Regen- und Brauchwasser im Haushalt nutzen: Wie geht das?
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Mit einer Aufbereitungsanlage im Haus lassen sich rund 40 Prozent des Wasserverbrauchs einsparen.
© Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa/Symbolb
Warum fließt Trinkwasser durch die Toilettenspülung? In Zeiten von Klimawandel und zunehmender Trockenheit erscheint vieles als unnötige Verschwendung, was lange als selbstverständlich galt. Denn Deutschland verliert Wasser – laut einer aktuellen Studie durchschnittlich 760 Millionen Tonnen pro Jahr. Diese Zahlen rufen nach einem sparsameren Umgang mit der lebensnotwendigen Ressource – auch im Wohnbereich.
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Neben der bloßen Verhaltensänderung im Umgang mit Wasser gibt es auch bauliche Maßnahmen, um den Verbrauch von Wasser im Haushalt zu verringern. Statt Trinkwasser kann die Toilettenspülung auch mit Regenwasser oder Duschwasser befüllt werden. Doch auch wenn in solchen Wasseraufbereitungsanlagen viel Potenzial für die Zukunft steckt, ganz unkompliziert ist der Einbau nicht.
FAQ: Wasseraufbereitungsanlagen
- Was ist der Unterschied zwischen Regen- und Brauchwassernutzung?
- Wie funktioniert die Regenwassernutzung im Haus?
- Wie funktioniert die Aufbereitung von Grauwasser?
- Wie viel Trinkwasser lässt sich mit einer Aufbereitungsanlage sparen?
- Lohnt sich eine Wasseraufbereitungsanlage finanziell?
- Gibt es Förderprogramme?
- Für wen sind Wasseraufbereitungsanlagen sinnvoll?
- Kann ich auch mit einer Solaranlage auf dem Dach Regenwasser nutzen?
- Kann ich auch mit einer Dachbegrünung Regenwasser nutzen?
Was ist der Unterschied zwischen Regen- und Brauchwassernutzung?
Bei der Regenwassernutzung wird Regenwasser vom Dach eines Hauses aufgefangen und für die Nutzung im Haushalt verfügbar gemacht. Das Regenwasser kann dann zum Beispiel für die Toilette oder zum Wäschewaschen in der Maschine genutzt werden.
Bei der Brauchwassernutzung wird bereits einmal verwendetes Wasser wieder aufbereitet, sodass es noch einmal genutzt werden kann. Leicht verschmutztes, sogenanntes Grauwasser, das zum Beispiel beim Duschen verwendet wurde, kann dann ein zweites Mal genutzt werden, etwa in der Toilette. Stark verschmutztes Wasser wie aus der Toilette, sogenanntes Schwarzwasser, wird in solchen Anlagen nicht aufbereitet oder wiederverwendet und geht direkt als Abwasser in die Kläranlage.
Da sowohl Regen- als auch Grauwasser im Haus für denselben Zweck verwendet werden kann – hauptsächlich für Toilettenspülung und Waschmaschine – kommt für ein Haus nur jeweils eine der beiden Optionen infrage. Je nach Niederschlagsmenge und anderen Rahmenbedingungen sollte man sich für die Aufbereitungsanlage entscheiden, die im konkreten Fall am sinnvollsten ist. Eine gute Beratung und ausreichend Zeit sind wichtig, um die richtige Auswahl zu treffen.
Wie funktioniert die Regenwassernutzung im Haus?
„Die einfachste Art, Regenwasser zu nutzen, ist zum Gießen im Garten“, erklärt Bernd Kirschbaum, Wasserexperte beim Bundesumweltamt. Dazu benötigt man lediglich eine oder mehrere Regentonnen und einen passenden Dachrinnenablauf.
Aufwendiger wird es, wenn das Regenwasser im Haus genutzt werden soll. Dann wird ein größerer Wasserspeicher gebraucht: eine Zisterne, die im Boden unter der Terrasse oder dem Garten vergraben wird. „In der Regel wird noch ein Filter dazwischengeschaltet, um grobe Verschmutzungen zu entfernen“, erklärt Kirschbaum. Kleinere Zisternen speichern zwischen 1000 und 2000 Liter Wasser. Soll das Regenwasser aber die Toilettenspülung und die Waschmaschine versorgen, wird für ein Einfamilienhaus ungefähr ein Speichervolumen von 6000 bis 10.000 Litern gebraucht.
Damit das in der Zisterne gesammelte Regenwasser von den Dachflächen ins Haus gelangt, braucht es eine Pumpe – und ein zweites Leitungssystem. Denn das Regenwasser hat keine Trinkwasserqualität und darf deshalb in der Leitung auch nicht mit diesem in Kontakt kommen. Es wird also über eine eigene Leitung direkt zur Toilette oder in den Waschmaschinenanschluss geleitet. Ist nicht genug Regenwasser verfügbar, können Toilette und Waschmaschine aber auch konventionell mit Trinkwasser versorgt werden.
Wie funktioniert die Aufbereitung von Grauwasser?
Noch etwas komplizierter ist die Aufbereitung von schon einmal verwendetem Wasser. Hier braucht es zunächst spezielle Abwasserleitungen für das Grauwasser, das aufbereitet und wiederverwendet werden soll und das Schwarzwasser, das nicht wiederverwendet wird. Auch Wasser aus der Küche kommt für die Wiederaufbereitung in der Regel nicht infrage, weil es durch das beim Kochen verwendete Fett zu stark verschmutzt ist.
Das Grauwasser fließt durch einen Grobstofffilter in einen ersten Tank, der sich meistens im Keller befindet, erklärt Philip Heldt, Umweltexperte bei der Verbraucherzentrale NRW. Dort befindet sich eine Art Miniklärwerk. „Es beinhaltet verschiedene Aufbereitungs- und Filtersysteme, die regelmäßig gewartet werden müssen“, sagt Heldt. Das Wasser wird dort in zwei Stufen gereinigt:
- Zunächst wird Sauerstoff hinzugefügt. Dadurch beginnen Mikroorganismen im Wasser damit, Rückstände biologisch abzubauen.
- Anschließend fließt das Wasser durch einen Membranbioreaktor mit mehreren feinen Membranfiltern. Diese können selbst Bakterien und Viren aus dem Wasser filtern, sodass das Wasser keimfrei ist.
Bis zur Trinkwasserqualität wird das Grauwasser allerdings nicht aufbereitet. „Das wäre extrem aufwendig und würde sich nicht rechnen“, sagt Bernd Kirschbaum vom Umweltbundesamt. Der Rest der Grauwasseranlage ist ähnlich wie bei der Regenwasseranlage: Das gereinigte Wasser fließt in einen zweiten Speicherbehälter und wird anschließend mithilfe einer Pumpe über ein eigenes Zuleitungssystem in die Toilette oder zur Waschmaschine geleitet.
Wie viel Trinkwasser lässt sich mit einer Aufbereitungsanlage sparen?
Im Durchschnitt verbraucht jeder Mensch in Deutschland 125 Liter Wasser pro Tag. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) werden davon 27 Prozent für die Toilettenspülung und 12 Prozent zum Wäschewaschen verwendet. 36 Prozent des Wasserverbrauchs entfallen aufs Duschen, Baden und die sonstige Körperpflege. Das heißt also: Durch Wasseraufbereitungsanlagen kann ein Haushalt etwa 40 Prozent seines Verbrauchs einsparen, pro Person etwa 50 Liter am Tag. Aufs Jahr gerechnet verbraucht ein Vierpersonenhaushalt mit einer Aufbereitungsanlage also ungefähr 70.000 Liter weniger.
Lohnt sich eine Wasseraufbereitungsanlage finanziell?
Egal, wie viel Niederschlag es gibt oder wie viel eingespart wird: Für die Umwelt ist die Nutzung von Regen- oder Grauwasser eigentlich immer sinnvoll. Die Bedeutung von Aufbereitungsanlagen wird den Prognosen zufolge in den nächsten Jahrzehnten weiter steigen. „Was alle Klimaprojektionen voraussagen ist, dass wir mehr Niederschläge im Winter und weniger im Frühjahr und Sommer bekommen werden – durch diese Veränderung der Wasserverfügbarkeit werden solche Anlagen wichtiger“, sagt Bernd Kirschbaum.
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Fest steht aber auch: Der Einbau von Wasseraufbereitungsanlagen ist teuer. Das Umweltbundesamt geht von Baukosten von bis zu 5000 Euro für Speicher, Rohrleitungen, Filter und Pumpen aus. Zusätzlich müsse man pro Jahr ungefähr 100 Euro für die Wartung der Anlage einkalkulieren. Bis sich die Kosten durch das eingesparte Trinkwasser amortisiert haben, dauere es demnach deutlich über zehn Jahre.
Laut Heldt liegen die Kosten für den Einbau einer Anlage in ein Bestandsgebäude sogar noch viel höher: „Um ein normales Einfamilienhaus mit einer Grauwasser- oder Regenwasseranlage auszustatten, muss man deutlich über 10.000 Euro einplanen“, sagt der Wasserexperte. „Davon kann ich sehr viel Leitungswasser kaufen.“
Einen kleinen finanziellen Vorteil gibt es dann doch: Wer Regenwasser im Haushalt verwendet oder damit seinen Garten bewässert, muss weniger Niederschlagswassergebühren zahlen. „Dafür muss bei der zuständigen Kommune ein Antrag gestellt werden“, erklärt Heldt. Diese prüft dann meist im Einzelfall, wie viel Wasser eingespart wird oder auf dem Grundstück versickert. Dafür sind Privatwasserzähler nötig. Laut Umweltbundesamt kann ein Vierpersonenhaushalt im Jahr so bis zu 200 Euro sparen.
Gibt es Förderprogramme?
Staatliche Förderprogramme für den Einbau solcher Anlagen gibt es in Deutschland bisher nicht.
Für wen sind Wasseraufbereitungsanlagen sinnvoll?
Für Heldt steht fest: Wasseraufbereitungsanlagen sind für Neubauten eine sinnvolle Option, für bestehende Gebäude aber eher nicht. „Dafür ist die Versorgungslage beim Wasser in Deutschland zu gut und wird es auch auf absehbare Zeit bleiben“, sagt der Experte.
Gerade beim Neubau großer Mehrfamilienhäuser, von ganzen Stadtquartieren oder Studentenwohnheimen haben Wasseraufbereitungsanlagen aber Potenzial. „Teilweise gibt es auch Anlagen mit Wärmerückgewinnung“, sagt Kirschbaum. Dabei wird die Wärmeenergie aus dem heißen Duschwasser zurückgewonnen und kann dann wieder zum Erhitzen von neuem Wasser benutzt werden.
Kann ich auch mit einer Solaranlage auf dem Dach Regenwasser nutzen?
Regenwassernutzung kann problemlos mit einer Solaranlage auf dem Dach kombiniert werden, erklärt die Berliner Regenwasseragentur. Zwischen den beiden Dachnutzungen bestehe keine Konkurrenz. Auch das Risiko, dass bei Havarien Solarflüssigkeit oder Schwermetalle in das gesammelte Regenwasser gelangen, sei sehr gering.
Entscheidend sei dagegen das Dachmaterial, erklärt Bernd Kirschbaum. „Große Metalldächer aus Zink oder Kupfer sind kritisch für die Regenwassernutzung im Garten, da diese Metalle für im Wasser lebende Organismen hochtoxisch sind“, erklärt der Hydrogeologe. Die Grenzwerte seien sehr streng, sodass es ohne eine entsprechende Vorbehandlung verboten sei, Regenwasser von solchen Dächern zu versickern. Fallrohre oder Dachrinnen aus Zink oder Kupfer seien dagegen in der Regel kein Problem für die Gartenbewässerung.
Kann ich auch mit einer Dachbegrünung Regenwasser nutzen?
Auch mit einer Dachbegrünung ist es möglich, Regenwasser zu sammeln. „Allerdings ist die Ausbeute dann etwas geringer, da ein Teil des Regenwassers in die Speicherschichten in der Dachbegrünung geht“, erklärt Philip Heldt. Außerdem ist Regenwasser, das auf einem Gründach gesammelt wurde, in der Regel etwas verfärbt, merkt die Regenwasseragentur an.
Die Wasserqualität werde davon aber nicht beeinträchtigt. Wer mit einem Gründach Regenwasser sammeln möchte, sollte jedoch darauf achten, dass in den Abdichtungsfolien kein sogenannter „Durchwurzelungsschutz“ mit chemischen Pflanzenschutzmitteln verwendet wird. Sonst könnte laut Regenwasseragentur das Wachstum der Pflanzen gehemmt werden, die mit dem Regenwasser gegossen wurden.