„Mit Zeit, Liebe und Vertrauen“
Familie Rietze hat vier Kinder – ein adoptiertes und drei in Pflege. Die Eltern berichten von ihrem Umgang mit den leiblichen Müttern und emotionalen wie finanziellen Herausforderungen.
Dresden. Es ist ein ruhiger Freitagnachmittag in einer 1500-Seelen-Gemeinde, etwa 30 Kilometer von Dresden entfernt. In einem der Häuser, das im Gegensatz zu den grau verputzten der Nachbarn, knallgrün gestrichen ist, bereitet Anja Rietze gerade das Kaffeetrinken vor. Bald versammelt sich ihre ganze Familie um den gedeckten Tisch. Das geht nicht schnell und auch nicht leise – immerhin sind sie zu sechst: Da sind neben Anja Rietze ihr Mann Mario und die vier Geschwister Linus*, Robin*, Mia* und Lisa*. Sie sind vor zwei Jahren aus Dresden hergezogen, um mehr Platz und mehr Ruhe zu haben. Das grüne Haus bewohnt die Familie allein – trotzdem stehen drei Nachnamen am Klingelschild.
Denn die Rietzes sind keine gewöhnliche Familie, nicht nur wegen ihrer Größe. Linus ist adoptiert, seine drei Geschwister sind Pflegekinder, deren leibliche Eltern sich nicht um sie kümmern können. Der extrovertierte blonde Linus mit dem runden Gesicht hat eine Klasse übersprungen, die Ärzte meinen, der Neunjährige habe einen hohen IQ. Sein Bruder Robin, sieben Jahre alt, hat braune Haare und ein schmaleres Gesicht. Er ist etwas stiller, denkt erst nach, bevor er loslegt. Die nächstjüngere Schwester Mia ist vier, und ebenfalls blond. Sie zeigt strahlend auf ein Bild, das sie gemalt hat: „Das ist ein Vogel.“ Ein kleiner Sonnenschein ist auch die beinahe zweijährige Lisa – das war vor einem Jahr noch anders, da war sie blass und still, erzählen die Eltern.