Hilfe für Tajo: Kleiner Patient am UKL braucht lebensrettende Stammzellspende
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Der dreijährige Taio aus Leipzig leidet unter einer seltenen Krankheit - und benötigt eine Stammzellenspende.
© Quelle: DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gGmbH
Leipzig. Um Tajos Leben zu retten, kann nur noch die Transplantation von Stammzellen eines „genetischen Zwillings“ helfen. Allerdings blieb die weltweite Suche nach einem gewebeidentischen Spender bisher erfolglos.
Taio bedeutet „Geboren, um glücklich zu sein“. Nichts wünscht man dem dreijährigen Jungen mehr, als dass er endlich wieder unbeschwert und glücklich das Leben genießen kann. Doch möglich wird dies nur, wenn sich zeitnah ein passender Stammzellspender für ihn findet.
Für eine Typisierung in der UKL-Stammzellspenderdatei kommt fast jeder in Frage, der zwischen 18 und 55 Jahre alt und gesundheitlich fit ist.
Bei der Suche nach Taios „genetischem Zwilling“ werden aufgrund der kamerunesischen Wurzeln des Jungen besonders auch in Deutschland lebende Menschen mit schwarzafrikanischer Herkunft angesprochen, sich als Stammzellspender:in registrieren zu lassen. „Unter Umständen wächst damit die Chance, bei der Spendersuche für Taio die ‚Nadel im Heuhaufen‘ zu finden“, erklärt Dr. Claudia Lehmann, Leiterin der UKL-Stammzellspenderdatei und des transfusionsimmunologischen Labors (TPI) am ITM.
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Dr. Claudia Lehmann, Leiterin der Stammzellspenderdatei und des transfusionsimmunologischen Labors am ITM, und ihr Team führen Gewebetypisierungen durch. Seit 1991 gibt es am UKL eine eigene Spenderdatei.
© Quelle: Stefan Straube
Am ITM kann die Typisierung unkompliziert im Rahmen einer Blutspende erfolgen. Hierfür wird lediglich ein weiteres Röhrchen Blut abgenommen. „Wir freuen uns natürlich, wenn sich Typisierungwillige zugleich für eine unmittelbar lebensrettende Blutspende bereit erklären“, betont Prof. Reinhard Henschler, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin am UKL.
Denn nicht nur Unfallopfer oder chirurgische Patient:innen, die geplant operiert werden, sind auf Spenderblut angewiesen. „Einen Großteil der Blutprodukte benötigen wir auch bei der Behandlung onkologischer beziehungsweise hämatologischer Erkrankungen“, sagt Prof. Henschler. So kämen nahezu bei allen Patient:innen, die an einer schweren Erkrankung des blutbildenden Systems leiden und daher für eine vollständige Heilung auf eine lebensrettende Stammzellspende angewiesen sind, Bluttransfusionen zum Einsatz.
Auch Taio, der seit August 2022 in der UKL-Kinderklinik behandelt wird, erhält regelmäßig Blutspenden, da sein Körper nicht mehr selbst ausreichend Blutzellen herstellt.
Dennoch ist eine Stammzelltypisierung in Verbindung mit einer Blutspende kein Muss. „Manchmal sprechen einfach persönliche Gründe gegen eine Blutspende zum jetzigen Zeitpunkt. Dann halten wir natürlich Test-Sets für den Wangenabstrich mit Wattestäbchen bereit“, so Dr. Lehmann, deren Team unter anderem für die Auswertung der gewonnenen Gewebeproben und die verwaltungsorganisatorischen Aufgaben der UKL-Stammzellspenderdatei zuständig ist.
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Die Stammzellspenderdatei am UKL
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 13.700 Menschen an einer schweren Blutkrankheit, zum Beispiel an Leukämie oder einer ähnlichen Krankheit. Schlägt eine medikamentöse Behandlung nicht mehr an, hilft nur noch die Übertragung gesunder Blutstammzellen. Etwa ein Drittel der deutschen Patient:innen finden passende Spender:innen im unmittelbaren Verwandtenkreis. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patient:innen muss jedoch nach geeigneten nicht verwandten Fremdspender:innen gesucht werden.
Inzwischen gibt es weltweit fast 40 Millionen Spendewillige, davon in Deutschland mehr als 9 Millionen. Erfasst sind diese in 26 Knochenmark- und Stammzellspenderdateien.
13.000 potenzielle Spender:innen
Auch das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) hat seit 1991 eine eigene Datei. Diese ist hinsichtlich der Registrierungen im Vergleich zu anderen deutschlandweit aktiven Spenderdateien wie der DKMS zwar verhältnismäßig klein – verstecken muss sie sich aber trotzdem nicht.
Aktuell sind in der Leipziger Datei, die in das Institut für Transfusionsmedizin des UKL integriert ist, circa 13.000 potenzielle Knochenmark- und Blutstammzellspender: innen erfasst – die meisten von ihnen sind zugleich aktive Blutspender:innen an der UKL-Blutbank. „Und das ist durchaus ein Vorteil“, erklärt Dr. Claudia Lehmann, Leiterin der Stammzellspenderdatei und des transfusionsimmunologischen Labors am ITM. „Blutspender:innen, die nach ihrer Typisierung plötzlich für einen Patienten als Stammzellspender in Frage kommen, sind zuverlässig und machen sich unserer Erfahrung nach viel schneller mit dem Ablauf ihrer bevorstehenden Stammzellspende vertraut, weil sie durch das Blutspenden bereits Erfahrung in diesem klinischen Kontext gesammelt haben.“
Zudem stehen regelmäßige Blutspender:innen unter gesundheitlicher Kontrolle, da wichtige Blutwerte und Vitalparameter wie beispielsweise der Blutdruck kontinuierlich erfasst würden.
Bei der Spendersuche ist die Größe der Stammzellspenderdateien heutzutage nicht mehr entscheidend: Die Ergebnisse aller Typisierungen – ganz gleich durch welche Datei diese erfolgten – fließen zeitnah in das Zentrale Knochenmarkspenderregister Deutschlands (ZKRD) ein. Von dort aus erfolgt dann die Koordination für die weltweite Suche nach passenden, gewebeidentischen Spendern für Patient:innen aus Deutschland.
Verbesserte Technologie
Dr. Claudia Lehmann und ihr Team sind fachlich gut aufgestellt bei der Durchführung von Gewebetypisierungen für Patient:innen vor Stammzell- oder Organtransplantationen sowie für die Aufnahme neuer potenzieller Spender:innen in der hauseigenen Datei. So kommt hier seit letztem Jahr bei der hochauflösenden Bestimmung der Gewebemerkmale das sogenannte NGS (Next Generation Sequencing) zum Einsatz. „Die verbesserte Technologie zur Sequenzierung, also zur Aufschlüsselung der menschlichen DNA ist eine schnelle und sehr effiziente Methode, da parallel mehrere Proben und verschiedene HLA-Merkmale bestimmt werden können“, betont Dr. Lehmann.
HLA steht für Humane Leukozyten-Antigene, alternativ spricht man von Gewebemerkmalen. Bei HLA handelt es sich um Strukturen auf der Oberfläche der Körperzellen, durch die das Immunsystem in der Lage ist, zwischen eigenem und fremdem Gewebe zu unterscheiden. Dr. Lehmanns Labor hat darüber hinaus bereits die Weiterentwicklung, das TGS (Third Generation Sequencing) im Fokus, erste Testungen dafür sind schon für März 2023 geplant. „Wir versprechen uns damit noch genauere Ergebnisse in noch kürzerer Zeit zur Verfügung stellen zu können“, so Claudia Lehmann.
Für weitere Informationen zur Stammzellspenderdatei am UKL oder auch bei Fragen rund um die Typisierung als potenzieller Blutstammzellspender steht Dr. Claudia Lehmann telefonisch unter 0341 / 97 25 350 gern zur Verfügung. Ausführliche Infos zur Stammzelltypisierung und zur Blutspende am UKL gibt es unter www.blutbank-leipzig.de