Klaus Hartig, der neue Geschäftsführer des Leipziger Bach-Archivs verspricht: Es wird 2021 ein Bachfest geben

Seit Neujahr ist Klaus Hartig der Mann der Zahlen im Leipziger Bach-Archiv. Als Geschäftsführer hält der den Forschern um Direktor Peter Wollny, dem Bachfest um den Intendanten Michael Maul, dem Bach-Museum und dem Bach-Wettbewerb den Rücken frei. Klaus Hartig, 60, wurde in Wolfen geboren. Er blickt auf eine Karriere sowohl in der freien Wirtschaft als auch in der öffentlichen Verwaltung zurück: Seit 1990 bekleidete er in und um Leipzig Führungspositionen im Bereich Projektentwicklung und war vor seinem Wechsel zum Bach-Archiv unter anderem für den Flughafen Leipzig/Halle, die Sächsische AufbauBank und als Bauamtsleiter für zwei Kommunen tätig. Es ist ein weiter Weg vom Flughafen Leipzig ins Bach-Archiv. Ja. Aber ich habe mich schon vor längerer Zeit auf den Weg gemacht: Ich bin über Jahre mit der Idee schwanger gegangen, in meinem Leben noch etwas anderes zu machen, eine inhaltliche Kehrtwende zu vollziehen und bei einer kulturellen Einrichtung anzudocken. Dazu kamen zwölf Jahre Vorstandsarbeit beim Jugendorchester-Projekt der Musiziergruppe Michael Praetorius. Tatsächlich hatte ich mich auch 2018 schon auf die Geschäftsführer-Stelle beim Bach-Archiv beworben. Umso mehr freut es mich, dass ich mich nun durchsetzen konnte. Ketzerisch gefragt: Ist es für einen Verwaltungschef nicht eigentlich ziemlich egal, um welche Zahlen er sich kümmert, ob um die eines Flughafens oder die einer Kultur-Institution? So ketzerisch ist diese Frage gar nicht. Die Prozesse und Abläufe sind durchaus vergleichbar, wenn es darum geht, mit Kollegen die Zahlen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, zu prüfen, zu verbessern. Aber ich glaube, dass in einer Kulturinstitution die gemeinsame inhaltliche Basis noch wichtiger ist. Sie sind in Pandemie-Zeiten ins Amt gekommen, können Sie sich unter diesen Bedingungen überhaupt in die Abläufe im Haus integrieren, um diese gemeinsame Basis zu finden? Die Situation erschwert es natürlich. Ich bin im Bach-Archiv präsent, weil ich für mich die Erfahrung gemacht habe, dass ich im Büro besser arbeiten kann als von zuhause. Die Kolleginnen und Kollegen sind aber im Homeoffice. Man kann also nicht einfach mal über den Flur gehen, um Dinge zu klären, sich abzusprechen – oder auch nur kennenzulernen. Nichtsdestotrotz fühle ich mich gut aufgenommen von diesem Team, das sehr gut und kollegial zusammenarbeitet und funktioniert. Zurück zu den Zahlen – haben Sie verlässliche? Oder stochern sie wegen der Pandemie auf beiden Seiten der Gleichung im Nebel, weil Sie nicht wissen, womit Sie was finanzieren sollen? Die Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit den Auswirkungen und Folgen der Pandemie ziehen natürlich Unsicherheiten in der Planung nach sich. Aber ich gehe fest davon aus, dass das Bachfest stattfinden wird. Das Bachfest? Oder ein Bachfest? Ein Bachfest. Wir hoffen zwar, dass alles stattfinden kann wie geplant, aber realistischerweise muss man sich auf Einschränkungen einstellen. Schon weil es für manche Gäste aus dem Ausland schwierig werden dürfte, zu uns zu kommen. Das gilt sowohl für Künstler als auch für das traditionell sehr internationale Publikum. Wie bereiten Sie unter diesen Umständen ein solches internationales Musikfestival vor? Mit Augenmaß: Wir schauen, wen und was wir jetzt schon buchen können, aus welchen Verträgen wir im schlimmsten Fall mit relativ geringem Schaden wieder rauskommen. Auf jeden Fall wird es, das hat sich im Gespräch mit dem Intendanten Michael Maul bereits herauskristallisiert, ein spannendes Musikfest geben. Derzeit scheint die finanzielle Ausstattung des Bach-Archivs im Allgemeinen und die des Bachfestes im Speziellen gesichert. Gehen Sie davon aus, dass das so bleibt, oder rechnen Sie damit, dass sich die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie auch auf Sie auswirken? Das wird die Herausforderung für die Zukunft sein: Die nachhaltigen wirtschaftlichen Verwerfungen auszugleichen, die die Pandemie verursacht, und die sich durchaus auch auf uns auswirken können. Andere Finanzierungsquellen aufzutun, das wird sicher eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre sein. Eine Aufgabe, die nicht leichter dadurch wird, dass sich Corona ja auch auf die hiesige Wirtschaft auswirkt, deren Potenzial für großflächiges Sponsoring ohnehin begrenzt ist. www.bach-leipzig.de Von Peter Korfmacher