Hypophysentumor: Nicht immer muss gleich operiert werden
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Sie leiten die Spezialsprechstunde für Hypophysentumoren (v.l.n.r.): Dr. Benjamin Sandner, PD Dr. Konstanze Miehle, OA Dr. Lindner, Prof. Dr. Anke Tönjes.
© Quelle: Stefan Straube
Leipzig. CT- und MRTUntersuchungen des Kopfes werden aus den unterschiedlichsten Gründen durchgeführt. Dabei fallen nicht selten zufällig Veränderungen an der Hypophyse auf. Die Patient:innen werden daraufhin von den niedergelassenen Ärzt:innen zu einer interdisziplinären Spezialsprechstunde am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) überwiesen, in der Endokrinolog:innen und Neurochirurg:innen die Behandlung abstimmen.
Dazu werden die Bilder von Neuroradiolog:innen ausgewertet, es erfolgt eine Labordiagnostik und auch der augenärztliche Befund spielt eine wichtige Rolle.
Jede Woche sitzen in der Spezialsprechstunde für Hypophysentumoren PD Dr. Dirk Lindner, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, sowie die Endokrinologen Prof. Dr. Anke Tönjes, PD Dr. Konstanze Miehle und Dr. Benjamin Sandner Patient:innen gegenüber, die große Angst vor dieser Erkrankung in ihrem Kopf haben.
„In den meisten Fällen handelt es sich bei Hypophysentumoren um ein Hypophysenadenom, also einer gutartigen Gewebsneubildung“, so Dr. Lindner. „Dennoch entstehen Beschwerden, so dass genau abgewogen werden muss, wie im Interesse des Patienten vorzugehen ist.“
Jeder einzelne Fall wird unter den unterschiedlichsten Aspekten gesehen, verschiedene medizinische Fachbereiche bringen ihre Kompetenz ein, um am Ende eine wirkungsvolle therapeutische Entscheidung zu treffen. Beispielsweise kann ein kleiner Tumor auch erst einmal beobachtet werden, wenn er die Funktion der Hirnanhangsdrüse nicht beeinträchtigt.
Auch kleine Tumore können können viele Probleme verursachen
Handelt es sich um das häufige Prolaktinom, reicht eine medikamentöse Behandlung meist aus. Bei hormonaktiven Tumoren oder Tumoren, die auf die Sehnervenkreuzung drücken, hilft aber nur die operative Entfernung.
Selbst ein kleiner Tumor kann durch eine Hormonausschüttung eine Reihe von medizinischen Problemen, wie auch Zuckerstoffwechselstörungen, hohen Blutdruck oder Störungen des Menstruationszyklus verursachen. Durch eine Operation kann Heilung erzielt werden. Dennoch ist eine langfristige Nachsorge erforderlich.
Durch eine gute Vernetzung mit niedergelassenen Ärzt:innen verschiedener Fachrichtungen und den Kolleg:innen der verschiedenen Fachbereiche der Universitätsklinik können diese Patient:innen mit häufig komplexen Beschwerdebildern interdisziplinär im Kompetenzzentrum betreut werden.
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Im Rahmen der operativen Behandlung ist am UKL gemeinsam mit den Kolleg:innen aus der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde ein endoskopischer Zugang über die Nase etabliert worden.
Wie Dr. Lindner erläutert, haben die bisherigen durchgeführten Operationen gezeigt, dass diese schonende Methode zu einer relativ geringen Belastung der Patient:innen führe. Zudem bestehe eine große Chance, dass das Riechvermögen und die hormonelle Funktion erhalten bleiben. „Der Einsatz von HD-Videotechnologie bis zur dreidimensionalen Darstellung ermöglicht dem Operateur eine sehr gute anatomische Orientierung und eine verlässliche Differenzierung der verschiedenen Gewebe. Damit können auch kleine Reste des Tumors erkannt und entfernt werden.“
Von Uwe Niemann