Cochlea-Implantat-Zentrum (CIZL) am UKL erweitert und modernisiert Therapieräume
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Dr. Anja Fengler (re.), Therapeutische Leiterin des CIZL, mit einer CI-Patientin in den neuen Räumen.
© Quelle: Stefan Straube
Leipzig. Bei laufendem Betrieb sind in den vergangenen Monaten Teile des Hauses 11 in der Paul-List-Straße grundlegend erneuert und an die notwendigen, akustisch bedingten Besonderheiten angepasst worden. Ein Cochlea-Implantat (CI) ist ein bei hochgradiger Schwerhörigkeit operativ eingesetzter kleiner Elektrodenträger in der Hörschnecke.
„Unsere CI-Familie wächst weiter“, erklärt Prof. Michael Fuchs, Leiter des CIZL. „Das ist sehr erfreulich, aber daher mussten wir eben personell und auch räumlich erweitern.“
Im Altbau Paul-List-Straße 7, dem Haus 11 des UKL, in dem sich auch der ambulante Augen-OP befindet, nutzte das CI-Zentrum bisher Teile der ersten Etage. Nun ist die komplette zweite Etage hinzugekommen.
Umbau bei laufendem Betrieb
Gute sechs Monate dauerte der Umbau bei laufendem Betrieb. Von Juli bis Dezember 2022 war der Patientenbetrieb provisorisch in das Haus 1 des UKL in der Liebigstraße umgezogen, alle Maßnahmen konnten uneingeschränkt weiterlaufen.
„Das war schon ein größerer Eingriff“, blickt Prof. Fuchs zurück. Denn die bisher als Büros genützten Räume waren damit denkbar ungeeignet für eine audiologische Reha. „Man denke nur an die Lages des Hauses in der Nähe des verkehrsreichen Bayerischen Platzes“, sagt Fuchs. „Wir mussten also unter hohem Aufwand die notwendigen akustischen Sonderbedingungen schaffen.“
Wände wurden verstärkt, neue Türen und Doppelfenster eingesetzt, ein schalldämpfender Boden gelegt und schallschluckende Elemente an Wänden und Decken angebaut. Auch die Elektrotechnik und die Wasseranschlüsse sind hergerichtet worden. Wichtige Ratschläge holte man sich von einer auf akustische Raumbedingungen spezialisierten Firma, die zum Beispiel Tonstudios einrichtet.
Aufwand gerechtfertigt: Mehrjähriger Reha-Prozess und lebenslange Nachsorge
Warum der Aufwand angemessen und notwendig ist, schildert Prof. Fuchs: „Es gibt Hörstörungen, die so ausgeprägt sind, dass sie mit einem Hörgerät nicht optimal versorgt werden können. Sie können bei Kindern als angeborene Schwerhörigkeit oder auch nach einer Hirnhautentzündung auftreten. Ebenso sind Erwachsene nicht selten von einer sich verschlechternden Schwerhörigkeit betroffen, bei der zu einem bestimmten Zeitpunkt Hörgeräte nicht mehr die gewünschte Hörverbesserung erzielen. Bei diesen Schwerhörigkeiten ist das Cochlea-Implantat eine Möglichkeit, das Hören zu optimieren“, erläutert er.
„Dabei wird während einer Operation ein kleiner Elektrodenträger in die Hörschnecke eingesetzt. Dadurch werden die nicht funktionstüchtigen Sinneszellen umgangen, sodass der Hörnerv direkt gereizt wird. Dieses technische Meisterwerk hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weltweit etabliert, wird ständig weiterentwickelt und hat schon vielen Patient:innen eine deutlich verbesserte Hör- und Kommunikationsfähigkeit ermöglicht“, so der Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie.
Mehr Informationen
Cochlea-Implantat-Zentrum Leipzig (CIZL): Telefon 0341 / 97 21 801; Fax: 0341 / 97 21 719; E-Mail: cizl@uniklinikum-leipzig.de
Ist ein solches CI-Modul bei einem Betroffenen eingepflanzt worden, kommt nach einer Wartezeit von etwa vier Wochen der „spannende Tag der Erstanpassung“, wie es Prof. Michael Fuchs nennt: „Denn unser Gehirn passt sich erst langsam an die elektrische Stimulation an.“
Dann beginnt bei Erwachsenen ein zweijähriger Reha-Prozess mit 30 Therapietagen mit je drei bis vier Therapie-Einheiten. Bei Kindern sind es sogar drei Jahre und 100 Therapietage mit je zwei Einheiten pro Tag, um sie nicht zu überfordern.
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Nach Abschluss der Reha geht dann die lebenslange Nachsorge los. Erwachsene verbringen dann noch einmal einen ganzen Therapietag im Jahr, Kinder gleich zwei im CIZL. „Jetzt wird vielleicht der räumliche und personelle Umfang klar, den wir benötigen“, sagt Zentrumsleiter Fuchs.
Das Cochlea-Implantat-Zentrum am UKL ist 2010 gestartet, die Patientenzahlen wachsen. Pro Jahr erfolgen durch das CI-Team 65 Implantationen. Insgesamt waren es seit Beginn bis zum Ende des vergangenen Jahres bereits 487.