 Uhr, Academixer
Ur-Krostitzer-Lachmesse-Gala: Katrin Weber & Lars Redlich präsentieren: Gogol & Mäx, Lara Stoll (CH), Starbugs Comedy (CH) und Philipp Weber; 16.30 Uhr und 20 Uhr, Haus Leipzig (Restkarten)
Christoph Sieber: Mensch bleiben; 20 Uhr, Academixer (ausverkauft)
DIe Buschtrommel: Dumpf ist Trump(f); 15 Uhr, Pfeffermühle
HG Butzko: echt jetzt; 20 Uhr, Central Kabarett
This Maag (CH): Geradeaus im Kreis; 19.30 Uhr, Central Kabarett (Blauer Salon)
Miss Allie: Die kleine Singer-Songwriterin mit Herz; 20 Uhr, Moritzbastei
Suchtpotential: Sexuelle Belustigung; 20 Uhr, Kupfersaal
Sonntag:
Jürgen-Hart-Satire-Matinee: Anke Geißler und Mathias Tretter präsentieren: Christoph Sieber, Carmela de Feo, Gernot Hassknecht, Musik: Gankino Circus; 11 Uhr, Haus Leipzig (Restkarten)
Jungend forsch!: Die 3. Lachmesse-Newcomer-Show; 15 Uhr, SanftWut
Thomas Meyer (CH): liest aus seinem neuen Satire-Roman „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin”; 15 Uhr, Academixer
Magdeburger Zwickmühle: Wir stärken unsre Schwächen; 15 Uhr; Pfeffermühle (Restkarten)
Gogol & Mäx: Concerto Furioso, 18 Uhr, Haus Leipzig
Carmela de Feo: Die Schablone, in der ich wohne; 18 Uhr, Academixer
Ingo Oschmann: Wunderbar – Es ist ja so!; 18 Uhr, Central Kabarett
Hans-Joachim Heist: Gernot Hassknecht – Jetzt wird’s persönlich! 20 Uhr, Pfeffermühle
Jakob Heymann: Volle Akkus, leere Herzen; 18 Uhr, Moritzbastei
Karten gibt es an den Tages- und Abendkassen, Änderungen auf lachmesse.de, Kurzkritiken der Publikumsjury auf www.facebook.com/Lachmesse; Informationen, Texte und Interviews: www.lvz.de/lachmesse
Von Pauline Szyltowski