Die neue Wechselausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums zeigt: Was wir als Luxus wahrnehmen, hängt von der jeweiligen individuellen, aber auch von der gesellschaftlichen Situation ab und hat sich in der Geschichte häufig verändert. Rund 400 Objekte, Dokumente, Fotografien sowie interaktive Elemente und audiovisuelle Medien erzählen Geschichten vom historischen Wandel des Phänomens in Deutschland seit 1945. Zu den Glanzlichtern gehören der aus den Brustfedern von 300 Schwänen hergestellte Mantel von Marlene Dietrich oder ein in der DDR in Handarbeit gefertigter Nachbau des legendären Porsche 326 aus den 1950er Jahren.
Was als Luxus gilt, kann individuell sehr verschieden sein, lässt aber immer auch Rückschlüsse auf die Gesellschaft zu. Das zeigt ein Blick in die unmittelbare Nachkriegszeit: Auf dem Schwarzmarkt dienen einstige Luxusgüter nur noch als Tauschobjekte für Lebensnotwendiges, während ein bloßes Stück Butter für viele unerreichbarer Luxus geworden ist.
Vom Luxus zum Standard
In den Aufbaujahren beruht der wachsende Wohlstand der Bundesrepublik Deutschland auf der sozialen Marktwirtschaft. Der Traum vom Kühlschrank, Fernsehgerät oder Auto befördert sowohl die individuelle Leistungsbereitschaft als auch den industriellen Fortschritt. Der wirtschaftliche Aufstieg breiter Bevölkerungskreise verstärkt aber auch den Wunsch nach Exklusivität - Vorreiter ist die "bessere Gesellschaft" der Reichen und Schönen. Ebenso treibt Werbung das Bedürfnis nach gehobenem Konsum an. Dem Trend zu Überfluss und Verschwendung stehen jedoch immer auch moralische und ökonomische Bedenken gegenüber.
Gesellschaft ohne Luxus?
In der DDR erhält Luxus eine ganz andere Bedeutung. Durch Planwirtschaft, subventionierte Grundversorgung und das propagierte Ideal der Gleichheit setzt der SED-Staat darauf, alles Maßlose und die Unterscheidung durch individuellen Besitz einzudämmen. Doch das Bedürfnis nach Luxus als Medium des Individuellen, des Besonderen und Begehrten lässt sich nicht unterdrücken. Zudem bleiben aufgrund der Abschottung der DDR viele Träume unerfüllt. Die Mangelwirtschaft und ein System von Privilegien lassen für die Bevölkerung sogar manches Alltagsprodukt zum Luxus werden, während die SED-Führung sich mit allen sonst kaum erreichbaren Annehmlichkeiten in der Regierungssiedlung Wandlitz versorgt. Die daraus entstehende "Zwei-Klassen-Gesellschaft" verletzt das Gerechtigkeitsgefühl großer Teile der ostdeutschen Bevölkerung.
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Alles deluxe?
In Deutschland ist Luxus heute angesichts der Globalisierung und medialen Vernetzung scheinbar immer und überall erreichbar. Viele nutzen die Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, manche provozieren damit Neid und Empörung. Ist Luxus ein Symptom unserer Zeit? Vertieft Luxus die Kluft zwischen Arm und Reich? Ist weniger vielleicht mehr? Diese Fragen begleiten die Geschichte des Luxus und zeigen ihn als Phänomen, das die Gesellschaft bewegt: als Zeichen von sozialem Status, als Wohlstandsindikator und Wirtschaftsfaktor, als Ausdruck von Lebensstilen und als Inbegriff der Ungleichheit.
In sieben Themenbereichen widmet sich die Ausstellung verschiedenen Vorstellungen von Luxus sowohl in historischer Perspektive als auch mit Blick auf die Gegenwart: von materiellen Beispielen wie Auto, Schmuck und Mode über immaterielle Bedürfnisse wie Zeit, Ruhe oder Sicherheit bis hin zu Lebensentwürfen, die bewusst auf Luxus und Konsum verzichten. Angeregt von unterschiedlichen Meinungsäußerungen können die Besucher der Ausstellung ihre eigene Einstellung zum Luxus überprüfen.
Ausstellungsdauer
10. September 2019 bis 13. April 2020
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag und Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Eintritt frei
Kontakt und Information
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Grimmaisches Straße 6
04109 Leipzig
Tel.: 0341 / 22200
E-Mail: zfl@hdg.de
PM / red