Allergien

Vegane Nahrungsmittel: Gesund, aber auch potente Allergene

UKL-Allergologin Prof. Regina Treudler (li.) mit einer Mitarbeiterin auf dem Dach von Haus 6 des UKL an der sogenannten Pollenfalle. Dieses Gerät misst die Pollenkonzentration und übermittelt tagesaktuelle Werte, die wichtig für Allergiker:innen sind. 

UKL-Allergologin Prof. Regina Treudler (li.) mit einer Mitarbeiterin auf dem Dach von Haus 6 des UKL an der sogenannten Pollenfalle. Dieses Gerät misst die Pollenkonzentration und übermittelt tagesaktuelle Werte, die wichtig für Allergiker:innen sind.

Leipzig. In Deutschland beginnen viele Menschen, sich aus den vielfältigsten Gründen vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren, was prinzipiell viele positive Aspekte beinhaltet. Doch weil nicht wenige pflanzliche Nahrungsmittel auch potente Allergene sind, kann dies für Veganer:innen zum Problem werden.

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„Hierzu zählen vor allem Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen, Soja oder Erdnüsse“, berichtet Prof. Regina Treudler, leitende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) und Leiterin von LICA (Leipziger Interdisziplinäres Centrum für Allergologie). „Aber auch Baumnüsse wie Cashew-, Hasel- oder Macadamianüsse sind potente Allergene.“

Die Zunge kribbelt, Schwellungen im Mund-Rachen-Raum oder an den Lippen, aber auch Übelkeit und Erbrechen – allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel äußern sich vielfältig. „Im schlimmsten Fall kann es zu einem allergischen Schock mit Hautausschlag, Atemnot oder Blutdruckabfall kommen“, erklärt die UKL-Expertin.

Säureblocker können Allergiebildung begünstigen

Nahrungsmittelallergien entstehen meist im frühen Kindesalter. Meist geht es dann aber um Unverträglichkeiten bei Kuhmilch und Hühnereiern, an die sich der junge Körper erst „gewöhnen“ muss. Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann es zu sogenannten Kreuzreaktionen von Pollen und Nahrungsmitteln kommen, beispielsweise Birke und Äpfel oder Birke und Soja.

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„Schwere Allergien etwa auf Hülsenfrüchte manifestieren sich leider manchmal auch erst im Erwachsenenalter, ohne dass wir die Gründe hierfür kennen“, erklärt Prof. Treudler.

Bekannt sei jedoch zum Beispiel, dass die häufige Einnahme sogenannter Säureblocker die Ausbildung von Nahrungsmittelallergien bei Erwachsenen begünstige. „Schlecht verdautes Essen, das immunologisch aktiv ist“, beschreibt es die Fachärztin mit einfacheren Worten.

Für Anhänger:innen einer glutenfreien Ernährung wiederum hat die Leipziger Expertin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie ebenfalls einen wichtigen Ratschlag: „Eine glutenfreie Ernährung sollte nicht leichtfertig begonnen werden“, so Treudler, „oft liegen hier Fehleinschätzungen zu Grunde. Nicht jedes körperliche Unwohlsein oder Missstimmung lässt sich auf eine Nahrungsmittelallergie zurückführen.“ Hinzu käme, meint sie, dass viele Ersatznahrungsmittel einen hohen Zuckergehalt vorwiesen.

Wie können möglicherweise Betroffene erkennen, dass eine Nahrungsmittelallergie vorliegt? „Wer immer wieder ungewöhnliche Körperreaktionen in einen unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel bringen kann – also etwa eine Stunde danach –, der sollte zunächst einmal anfangen, eine Art Tagebuch zu führen“, sagt Prof. Regina Treudler.

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Spezifische Ernährungsberatung

Wenn sich die Beobachtungen bestätigen, oder aber natürlich auch nach einer schweren Reaktion, sollte der Gang zu medizinischen Expert:innen erfolgen – am besten in einem fachlichen Zentrum wie dem LICA, an dem neben Allergiexpert:innen verschiedener Fachdisziplinen aus den Bereichen HNO, Pädiatrie, Labor- und Zahnmedizin auch Ernährungswissenchaftler:innen mitarbeiten.

Denn gerade betroffene Veganer:innen benötigen eine spezifische Ernährungsberatung, um keine Mängel, beispielweise bei der Eiweißzufuhr, zu produzieren.

Möglicherweise nicht hinreichende Wirkung einer Hyposensibilisierung bei ungenauer Voruntersuchung

Pollenallergiker:innen haben im Frühjahr wenig zu lachen – es ist „Saison“. Als wären die Symptome, die gerade die Birkenpollen bei vielen auslösen, nicht schon genug, kommt es bei „Birke“ auch noch oft zu Kreuzreaktionen mit manchen Obstsorten.

Pollenflugkalender

Einen genauen Blick auf die aktuelle Pollenflugsituation erhalten Betroffene und Interessierte auf der LICA-Seite im Internet.

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Prof. Treudler: „Betroffene haben besonders starke Symptome auf zum Beispiel Äpfel, wenn gerade die Birkenpollen fliegen.“ Solche Kreuzreaktionen gibt es unter anderem auch mit Kirschen, Pfirsichen, aber ebenso mit Sellerie, Hasel- und Erdnüssen oder Soja.

Wer als Pollenallergiker:in mit Atemwegsproblemen an eine Hyposensibilisierung denkt, braucht zuvor eine wirklich genaue Untersuchung, worauf man allergisch ist. „Denn anstelle der viel zitierten Birke, an die viele sehr schnell denken, könnte es auch die Esche sein; statt der erwarteten Gräser könnte eine Allergie auf Brennnessel vorliegen. Wir kennen solche Fälle“, schildert Prof. Treudler.

Ist eine Hyposensibilisierung gewünscht, muss das klar ermittelt sein, sonst bleibt das Ganze nicht hinreichend wirksam“, betont sie. Das können Expert:innen wie an dem von ihr geführten Leipziger interdisziplinärem Centrum für Allergologie (LICA) am besten.

Götterbaum an der Leipziger Uniklinik

Auch in Leipzig breiten sich neue Baum- und Pflanzenarten aus, wie dieser Götterbaum an der Paul-List-Straße am UKL. Für Allergiker sind das nicht immer gute Nachrichten

Was der Klimawandel für Allergiker bedeutet

Aktuell wird durch das LICA interdisziplinär unter Beteiligung der HNO-, der Kinderklinik sowie der Labormedizin des UKL und in Kooperation mit dem Umweltforschungszentrum Leipzig und dem Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung intensiv untersucht, was der Klimawandel für Pollenallergiker:innen bedeutet.

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So verlängert sich die Pollensaison durch längere Wärmeperioden. „Neue Arten wie Ambrosia und Götterbaum können sich zunehmend ausbreiten und immer größere Bedeutung für Allergiker:innen gewinnen. Die Renaturierung von Tagebauten begünstigt ebenfalls die Ausbreitung allergener Pflanzen“, betont Prof. Jan C. Simon, Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, der zusammen mit Prof. Treudler und Kooperationspartnern weitere Arbeiten auf diesem Gebiet vorbereitet.

Von Markus Bien

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