Sie ist klein und unauffällig, macht ziemlich versteckt unter der Blase ihren Job und wird erst zum Problem, wenn sie wächst. „Die Prostata hat in etwa die Form und die Größe einer Kastanie“, erklärt Tim Häfner, Facharzt für Urologie an der Klinik und Poliklinik für Urologie des UKL. „Ihre Aufgabe ist es vor allem, ein Sekret zu produzieren und bei der Ejakulation in die Harnröhre abzugeben, das die Spermien sozusagen in Schwung bringt. Die Harnröhre verläuft durch die Drüse hindurch – was mit zunehmendem Alter des Mannes Beschwerden mit sich bringen kann. Denn die Prostata vergrößert sich mit den Jahren und kann die Harnröhre einengen. Ergebnis: Die Betroffenen können nur noch schlecht - im Extremfall gar nicht mehr auf normalem Wege Wasser lassen.“
Risiko steigt im Alter
Das Risiko an einer klinisch bedeutsamen Prostatavergrößerung zu erkranken beträgt 10 bis 20 Prozent (50. bis 59. Lebensjahr) und mit zunehmendem Alter zwischen 25 und 35 Prozent (60. bis 79. Lebensjahr). Vergrößerung kann tatsächlich heißen, dass gewaltige Organe entstehen. Eigentlich wiegt die Prostata 20 bis 25 Gramm. Aber die extremste Prostata, die der Urologe jemals operierte, brachte immerhin 450 Gramm auf die Waage, also das 20-Fache des Normalen.
Bei einer solchen Vergrößerung ist natürlich eine Operation unumgänglich. Behandeln lassen sich gutartige Vergrößerungen im Anfangsstadium aber schon mit Medikamenten. Reicht das nicht mehr aus, kann die Prostata operativ abgetragen werden, indem Gewebe meist von innen (durch die Harnröhre) entfernt wird. Der Fachmann spricht dann von transurethralen Resektion oder Enukleation – umgangsprachlich auch als „Abhobeln“ oder „Ausschälen“ der Prostata bekannt.
Die Vorsteherdrüse kann sich auch entzünden, was sich durch Schmerzen beispielsweise beim Wasserlassen, durch häufigen Harndrang oder durch Schmerzen in der Dammregion bemerkbar machen kann. „Hier helfen Antibiotika sehr gut“, so Häfner.
Prostatakrebs - zweithäufigste Todesursache bei Krebserkrankungen in den Industriestaaten
Der Prostatakrebs ist sicher die schwerste Erkrankung des Männerorgans. „Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Es steht an der zweiten Stelle der Krebs-Todesursachen in den Industriestaaten“, sagt der Leipziger Urologe. „In Deutschland gibt es jedes Jahr rund 60 000 Neuerkrankungen. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Aber klar ist: Wenn schon der Vater Prostatakrebs hatte, lebt der Sohn mit einem doppelten Risiko, ebenfalls diese Erkrankung zu bekommen. Sind gar zwei erstgradige Verwandte betroffen, steigt das Risiko auf das Fünf- bis Elffache. Weitere Risikofaktoren sind das Alter, Umwelteinflüsse und eine fettreiche Ernährung.“
Im Frühstadium keine Symptome
Das Hauptproblem des Prostatakrebses besteht darin, dass er im Frühstadium keine Symptome hat. „Gerade dann, wenn er am leichtesten zu bekämpfen wäre, spürt man ihn nicht“, so Häfner. Deshalb rät er dringend zu Vorsorgeuntersuchungen, die Männern ab 45 Jahren jährlich empfohlen wird. Die Untersuchung ist nicht weiter kompliziert. Zuerst wird nach der Krankengeschichte und nach eventuellen Beschwerden oder Symptomen gefragt. Dann untersucht der Arzt die Geschlechtsorgane und tastet die Prostata vom Enddarm aus ab. Hier können Verhärtungen, Höcker oder derbe Knoten auf einen Prostatakrebs hinweisen. Außerdem wird im Blut das Prostataspezifische Antigen (PSA) untersucht. Zusätzlich kann eine genauere Ultraschalluntersuchung der Prostata vom Enddarm aus durchgeführt werden.
Ergeben sich bei diesen Untersuchungen Auffälligkeiten, sind Gewebeproben aus der Prostata erforderlich, um den Krebsverdacht zu bestätigen oder (vorerst) auszuschließen. Bei der Prostatabiopsie werden unter Ultraschallkontrolle systematisch (und gezielt) dünne Gewebszylinder aus der Prostata, meist durch den Enddarm, entnommen. „Zeigt die Gewebsuntersuchung, dass es sich um Krebs handelt, müssen ggf. weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die Ausbreitung des Krebses festzustellen. Anhand der Befunde wird dann gemeinsam mit dem Patienten auch unter Berücksichtigung des Alters und der Nebenerkrankungen über das weitere Vorgehen entschieden.
Nicht jeder Prostatakrebs muss sofort behandelt werden. Bei gering ausgeprägtem Prostatakrebs mit niedriger Aggressivität ist zum Beispiel auch eine aktive Überwachung möglich. Im Falle eines therapiebedürftigen, auf die Prostata begrenzten Prostatakrebses stehen als heilende Therapiemethoden neben der operativen radikalen Entfernung der Prostata eine Bestrahlung sowie gegebenenfalls auch eine fokale Therapie mit hochintensivem fokussiertem Ultraschall (HIFU) zur Verfügung.“ Bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs stehen beispielsweise eine Hormontherapie und oder Chemotherapie zur Verfügung.
Uwe Niemann