Ursachen, Behandlung und Vorsorge bei Harnwegssteinen (Teil 2)
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Prof. Dr. Jens-Uwe Stolzenburg, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie.
© Quelle: Stefan Straube
Leipzig. Selbst bei hoher Harnkonzentration bildet sich nicht bei allen Menschen ein solcher Stein. Denn im Urin gibt es bestimmte Hemmstoffe (Inhibitoren), die eine Steinbildung verhindern.
Erbliche Anlagen, Harntransportstörungen und Stoffwechselstörungen können der Grund dafür sein, dass diese Inhibitoren gegen die Steinbildung fehlen. Es kommt dann meist zur wiederholten Bildung von Harnwegssteinen. Manchmal sind auch anatomische Besonderheiten, wie ein zu enger Übergang vom Nierenbecken zum Harnleiter, eine Ureterabgangsstenose, die Ursache, warum der Urin nicht richtig abfließen kann.
Nierenbeckenplastik hilft
In diesen Fällen hilft eine minimalinvasive OP, eine sogenannte Nierenbeckenplastik, um die Ursache zu beseitigen.
„Die Steine bereiten dann die kolikartigen Schmerzen, wenn sie beispielsweise vom Nierenbecken in den Harnleiter wandern“, so Prof. Stolzenburg. „Die Schmerzen vergehen, wenn der Stein die Blase erreicht hat. Eine solche Nierenkolik kann sehr lange anhalten, ist meist sehr schmerzhaft, nicht selten wandert der Schmerz während dieser Zeit von der Niere in Richtung Blase und Leiste. Beim Mann kann er bis in den Hoden ziehen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Stein den Harnleiter hinab wandert.“
Zur Behandlung der Nierenkolik wird häufig eine kleine Schiene über die Blase in den Harnleiter bis in die Niere eingelegt. Dies erfolgt in Narkose und befreit die Patient:innen von ihren Schmerzen. Weiterer Vorteil der Schiene: Eine Behandlung mit Entfernung des Steines kann später problemlos erfolgen, ohne dass der an sich sehr dünne Harnleiter vorher „aufgedehnt“ werden muss.
Endoskope und Laser
Bei der Behandlung von Nieren- und Harnleitersteinen kommen heute moderne Behandlungsmethoden zum Einsatz. Erste Wahl ist es, sofern der Stein nicht zu groß ist, ihn gleich im Harnleiter oder in der Niere endoskopisch zu entfernen.
Dafür kommen dünnste Geräte zum Einsatz, die Ureterorenoskope, mit denen man unter Sicht – der Operateur sieht das Innere in mehrfacher Vergrößerung – über die Harnröhre, die Blase in den Harnleiter oder/und die Niere gehen kann, um dort den Stein per Laser zu zertrümmern und dann mittels Schlinge zu entfernen.
Große Nierensteine können durch Punktion der Niere von außen und anschließende Ultraschallzertrümmerung und Absaugung der Steinreste entfernt werden.
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„All das sind minimal-invasive Methoden, die den Patienten schmerzarm von seinen Beschwerden befreit. Nur extrem selten ist eine ‚große‘ chirurgische Nieren- oder Harnleiterstein-Operation notwendig, aber auch solche Operationen führen wir heute minimalinvasiv mittels Operationsroboter daVinci durch“, so Prof. Stolzenburg.
Lebensführung und Krankheiten
Auch nach erfolgreicher Behandlung des Harnwegssteines kann es wieder zur Steinbildung kommen. „Allerdings lässt sich das Risiko durch Vorsorgemaßnahmen verringern“, so der Klinikchef. „Also: viel trinken, viel Obst und Gemüse und viel Bewegung. Das ist die Lebensführung, mit der zumindest teilweise einer Entstehung vorgebeugt werden kann.“
Von Uwe Niemann